Verkaufsprozess für Hapag-Lloyd kommt in Gang

Der Verkaufsprozess für die TUI-Reedereitochter Hapag-Lloyd kommt in Gang. TUI-Aufsichtsratschef Jürgen Krumnow lud die Anteilseigner im Aufsichtsrat für den kommenden Dienstag zu einem Informationstreffen ein, wie ein Konzernsprecher am Samstag in Hannover bestätigte.

Hannover (dpa)

08.06.2008, 11:56 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Verkaufsprozess für Hapag-Lloyd kommt in Gang.

Der Verkaufsprozess für Hapag-Lloyd kommt in Gang.

Bei der Abspaltung der Schifffahrtstochter, die kritische Aktionäre um den norwegischen Großaktionär John Fredriksen zu Beginn des Jahres erzwungen hatten, würden weiterhin mehrere Optionen geprüft, sagte er. Dies solle bei dem Treffen erläutert werden.

Fredriksen hat keinen Sitz im Aufsichtsrat. Es war ihm zwar ein Mandat angeboten worden. Er hatte aber die Ablösung von Krumnow gefordert und war damit auf der Hauptversammlung unterlegen. Die «Welt am Sonntag» hatte von einem Treffen in Hannover berichtet.

Der Verkaufsprozess für Hapag-Lloyd wird in den nächsten Tagen starten, zunächst mit Informationspapieren für mögliche Interessenten. Laut Spekulationen in der Branche könnte die Containerreederei, die zu den fünf größten der Welt gehört, bis zu fünf Milliarden Euro vor Abzug der Schulden einbringen. In den Büchern steht die TUI-Tochter nach früheren Angaben mit rund 3,5 Milliarden Euro.

Interesse an einem Kauf hatte auch eine Gruppe von Hamburger Investoren um den Spediteur Klaus-Michael Kühne bekundet. Die Arbeitnehmerseite fürchtet um die Arbeitsplätze in Hamburg. TUI-Chef Michael Frenzel hat bisher aber stets betont, dass der Erlös den Ausschlag geben werde beim Verkauf, es werde keinen «politischen Preis» geben.

Fredriksen will dem Verkauf der «Welt am Sonntag» zufolge nur zustimmen, wenn TUI einen Preis erzielen kann, der über den Erwartungen der Analysten liegt. Der norwegische Reeder hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, die Sparte vom TUI-Konzern abzutrennen, weiterzuentwickeln und an die Börse zu bringen. Auch eine Partnerschaft mit einer asiatischen Reederei hielte er für günstig, wegen der möglichen Synergien.

Ein Fredriksen-Sprecher hatte am Freitag bestätigt, dieser habe seinen Anteil von zuletzt 11,7 Prozent inzwischen aufgestockt, um seine Position bei der TUI zu stärken - auf welche Höhe, sagte er nicht. Gemeldet werden müssten erst wieder 15 Prozent. Es gehe Fredriksen um eine bessere Unternehmensführung und um das beste Ergebnis aus dem Hapag-Lloyd-Verkauf für die Aktionäre, sagte der Sprecher.

Der zweitgrößte Anteilseigner bei TUI, der russische Stahlmilliardär Alexej Mordaschow, der mit Frenzel gemeinsam den russischen Reisemarkt erobern will, ist durch einen Vertrauten auch im Aufsichtsrat vertreten. Mordaschow sagte in einem Interview mit dem «Spiegel», ihm gehe es nicht ums schnelle Geld. Die TUI besitze großes Wachstumspotenzial und in der wachsenden Kaufkraft in Russland lägen erhebliche Chancen. Die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi würden außerdem «für einen riesigen Impuls für die touristische Entwicklung» sorgen. Er sei ein strategischer Investor und kein Spekulant, betonte Mordaschow. «Mich interessiert es, ein Geschäft zu entwickeln.» TUI will nach dem Verkauf von Hapag-Lloyd im Tourismus expandieren. Dieses erklärte Ziel von Frenzel hat bei einigen Aktionären zu der Befürchtung geführt, dass sie zu wenig von dem Verkaufserlös profitieren könnten.

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