Wackelt der Verkauf der TUI-Reederei Hapag-Lloyd?

Neue Spekulationen um die Übernahme der TUI-Reederei Hapag-Lloyd durch ein Hamburger Konsortium haben die Aktie des Konzerns in Hannover am Freitag in den Keller rauschen lassen.

Hannover/Hamburg (dpa)

16.01.2009, 17:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Containerschiff Hamburg-Express der zum TUI-Konzern gehörigen Hapag-Lloyd wird am Containerterminal Hamburg-Altenwerder abgefertigt.

Das Containerschiff Hamburg-Express der zum TUI-Konzern gehörigen Hapag-Lloyd wird am Containerterminal Hamburg-Altenwerder abgefertigt.

Nach einem Medienbericht über den drohenden Ausstieg der Royal Bank of Scotland (RBS) aus der Gruppe der schiffsfinanzierenden Banken sank das Papier bis zum Nachmittag gegen den Trend im Index der mittleren Werte MDAX um mehr als acht Prozent auf den neuen Tiefstand von 6,65 Euro. Nach Einschätzung von Experten würde ein Ausstieg der Schotten allerdings den Verkauf der TUI- Schifffahrtstochter nicht scheitern lassen. Wahrscheinlich sei, dass eine oder mehrere andere Banken die ausfallende Kreditsumme übernehmen würde, hieß es aus Kreisen.

Ein TUI-Konzernsprecher erklärte, die schiffsfinanzierenden Banken könnten aktuell nicht aus ihrem Engagement aussteigen. Dies sei erst nach einem Eigentümerwechsel bei der Hapag-Lloyd möglich, weil erst dann marktübliche Klauseln (change of control) eine Überprüfung des Engagements zuließen. Sollte es dann zu einem Ausstieg kommen, würden die Eigentümer dafür eine Lösung finden. In Kreisen hieß es, die RBS sei zwar noch nicht aus dem Konsortium zur Finanzierung der Hapag- Lloyd-Schiffe ausgestiegen, habe dies aber angekündigt. Ein Konsortium aus sechs Banken um die HypoVereinsbank und die HSH Nordbank will mit einem Darlehen von 750 Millionen US-Dollar den Eigentümerwechsel von 29 Schiffen vom Mutterkonzern TUI in die Reederei Hapag-Lloyd finanzieren.

Hapag-Lloyd soll in wenigen Wochen von der Bietergruppe «Albert Ballin» übernommen werden. Die Gruppe erklärte am Freitag zu den jüngsten Gerüchten, das Hamburger Konsortium habe unverändert die Absicht, die Transaktion zum Erwerb der Hapag-Lloyd von der TUI abzuschließen und den Kaufvertrag zu erfüllen. «Naturgemäß gibt es zwischen Abschluss des Kaufvertrags im Oktober 2008 und dem endgültigen Eigentumsübergang (Closing) einen regelmäßigen Dialog zwischen den Vertragsparteien», hieß es in der Erklärung. Das Hamburger Konsortium gehe dabei davon aus, «dass alle diskutierten Fragen von den Vertragsparteien gemeinsam gelöst werden.»

Die TUI erwartet, dass der Verkauf der Hapag-Lloyd planmäßig über die Bühne geht und in den nächsten Wochen abgeschlossen werden kann. Auch über den Kaufpreis gebe es keine Verhandlungen, sagte ein Sprecher mit Blick auf Berichte, wonach an der Alster über mögliche Nachverhandlungen angesichts sinkender Frachtraten in der Containerschifffahrt spekuliert werde. Man befinde sich in einem konstruktiven Dialog mit den Hamburgern über den Abschluss der Transaktion und die künftige Zusammenarbeit. Für neue Verhandlungen über den Preis lasse der Vertrag keinen Spielraum, sagte der Konzernsprecher.

Medien hatten unter anderem geschrieben, der Verkauf von Hapag- Lloyd könnte scheitern, weil die Bietergruppe «Albert Ballin» von TUI weitere Finanzmittel oder Sicherheiten für den laufenden Geschäftsbetrieb der Reederei einfordere. Die in den Strudel der Wirtschaftskrise geratene Reederei dürfte im vierten Quartal einen deutlichen Verlust einfahren.

An der Albert-Ballin-Holding als neuem Eigentümer von Hapag-Lloyd ist zu zwei Dritteln ein Käuferkonsortium um den Hamburger Spediteur Klaus-Michael Kühne beteiligt, dem auch die Stadt Hamburg angehört. Ein Drittel der Anteile sollen weiterhin bei der TUI bleiben.

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