C.A.R. gibt jungen Talenten Raum

Medienkunstmesse C.A.R.

Durch einen tiefschwarzen Tunnel starren die Augen vom Bildschirm auf die Besucher der „Contemporary Art Ruhr“-Messe (C.A.R.) in Halle 6 auf Zollverein in Essen. Mit der Zeit wird der Blick klarer. Die Messe läuft seit Freitagabend (1.6.) auf Zollverein: mit Foto-Spezial, vielen neuen Künstlern und roten Strumpfhosen.

Essen

, 01.06.2018, 20:00 Uhr / Lesedauer: 1 min
Medien-Künstlerin Julia Priss (29) hat sich zum ersten Mal für die C.A.R. beworben und prompt eine Sonderausstellung auf der Essener Messe bekommen: In Halle 6 zeigt sie „Rauschen im Unraum. Zwischen Erinnern und Vergessen“. Foto: Wurzel

Medien-Künstlerin Julia Priss (29) hat sich zum ersten Mal für die C.A.R. beworben und prompt eine Sonderausstellung auf der Essener Messe bekommen: In Halle 6 zeigt sie „Rauschen im Unraum. Zwischen Erinnern und Vergessen“. Foto: Wurzel

Künstler und Galerien aus dem Ruhrgebiet und der Welt zeigen bis Sonntag (3.6.) auf dem Gelände von Zollverein in Essen Medienkunst.

Der Tunnel, „Zwischenraum“, ist die Videoarbeit der 29-jährigen Künstlerin Julia Priss: In „Rauschen im Raum. Zwischen Erinnern und Vergessen“ macht sie mit Videos Verwandlungen sichtbar. Dabei tauchen vereinzelt Körperelemente auf – auch in den Plastiken und auf Tablets, die an rostigen Wänden hängen.

Flackerndes Datenmeer

Julia Priss gehört zu den C.A.R.-Talenten, ihr multimediales Werk passt hervorragend zum Foto-Schwerpunkt der Messe. Wohl ein Grund für die große Fläche, auf der sie ausstellt.

Nebenan flackern Lichtbalken über bedruckte Wände. „30 Grad – Visualising Ocean Data“ heißt das Projekt von Studierenden der Muthesius Kunsthochschule Kiel. Es ordnet mit Hilfe des Lichts Temperatur, pH-Werte oder den Salzgehalt der Meere auf dem 30. Längengrad ein, dem mit der wenigsten Landmasse. Die Datensätze reichen bis in die 50er-Jahre zurück.

