Ob Kennenlernen oder Zusammenbleiben: Franziska Urbatschek ist Expertin in Sachen Liebe und berät Menschen, die noch Nachhilfe brauchen. In ihrer Kolumne schreibt sie über Themen aus dem Coaching-Alltag.

Ob Kennenlernen oder Zusammenbleiben: Franziska Urbatschek ist Expertin in Sachen Liebe und berät Menschen, die noch Nachhilfe brauchen. In ihrer Kolumne schreibt sie über Themen aus dem Coaching-Alltag. © Grafik Klose

Was fast alle Singles auf Partnersuche falsch machen

rnKolumne: Liebe Lernen

In ihrer neusten Kolumne beschreibt Single-Coach Franziska Urbatschek einen häufigen Single- und Beziehungstyp als Verbraucher. Haben sich zwei Partner in einer Beziehung verbraucht, ist an dieser Stelle nicht selten Schluss.

von Franziska Urbatschek

Unna

, 12.10.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Hallo, mein Name ist Franziska Urbatschek und ich habe mich auf das Coachen von Singles spezialisiert. In meiner Arbeit fallen mir immer mal wieder Dinge auf, die viele Singles, die auf Partnersuche sind, falsch machen. So können sie den Partner, den sie sich wünschen, nicht dauerhaft anziehen. Aber fangen wir mal von vorne an.

Viele Singles wenden sich an mich, weil ihnen nur kurzfristige Beziehungen gelingen. Ihnen fällt es nicht so schwer, sich auf jemanden einzulassen, jedoch scheitern diese Partnerschaften nach einer kurzen Dauer. Eine der ersten Fragen, die ich dann stelle, lautet: „Warum möchtest du denn eigentlich in einer Partnerschaft sein?“

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Häufig höre ich Antworten wie: „Ich möchte glücklich sein, mich nicht mehr einsam fühlen und habe auch einen Familienwunsch.“ Also geht es eher darum, etwas vom anderen haben zu wollen, weil ich glaube, zu zweit geht es mir besser und alleine geht es mir nicht so gut.

Die Singles, die übrigens nur selten mit mir zusammenarbeiten, sind die, die sagen, „ich bin glücklich, ich bin nicht auf der Suche“. Da frage ich mich: Wieso schließt es sich aus, glücklich zu sein und auf der Suche? Ist der Partnerwunsch nur da, wenn ich nicht glücklich bin? Und die bittere Wahrheit lautet meist „ja“. Viele glückliche Singles wollen nichts verändern. Häufig haben sie sogar die Befürchtung, nicht mehr so glücklich zu sein, wenn sie sich auf jemanden einlassen.

Wunsch entsteht aus einem Mangel heraus

Kommen wir nun auf die Singles zurück, die sagen, dass sie gerne einen Partner hätten, weil es ihnen nicht so gut geht. Der Wunsch ist nicht falsch, nur aus meiner Sicht begrenzt - weil er aus einem Mangel heraus entsteht. Der gewünschte Partner soll in erster Linie einen vorhandenen Mangel beseitigen. Zum Beispiel die gefühlte Einsamkeit. Das Interessante ist nun: Suchen wir Partner aus einem solchen Mangel heraus, finden wir diejenigen, die aus gleichen Gründen auf der Suche sind.

Solche Singles haben den Anspruch, dass der andere sie lieben, anerkennen, an sie glauben oder sie glücklich machen soll. Nur ist das nicht der Job des Partners, sondern unser eigener. Dazu aber später mehr.

Zwei Menschen gehen nun also aus Mangel an etwas eine Beziehung ein. Das kann man sich so ungefähr vorstellen, wie zwei Verbraucher in Partnerschaft. Zwei Verbraucher tun sich zusammen in der Hoffnung, der andere möge ihn doch bitte satt machen. Sie sagen einander „Ich liebe dich!“, aber an die Liebe ist ein Deal gebunden: „Ich liebe dich, weil du mich glücklich machst bzw. mich nicht mehr einsam fühlen lässt.“ „Ich will etwas von dir haben. Ich brauche gerade Bestätigung von dir.“ Und diese unterbewussten Gedanken beruhen auf Gegenseitigkeit.

