Benedikt Stampa freut sich auf einen emotionalen Abschied
Konzert für Intendanten des Konzerthaus Dortmund
Yannick Nézet-Séguin dirigiert am 16. Juni das letzte Konzert des Dortmunder Konzerthaus-Intendanten Benedikt Stampa. Was nach dem Konzert passieren wird, ist eine Überraschung.

Nach 13 Jahren verlässt Benedikt Stampa, Intendant des Dortmunder Konzerthauses das Ruhrgebiet und zieht nach Baden-Baden. © Nina Stiller
Nach 13 Jahren höchst erfolgreicher Arbeit als Intendant und Geschäftsführer des Dortmunder Konzerthauses Dortmund wird Benedikt Stampa nach dem Konzert am 16. Juni verabschiedet. Julia Gaß führte mit ihm ein letztes Interview.
Sind Sie so kurz vor Ihrem Abschied wehmütig?
Ich bin dankbar, nicht wehmütig. Ich bin viel länger geblieben, als ich gedacht habe, und merke jetzt am Ende, wie viel Kraft ich hier investiert habe und welche Verbindungen ich mit den Künstlern aufgebaut habe. Mit all den Anstrengungen, jeden Künstler zu halten und immer wieder neue Impulse zu setzen. Ich merke, dass jetzt eine Last von mir abfällt. Am Ende bleibt ein Gefühl des Glücks. Jetzt ist auch für das Konzerthaus der richtige Zeitpunkt, dass etwas Neues kommt.
Was nehmen Sie aus Dortmund mit?
Die Künstlerkontakte, ein unglaublich dickes Adressbuch. Die Herausforderung ist, in Baden-Baden die künftigen Stars zu entdecken. Es gibt dort eine langfristigere Planung. In Dortmund waren es zwei Jahre, in Baden-Baden sind es drei bis vier. Und es gibt dort zwar Stammbesucher, aber keine Abonnement-Strukturen wie hier.
Wie haben Sie das Publikum in Dortmund erlebt?
Wir haben hier ein musikalisch hoch gebildetes Publikum. Und das dankbarste, um neue Dinge auszuprobieren. Heute können Sie mit Menschen auf der Straße über Andris Nelsons sprechen, das war vor 15 Jahren unmöglich. Da kannten alle nur Karajan. Die kulturelle Bildung und die Teilhabe an Kultur hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. In Europa sind sechs neue Konzertsäle eröffnet worden, Klassik boomt. Der Gang durch die Menge am Ende der Konzerte, wenn ich in die Augen der Zuschauer geguckt habe, das waren die schönsten Momente.
Gab es den einen Moment im Konzerthaus Dortmund, den Sie nie vergessen werden?
Es gab viele dieser Momente. Einer war 2007, als das City of Birmingham Symphony Orchestra unter Sakari Oramo gespielt hat. Erst Tschaikowskys Violinkonzert mit Janine Jansen, dann die lange achte Sinfonie von Schostakowitsch. Janine hat das Konzert rasant gespielt. Schnell und explosiv. Oramo war der kühle Finne, der dafür gesorgt hat, dass das Orchester dabei nicht aus der Kurve fliegt. Danach brach im Publikum unglaublicher Jubel los. Alle haben gemerkt, dass dies ein Ritt auf der Rasierklinge war. Und nach dem Schostakowitsch saß das Publikum wie „geföhnt“ da, dann brach ein Applaussturm los. Ich habe damals gewusst „Das war der Durchbruch“. Jedes Konzert geht so schnell vorbei. Da hat man zwei Jahre geplant, ist so oft dafür rumgereist und dann denkt man: „Jetzt ist das alles vorbe“i. Dieses Gefühl habe ich oft gehabt: zwei Stunden, und dann ist es weg.
Haben Sie Tonaufnahmen aus dem Konzerthaus, oder nehmen Sie nur die Programmbücher mit?
Es gibt keine Bänder, ich habe alles im Kopf. Und die Bücher nehme ich natürlich mit.
Haben Sie Angst vor Ihrem letzten Konzert am 16. Juni?
Nein, ich freue mich darauf und darüber, dass Yannick dirigiert. Das war Zufall. Es war schon ein wunderbarer Abend, als wir ihn 2013 als Exklusivkünstler vorgestellt haben.
Haben Sie eine Ahnung, was nach dem Konzert passieren wird? Wie sich das Publikum von Ihnen verabschiedet?
Nein. Ich weiß, dass Oberbürgermeister Ullrich Sierau nach dem Konzert eine kleine Rede halten wird. Das finde ich sehr nett. Es wird sicher ein emotionaler Abend werden. Wenn man so viel Herzblut in eines Sache gesteckt hat, ist das ein besonderer Moment, den man zelebrieren darf. Es waren 13 gute Jahre. Wir haben Mut gehabt, auch beim Programmieren, und der wurde belohnt.