„Heißes Herz“ schlug nur für wenig Besucher
Philharmonie Essen
Christian Gerhaher und Bamberger Symphoniker brillierten in neuen Liedern.

Bariton Christian Gerhaher begeisterte in der Philharmonie Essen mit Liedern von Jörg Widmann. Foto: dpa
Maifeiertag und klassische Musik - beim Gastspiel der Bamberger Symphoniker in Essen passte das nicht zusammen: Nur knapp die Hälfte der Plätze der Philharmonie waren besetzt. Dabei hatten Chefdirigent Jakub Hrusa und seine Musiker ein spannendes Programm im Gepäck, das erklärt, warum der Deutsche Musikverleger-Verband das Orchester gerade fürs beste Konzertprogramm der Saison ausgezeichnet hat.
Neuer Liederzyklus von Jörg Widmann
Im Mittelpunkt stand die neue, erst kurz zuvor in Bamberg uraufgeführte Orchesterfassung des Liederzyklus‘ „Das heiße Herz“ von Jörg Widmann auf Verse von Klabund, Härtling, Heine, Brentano und aus der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“. Allen Gedichten gemeinsam: ein Hang zur Romantik.
Auch Widmanns Musik blickt hier stark zurück in die Klangwelt des 19. Jahrhunderts, spielt - in reicher, moderner Instrumentierung und nicht ohne Witz - an auf Mahler, Strauss, auch auf Tanzmusik.
Und zwischendrin gibt’s sogar ein Klavierlied im Schubert-Ton. Bariton Christian Gerhaher als Solist traf den jeweiligen Tonfall perfekt. Vom Orchester atmosphärisch dicht und rhythmisch präzise begleitet, war er ein pointierter, ausdrucksstarker, meist auch sehr textverständlicher Gestalter.
Eifersucht
Janáceks Orchesterstück „Eifersucht“ bildete eine packende Ouvertüre dazu. Die rhapsodische dritte Sinfonie von Brahms dann bot Romantik pur - schwelgerisch, glutvoll, für die zarten „Gesänge“ der Holzbläser aber kammermusikalisch zurückgenommen.
Zum Schluss gab’s eine weitere Novität von Widmann: seinen stimmungsvollen, ins Karnevalistische abdriftenden, zuletzt fröhlich lärmenden „Bamberger Marsch“. Eine Zugabe so ganz nach dem Geschmack dieses famosen bayerischen Orchesters.