Löw bleibt DFB-Coach bis 2022 - Neuer nominiert

Bekanntgabe des WM-Kaders

Joachim Löw hat wieder einmal alle verblüfft. Im vorläufigen WM-Kader für die Titelverteidigung steht Nils Petersen und nicht Sandro Wagner. Auch Rio-Held Mario Götze fährt nicht nach Russland. Torwart Manuel Neuer muss seine Fitness im Trainingslager beweisen.

Dortmund

15.05.2018, 12:55 Uhr / Lesedauer: 3 min
Joachim Löw macht voraussichtlich bis zur WM 2022 weiter.

Joachim Löw macht voraussichtlich bis zur WM 2022 weiter. © dpa

Bundestrainer Joachim Löw hat mit der Berufung von Nils Petersen für eine große Überraschung in seinem vorläufigen Kader für die Fußball-WM in Russland gesorgt. Der Freiburger Angreifer steht als Länderspielneuling im Gegensatz zu Rio-Siegtorschütze Mario Götze und Bayern-Angreifer Sandro Wagner im 27 Spieler umfassenden Aufgebot für das Turnier vom 14. Juni bis 15. Juli.

Vier Torhüter nominiert

Zudem benannte Löw am Dienstag im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund auch den lange verletzten Kapitän Manuel Neuer als einen von vorerst vier Torhütern neben Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp und Bernd Leno. Löw muss bis zum 4. Juni den Kader noch auf die Turniergröße von 23 Profis reduzieren und dann auch einen Torwart streichen. „Ohne Spielpraxis in ein WM-Turnier zu gehen, ist nicht möglich“, sagte Löw über Neuer.

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Der DFB-Kader für die Weltmeisterschaft in Russland

15.05.2018
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Der DFB-Kader für die Weltmeisterschaft in Russland.© picture alliance / Christian Cha
Manuel Neuer (FC Bayern München)© imago/Nordphoto
Marvin Plattenhardt (Hertha BSC)© imago/Nordphoto
Jonas Hector (1. FC Köln)© imago/Nordphoto
Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach)© imago/Nordphoto
Mats Hummels (FC Bayern München)© imago/Nordphoto
Sami Khedira (Juventus Turin)© imago/Nordphoto
Julian Draxler (Paris St. Germain)© imago/Nordphoto
Toni Kroos (Real Madrid)© imago/Nordphoto
Timo Werner (RB Leipzig)© imago/Nordphoto
Mesut Özil (FC Arsenal)© imago/Nordphoto
Marco Reus (Borussia Dortmund)© imago/Nordphoto
Kevin Trapp (Paris St. Germain)© imago/Nordphoto
Thomas Müller (FC Bayern München)© imago/Nordphoto
Leon Goretzka (FC Schalke 04 / ab 1. Juli FC Bayern München)© imago/Nordphoto
Niclas Süle (FC Bayern München)© imago/Nordphoto
Antonio Rüdiger (FC Chelsea)© imago/Nordphoto
Jerome Boateng (FC Bayern München)© imago/Nordphoto
Joshua Kimmich (FC Bayern München)© imago/Nordphoto
Sebastian Rudy (FC Bayern München)© imago/Nordphoto
Julian Brandt (Bayer 04 Leverkusen)© imago/Nordphoto
Ilkay Gündogan (Manchester City)© imago/Nordphoto
Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona)© imago/Nordphoto
Mario Gomez (VfB Stuttgart)© imago/Nordphoto

Unerwartet war auch die Rückkehr von Leverkusens Verteidiger Jonathan Tah in das Aufgebot. Ungeachtet der Debatte um die Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gehören Mesut Özil und Ilkay Gündogan wie erwartet zum DFB-Team. „Wir haben den Spielern zu verstehen gegeben, dass das keine glückliche Aktion war“, sagte Löw. Beide hätten ihm zu verstehen gegeben, dass sie keine politische Botschaft hätten senden wollen. „Es ist eine Lehre für sie“, sagte Löw und kündigte ein Gespräch im Trainingslager an.

Löw betont Petersens Joker-Qualitäten

Freiburg-Stürmer Petersen hatte Löw noch am Samstag zum Abschluss der Bundesliga gegen den FC Augsburg live begutachtet. „Er hat eine gute Saison gespielt und in einer Mannschaft, die nicht viele Torchancen hat, 15 Tore erzielt“, sagte Löw und lobte besonders die Joker-Qualitäten Petersens, der mit der Olympia-Auswahl 2016 Silber gewonnen hatte. „Die Nominierung ist eine sehr große Ehre für mich. Ich habe damit nicht wirklich gerechnet und bin sehr dankbar. Die Chance dabei sein zu können, ist die Krönung der Saison“, sagte er.

