„Mord im Orient-Express“ wurde zur abstrakten Tanz-Reise

NRW-Juniorballett

Das NRW-Juniorballett feiert in Dortmund Premiere von „Mord im Orient-Express“. Das Publikum brauchte in Demis Volpis abstrakter Choreografie eine gute Spürnase.

Dortmund

, 15.04.2018, 18:18 Uhr / Lesedauer: 1 min
Vor Spiegelelementen präsentiert das NRW-Juniorballet eine abstrakte Tanz-Reise im „Mord im Orient-Express“.Foto: Stöss

Vor Spiegelelementen präsentiert das NRW-Juniorballet eine abstrakte Tanz-Reise im „Mord im Orient-Express“.Foto: Stöss

Ein Agatha-Krimi als Ballett? Das hat es noch nicht gegeben. Wer allerdings beim „Mord im Orient-Express“ einen Tanzkrimi erwartet hat, brauchte eine gute Spürnase.

Kriminal-Kammerspiel

Demis Volpi, der renommierte, ehemalige Choreograf des Stuttgarter Balletts, hat mit dem NRW-Juniorballett eine abstrakte Fassung frei nach Christies Kriminal-Kammerspiel erarbeitet. Der Premiere am Samstagabend im Dortmunder Opernhaus hätte man mehr Publikum gewünscht.

Es ist eine Reise durch Seelenlandschaften, die die je sechs Tänzerinnen und Tänzer auf der fast leeren Bühne präsentieren.

Lediglich ein zerlegbarer Würfel aus Spiegelelementen deutet auf den Luxus, das Statussymbol der damaligen Zeit hin, als ein Zug 1883 von Paris 3074 Kilometer nach Istanbul fuhr. Und einige wenige Hüte deuten die Stationen dieser Reise an (Ausstattung: Tatyana van Walsum).

Schöne Schwarz-Weiß-Ästhetik

Figuren wie Spionin Mata Hari, die auch in diesem Zug saß, oder Detektiv Hercule Poirot zuzuordnen, fällt schwer. Aber die Atmosphäre der Zeit macht Volpi in einer Schwarz-Weiß-Ästhetik sehr schön deutlich.

Und die Musik – von Duke Ellington bis Philip Glass – fügt sich überaus harmonisch zusammen und passt perfekt zu dem fließenden Tanz dieses Episoden-Tanztheaters.

Stationendrama über 75 Minuten

Getanzt ist das 75-minütige Stationendrama vortrefflich. Mehr als auf virtuose Soli und Pas-de-deux (die die zwölf Tänzer auch gut meisterten), setzt Volpi auf Ensembleszenen, die das Juniorballett synchron und mit viel Ausdruck tanzte.

Ein Höhepunkt ist die Jazz-Szene – eine humorvolle, witzig choreografierte und spritzig getanzte Episode.

Zuschauer, die die Geschichte von Christies Krimi verfolgen und nicht nur Motive zusammenpuzzlen möchten wie die Tänzer den Spiegelwürfel, müssen den Film oder das Buch gut kennen.

Dieser „Mord im Orient-Express“ hätte auch „Tod auf dem Nil“ heißen können, so abstrakt erzählt Volpi sein Tanztheater.

Termine: 12.5., 16.6.; Karten: Tel. (0231) 5027222. www.theaterdo.de
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