Das kann funktionieren, allerdings nur begrenzt – und zwar so lange, bis einer von beiden diesen Deal nicht mehr erfüllt. Weil das Leben oder irgendetwas anderes dazwischen gekommen ist. Und aus „Mach du mich glücklich, dann mach ich dich glücklich“ wird: „Ich kriege nicht von dir, was ich möchte, also kriegst du auch von mir nicht, was du möchtest“.

Der Anfang von Ende vieler Beziehungen

Und diese Situation ist häufig der Anfang vom Ende: Aus dem Miteinander wird ein Nebeneinander und schließlich ein Gegeneinander. Der Punkt, an dem zwei Verbraucher sich verbraucht haben, an dem sich viele Paare trennen, weil sie nicht mehr gesehen werden und nicht mehr die Anerkennung oder Dinge von ihrem Partner bekommen, die sie sich wünschen.

Wenn du als Leser jetzt festgestellt hast, dass du auch im Mangelmodus unterwegs warst oder mit deinem Partner kein Miteinander mehr lebst, empfehle ich dir aber, nicht in die Selbst- oder Fremdbewertung einzusteigen. Erkenne zunächst an, dass das so war oder noch ist. Eher hilft es nun zu sagen: „,Super, ich habe erkannt, dass es mir an etwas mangelt – und weil ich das jetzt erkannt habe, kann ich etwas ändern.“

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Der Schlüssel ist nämlich eigentlich ziemlich simpel. Du darfst erstmal glücklich sein beziehungsweise zu der Person werden, die du glaubst zu sein, wenn du in Partnerschaft bist. Und du darfst dafür sorgen, dass es dir gut geht und dass du einfach gerne mit dir selbst bist. Denn so benötigst du niemanden von außen, der andauernd deinen Mangel kompensieren soll. Wenn du magst, kannst du eine Liste anfertigen. Auf der linken Seite schreibst du auf, wann du glücklich bist. Wann geht es dir so richtig gut? Und auf der rechten Seite schreibst du deine Begründungen auf, warum du das bisher noch nicht so lebst. Im nächsten Schritt geht es darum, diese Begründungen genauer anzuschauen und daran zu arbeiten.

Zugegeben, das klingt jetzt ziemlich einfach, ist es aber in der Realität nicht unbedingt. Doch es gibt viele Coaches wie mich und andere Experten, die dir dabei helfen können.

Einstellung zur Partnerschaft verändern

Ein nächster Schritt ist es, die Einstellung zur Partnerschaft zu verändern – und eben nicht mehr aus einem Mangel heraus zu denken. Wer keinen Mangel mehr hat, sondern sich im „Füllemodus“ befindet, gibt etwas, ohne etwas zurückzuverlangen. Das kann so etwas sein, wie ein ehrliches und aufrichtiges Kompliment oder eine liebevolle Geste, in Form eines Liebesbriefs.

Das vergleiche ich auch immer gerne mit einer Autopolitur. Wenn ich den anderen sinnbildlich zum Leuchten und Glänzen bringe, strahle ich dadurch umso mehr, wenn ich mit dem polierten Auto durch die Straße fahre. Also hab immer im Hinterkopf, deine Mitmenschen zum Leuchten zu bringen. So bekommst du umso mehr wieder zurück.

Podcast

Wenn du mehr erfahren möchtest, höre gerne mal in unseren Podcast „Beziehungsstatus Single“ rein. Der ist überall verfügbar, wo es Podcasts gibt. Die Podcast-Folge „Die drei häufigsten Punkte, die Singles ‚falsch‘ machen“ passt sehr gut. https://open.spotify.com/episode/1RvZdSNpVrD1wE6223bnco?si=f98eafdc922a41bf