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Über Götze sagte Löw: „In dieser Saison war er wahrlich nicht in der Form. Ich hoffe, dass er auch wieder zurückkommt. Es tut mir für ihn leid, weil ich weiß, was er geleistet hat.“ Im Gegensatz zu Götze steht dessen BVB-Kollege Marco Reus wieder im DFB-Team.

Mittwoch Start in die WM-Vorbereitung

Am Mittwoch kommender Woche startet Löw mit seinem Kader in Eppan in Südtirol in die heiße WM-Vorbereitung. Bis zum 7. Juni soll dort der Feinschliff für das ehrgeizige Unternehmen Titelverteidigung vorgenommen werden. Einen Tag später steht der letzte Test im Länderspiel gegen WM-Starter Saudi-Arabien in Leverkusen an. Aus dem Trainingslager reist die Weltmeister-Auswahl zum Testspiel gegen Österreich am 2. Juni nach Klagenfurt. Dort könnte Torwart Neuer sein erstes Spiel im DFB-Trikot seit Oktober 2016 bestreiten.

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Nach Russland bricht das DFB-Team am 12. Juni von Frankfurt aus auf. Im Hotel Watutinki südwestlich von Moskau beziehen Mats Hummels und Co. ihr WM-Basiscamp. Am 17. Juni steht im Moskauer Luschniki-Stadion die erste Partie der Gruppe F gegen Mexiko an. Sechs Tage später kommt es in Sotschi zum Duell mit Schweden. Die Olympia-Stadt am Schwarzen Meer ist Löw von der erfolgreichen Zeit beim Confed Cup in bester Erinnerung.

Als Gruppensieger in Moskau

Zum Vorrundenabschluss geht es am 27. Juni in Kasan gegen Südkorea. Bei der fest eingeplanten Qualifikation für die K.o.-Runde wären St. Petersburg oder Samara, dann Samara oder Kasan die Spielorte im Achtel- und Viertelfinale. Als Gruppensieger würde die DFB-Elf das Halbfinale in Moskau bestreiten, wo am 15. Juli im Luschniki-Stadion der neue Weltmeister gekürt wird.

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Kurz vor der Bekanntgabe des WM-Kaders für Russland hatte der Deutsche Fußball-Bund die zu diesem Zeitpunkt überraschende Verlängerung der Verträge mit Bundestrainer Löw und Teammanager Oliver Bierhoff verkündet. Löw soll seinen bis 2020 datierten Vertrag bis 2022 verlängern. Bierhoff erhält ebenfalls einen um zwei Jahre längeren neuen Kontrakt bis 2024.

Verlängerung eine „große Verantwortung“

„Ein Team, das nie satt ist“, sagte Grindel über die sportliche Leitung der Weltmeister-Auswahl. „Eine Vertragsverlängerung ist immer etwas ganz Besonderes“, sagte Löw. Die Verlängerung sei eine „große Verantwortung, verbunden mit der Verpflichtung, die Nationalmannschaft weiterzuentwickeln“, sagte Löw. „Deshalb haben wir mit Freude hier verlängert.“

Der 58 Jahre alte Löw ist seit 2006 Bundestrainer, zuvor war er zwei Jahre Assistent von Jürgen Klinsmann. 2014 führte er die DFB-Auswahl in Brasilien zum vierten WM-Titel. Im Oktober 2016 verlängerte er letztmals seinen Vertrag, damals bis zur EM 2020.

Bierhoff wurde von Klinsmann zum Teammanager gemacht und ist mittlerweile als DFB-Direktor für den gesamten Nationalmannschaftsbereich und die Entwicklung der DFB-Akademie zuständig.


Der vorläufige Kader

Tor: Bernd Leno (Bayer Leverkusen), Manuel Neuer (FC Bayern München), Marc-André ter Stegen (FC Barcelona), Kevin Trapp (Paris St. Germain)

Abwehr: Mats Hummels (FC Bayern München), Jerome Boateng (FC Bayern München), Joshua Kimmich (FC Bayern München), Jonas Hector (1. FC Köln), Antonio Rüdiger (FC Chelsea), Niklas Süle (FC Bayern München), Marvin Plattenhardt (Hertha BSC), Jonathan Tah (Bayer Leverkusen)

Mittelfeld/Angriff: Toni Kroos (Real Madrid), Thomas Müller (FC Bayern München), Timo Werner (RB Leipzig), Marco Reus (Borussia Dortmund), Sami Khedira (Juventus Turin), Mesut Özil (FC Arsenal), Leroy Sané (Manchester City), Julian Draxler (Paris St. Germain), Ilkay Gündogan (Manchester City), Leon Goretzka (FC Schalke 04), Mario Gomez (VfB Stuttgart), Sebastian Rudy (FC Bayern München), Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Nils Petersen (SC Freiburg)

Von dpa