
Ob Kennenlernen oder Zusammenbleiben: Franziska Urbatschek ist Expertin in Sachen Liebe und berät Menschen, die noch Nachhilfe brauchen. In ihrer Kolumne schreibt sie über Themen aus dem Coaching-Alltag. © Grafik Klose
Was Erfolg in der Beziehung mit unserem Bindungstyp zu tun hat
Kolumne Liebe Lernen
Erfolg in einer Beziehung hängt dicht mit dem Verhältnis von Nähe und Distanz zusammen. Und in diesem Punkt sind Menschen ganz unterschiedlich. Deswegen lohnt es durchaus zu wissen, welcher Bindungstyp man ist.
„Mir gelingen nur kurzfristige Beziehungen“ oder ,,Die, die ich will, wollen mich nicht und die mich wollen, will ich nicht“: Diese Aussagen höre ich oft in der Zusammenarbeit mit meinen Klienten. Sie sind frustriert, warum es schon wieder nicht geklappt hat, stellen sich Fragen wie: „Warum ziehe ich immer wieder solche Beziehungen an?“ oder „Was stimmt denn nicht mit mir?“ Der Zweifel an der eigenen Beziehungsfähigkeit ist groß.
Doch woran liegt es, dass es bei einigen so gut läuft in der Liebe und bei den anderen nicht?
Schon in der frühen Kindheit entwickeln wir Bindungsmuster. Das hat der britische Psychoanalytiker John Bowlby in den fünfziger Jahren festgestellt. Er fand heraus, dass das Bedürfnis, unser Leben mit jemandem zu teilen, in den menschlichen Genen angelegt ist. Denn unser Streben nach einer emotionalen Bindung ist etwas Natürliches und gibt uns Menschen Sicherheit. Bei seinen Studien stellte er fest, dass es drei Bindungstypen gibt: Den ängstlichen, den sicheren und den vermeidenden Typ.
Durch diese drei Typen kannst du deine Verhaltensmuster und auch die von deinem Gegenüber viel besser deuten und verstehen. Zu welchem Bindungstypen würdest du dich zählen, wenn du die Beschreibungen liest?
Der sichere Bindungstyp ist in seiner Art und Weise sehr konstant. Er braucht keine große Aufregung. Er gibt dir Zeit und Aufmerksamkeit, ohne dich einzuengen oder beleidigt zu sein. Du kannst dich sicher bei ihm fühlen, denn er bleibt auch in den schlechten Zeiten bei dir. Er ist in der Lage, stabile und erfüllte Partnerschaften zu führen, denn er hat keine Angst vor Nähe und Verbindlichkeiten. Der sichere Bindungstyp kann gut Grenzen setzen und für seine Bedürfnisse einstehen. Und er kann auch sehr gut mit Nähe und Distanz umgehen. Man fühlt sich in seiner Nähe wohl. Ein besonderes Merkmal ist, dass er fast immer in Beziehungen ist und selten Single.
Der vermeidende Bindungstyp legt sehr viel Wert auf Unabhängigkeit und Freiheit. Er sucht zwar die Nähe, aber sobald es zu nah wird, zieht er sich zurück und sucht die Distanz. Er kommuniziert selten offen über Gefühle und macht deshalb viel mit sich selbst aus. Deshalb ist man auch ständig verunsichert, woran man bei ihm ist. Sehr charakteristisch ist, dass er zweideutige Signale sendet und sich nicht festlegen kann beziehungsweise möchte.
Der ängstliche Bindungstyp braucht viel Nähe, Sicherheit und Bestätigung, dass er genug geliebt wird. Wenn er sich zurückgewiesen fühlt, verstärkt er seine Bemühungen. Denn er glaubt, Liebe müsse man sich verdienen. Er kommuniziert die Ängste, um sicher zu stellen, dich zu behalten, ist aber auch schnell gereizt, wenn seine Erwartungen nicht erfüllt werden. Er klammert sehr und möchte das Verhalten seines Partners kontrollieren.
Was kann ich daraus lernen? Wie verhalte ich mich beim Dating?
Wenn du ein ängstlicher oder vermeidender Bindungstyp bist, wähle für dich eher einen sicheren Bindungstypen aus. Das mag vielleicht „langweilig“ erscheinen, aber langfristig gesehen wirst du zufriedener in deiner Partnerschaft sein. Dieser Typ bietet dir nämlich die nötige Stabilität und einen sicheren Rahmen, sodass du gar keine Unsicherheit verspürst. Und falls doch, kann deine bessere Hälfte dies gut händeln.
Das Gegenteil davon wäre die Kombination zwischen dem ängstlichen und vermeidenden Bindungstypen. In dieser Kombination verbirgt sich das größte Konfliktpotential. Doch diese beiden Bindungstypen ziehen sich paradoxerweise häufig an. Der ängstliche Bindungstyp hat aufgrund seines hohen Nähe-Bedürfnisses viel Kraft, um sich an einen „Vermeider“ festzuklammern, sodass diese Kombination häufig entsteht. Dem Vermeider wird dies oftmals zu viel und er sucht die Freiheit, weil er sich eingeengt fühlt. Der Ängstliche wird dadurch verunsichert und versucht noch mehr zu klammern und festzuhalten.
Diese Rechnung geht, wie man sich gut vorstellen kann, in den meisten Fällen nicht auf.
Möchtest du herausfinden, welcher Bindungstyp du bist? Gerne kannst du dich hier testen: www.franziska-urbatschek.de/bindungstyp