FOTOSTRECKE
Bildergalerie

So sieht es auf der Medienkunstmesse C.A.R. aus

01.06.2018
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Die größte Installation auf der Medienkunstmesse C.A.R. ist in Halle 8 auf Zollverein in Essen: "Rhizom" von Christoph Hildebrand besteht aus flackernden Neonsymbolen. Die Kabel, die die Platten verbinden, gehören zum Gesamtwerk. In einem weiten Kreis sind die Symbole gruppiert. Foto: Wurzel
Eine Gruppe der Neonleuchten stellt verschiedene Arten von Weltanschauung grafisch dar. Foto: Wurzel
Am hinteren Ende von Halle 5 stellt eine Künstlerin aus, die regelmäßigen C.A.R.-Besuchern wohl bekannt sein dürfte: Monika Ortmann hat Bordeauxrote Strumpfhosen über die beiden Raumtrenner ihrer Ausstellungsfläche gezogen. "Have a Nice Stretch" nennt sie das Werk. Schon an der ersten C.A.R.-Messe hat sie teilgenommen - und mit ihrem "Lieblingsmaterial" gearbeitet. Foto: Wurzel
Die Schattierungen auf dem Stoff entstehen einerseits durch die Dehnung der Hosen, und Monika Ortmann hat auch mit verschiedenen Farben gearbeitet - die Strumpfhosen, die sie gebraucht von Theatern der Umgebung bekommt, waren ursprünglich hautfarben. Foto: Wurzel
Neu dabei ist Julia Priss (29). Sie zählt zu den diesjährigen C.A.R.-Talenten und darf auf einer großen Fläche in Halle 6 ausstellen. Ihre Positionen zu "Rauschen im Unraum. Erinnern und Vergessen" zeigen die Verwandlung von Körpern. In einer Plastik auf einem runden Spiegel ist ein Arm oder Bein zu erkennen. Foto: Wurzel
Wer richtig steht, sieht in der Spiegelung eines der Tablets, die an der Wand darüber hängen. Auf den Bildschirmen laufen Videoarbeiten zu demselben Thema. Foto: Wurzel
Neben den Tablets gibt es auch gewöhnliche Bildschirme. Auf zweien sind Aufnahmen von Händen zu sehen. Aus einem Lautsprecher ist ein Tropfen zu hören, kurz darauf tropft etwas auf die Finger im Bild. Foto: Wurzel
Das Werk von Julia Priss ist umfangreich. Das kann sie auf der Ausstellungsfläche in Halle 6 zeigen. Foto: Wurzel
Zu den Videoarbeiten kommen einzelne Plastiken oder Gipsarbeiten (Foto), die auf dem Boden stehen. Foto: Wurzel
Unter den C.A.R.-Talenten ist auch eine Dortmunderin. Anna Traskaliková stellt in Halle 12 ihre "digital analoge Malerei" mit dem Titel "ruhr" aus. Kohle ist ein häufiges Objekt und Landschaften. Die Bilder hat sie auf Glas oder Plexiglas gedruckt. Foto: Wurzel
Anna Traskaliková studiert an der Folkwang Universität in Essen und arbeitet künstlerisch in Dortmund. Für sie bietet die Ehrung als C.A.R.-Talent eine Plattform, um sich zu vernetzen: Ihre Motive als Postkarte gibt es schon in Museums-Shops auf Zollverein zu kaufen. Foto:Wurzel
An der C.A.R. nehmen internationale Künstler und Galerien teil. Die "Fire Workers" des rumänischen Künstlers Ciprian Paleologu sind Teil seines Multimediaprojekts "Das Projekt Mensch" und in Halle 5 zu sehen. Aus weißem Leder sind die Umrisse geschnitten und mit "Brush"-Technik bemalt. Es gibt vier verschiedene Arten der Figur. Foto: Wurzel
Die Galerie an der Zitadelle aus Jülich hat ebenfalls einen Stand in Halle 5 der Messe. Foto: Wurzel
Die dunklen Figuren gibt es als Plastik oder Bild. Foto:Wurzel
Gegenüber sind Fotoarbeiten der Galerie Z22 aus Berlin ausgestellt. Foto:Wurzel
Die Arbeiten sind von den Künstlern Hardy Brackmann, Dirk Krüll und Ira Rokka. Foto: Wurzel
Die italienische UFOFABRIK Contemporary Art Gallery aus Moena zeigt unter anderem ein Werk von Margherita Levo Rosenberg, die mit zerschnitten Röntgenbildern und Dekomaterial arbeitet. Foto: Wurzel
"30 Grad - Visualising Ocean Data" ist ein Gemeinschaftsprojekt von Studierenden der Muthesius Kunsthochschule Kiel. Es stellt ausgewählte Datensätze der Ozeane zu Temperatur oder Salzgehalt multimedial dar. Das ist in Halle 6 zu sehen. Foto: C.A.R.

Außer einer Neon-Installation in Halle 8 fallen die Messestände in den Hallen 5 und 12 komprimierter aus.

Dortmunderin macht aus Handyfotos „malerische“ Kunst

In Halle 12 stellt auch die Dortmunder Künstlerin Anna Traskaliková aus: Über Handyfotografie ist sie zu dem Ansatz gekommen, die verwaschenen Pixel der Bilder „malerisch“ zu nutzen und zu retuschieren. Auch mit Bewegung und Überblendung arbeitet sie. Die Werke hat sie auf (Plexi-) Glas gedruckt, weil ihr die Ansicht am PC genau so gefallen hat. Landschaft oder Kohle gehören zu den Objekten.

Als Talent ist der Stand für Traskaliková kostenlos. Andere Künstler und Galerien nehmen seit Jahren teil. Bordeauxrote Strümpfe hat etwa Monika Ortmann zu einer Art Spinnennetz zurecht gezerrt: „Das ist mein Lieblingsmaterial“, sagt Ortmann. Vor elf Jahren war sie damit schon auf der ersten C.A.R.-Messe.

Unesco-Welterbe Zollverein Areal A: „Car 2018. Medienkunstmesse und Foto-Special“, bis 3.6., Gelsenkirchener Str. 181, Sa/So 11-19 Uhr.