Volkswagen muss bis zu 14,7 Milliarden Dollar zahlen

Entschädigungs-Paket für US-Kunden

Vor einem Dreivierteljahr flog der Abgas-Skandal bei Volkswagen auf. Nach monatelangen Verhandlungen steht nun ein Entschädigungs-Paket für US-Kunden, das Rückkäufe, Entschädigungen und Strafen vorsieht und Volkswagen bis zu 14,7 Milliarden Dollar kosten wird. Das US-Justizministerium spricht von einem Skandal historischen Ausmaßes.

SAN FRANCISCO/WASHINGTON

28.06.2016, 16:56 Uhr / Lesedauer: 2 min
Volkswagen muss wegen des Abgas-Skandals in den USA voraussichtlich bis zu 14,7 Milliarden Dollar für Rückkäufe, Entschädigungen und Strafen ausgeben.

Volkswagen muss wegen des Abgas-Skandals in den USA voraussichtlich bis zu 14,7 Milliarden Dollar für Rückkäufe, Entschädigungen und Strafen ausgeben.

Volkswagen muss wegen des Abgas-Skandals in den USA voraussichtlich bis zu 14,7 Milliarden Dollar (13,3 Mrd Euro) zahlen. Ein entsprechendes Paket sieht Rückkäufe, Entschädigungen und Strafen vor. Das geht aus einem Dokument hervor, das US-Kläger am Dienstag bei einem Gericht in San Francisco einreichten.

Die Wolfsburger verpflichten sich demnach, Hunderttausende von der Affäre betroffene Dieselwagen in den USA zurückzukaufen oder umzurüsten. In dem Gesamtbetrag soll auch eine Zahlung von 2,7 Milliarden Dollar an einen Fonds enthalten sein, mit dem Umweltprojekte gefördert werden sollen. Außerdem soll VW 2 Milliarden Dollar in Infrastruktur zur Reduzierung von Emissionen investieren.

Der Vergleich ist noch nicht rechtskräftig. Zunächst muss US-Richter Charles Breyer dem Entwurf zustimmen. Bei ihm sind Klagen in den USA gebündelt. Bis zum Dienstag mussten der Konzern und die Gegenseite dort einen Vorschlag vorlegen.

"500.000 Amerikaner unwissentlich zu Komplizen gemacht"

Breyers endgültige Entscheidung wird für Ende Juli erwartet. Danach haben Kläger die Möglichkeit, das Vergleichsangebot anzunehmen. Am Nachmittag (MESZ) haben sich außerdem in Washington Vertreter des US-Justizministeriums und der Umweltbehörde EPA zur Einigung geäußert.

Der VW-Dieselskandal ist nach Einschätzung des US-Justizministeriums eine der schwerwiegendsten Verletzungen von Verbraucher- und Umweltrecht in der Geschichte der USA. Verbraucher hätten VW vertraut und seien bitter enttäuscht worden, sagte Vize-Generalbundesanwältin Sally Q. Yates am Dienstag vor Medien in Washington. „Sie haben über 500.000 Amerikaner unwissentlich zu Komplizen gemacht.“

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Gina McCarthy von der Umweltschutzbehörde EPA sprach von einer „historischen Einigung“. Sie fügte hinzu: „Ich bin unglaublich stolz, dass das so gelungen ist.“ Es handle sich um eine in jeder Hinsicht bahnbrechende Einigung - VW müsse in vollen Umfang alle Konsequenzen seines Verhaltens tragen.

„Wir senden heute eine starke Botschaft“, sagte McCarthy: „Wenn Sie unser Gesetz brechen, gibt es sehr ernsthafte Konsequenzen.“ Sie sei froh und stolz, dass gelingen werde, jeden betroffenen VW-Fahrer in den USA zu entschädigen. 

Weltweit elf Millionen Fahrzeuge

Der VW-Konzern hatte nach Vorwürfen des US-Umweltamtes EPA zugegeben, in großem Stil bei Abgastests getrickst zu haben. Insgesamt hat VW bislang gut 16 Milliarden Euro (aktuell 17,6 Mrd US-Dollar) für die Folgekosten der Manipulationen zurückgelegt. Dabei geht es aber nicht nur um die Probleme in Amerika - weltweit sind elf Millionen Wagen betroffen. Im April hatte VW bereits eine Grundsatzeinigung mit Klägern in den USA erzielt, nun folgte die genaue Ausgestaltung.

Verbraucherschützer fordern Schadenersatz wie in den USA auch für europäische Kunden. Eine solche Lösung für Europa hatte VW aber unter Verweis auf die unterschiedliche Gesetzgebung wiederholt abgelehnt.

Skandal noch nicht ausgestanden

Für Volkswagen ist der Abgas-Skandal noch lange nicht ausgestanden. Es drohen Milliardenklagen von Anlegern wegen angeblicher Marktmanipulationen. Außerdem sind die Rückrufe der betroffenen Wagen noch nicht abgeschlossen.

Die Abgas-Affäre hatte VW in eine schwere Krise gestürzt und im vergangenen Jahr für den größten Verlust der Konzerngeschichte gesorgt. Volkswagen hat auch als Reaktion auf die Krise inzwischen eine neue Strategie vorgelegt. In der neuen „Strategie 2025“ hatte VW-Chef Matthias Müller angekündigt, die Elektromobilität massiv auszubauen. Darüber hinaus will er Milliarden für neue Mobilitätsdienstleistungen wie Carsharing investieren. 

Von dpa