„Urban Prayers Ruhr“ feierte Premiere in Moschee

Ruhrtriennale 2016

Das Image des türkischen Islamverbands Ditib ist angeschlagen. Nach Vorwürfen, Ditib betreibe mit ihren vom türkischen Staat entsandten Imamen politische Agitation für Präsident Erdogan, gingen zuletzt sogar mehrere Landesregierungen auf Distanz - auch Hannelore Kraft. Die Ruhrtriennale bot Ditib nun die Gelegenheit, sich wieder positiv zu präsentieren: als Gastgeber der Multikulti-Theater-Reihe "Urban Prayers Ruhr". Am Sonntag war die Premiere in der Marxloher Merkez-Moschee.

DUISBURG

, 15.08.2016, 15:19 Uhr / Lesedauer: 1 min
1200 Zuschauer füllten die schöne Moschee in Duisburg-Marxloh.

1200 Zuschauer füllten die schöne Moschee in Duisburg-Marxloh.

Zahlenmäßig mangelte es keineswegs an Publikum. Indes bot sich beim Blick in die auf dem Teppichboden kauernde Menge das gleiche Bild wie meistens bei der Ruhrtriennale: viel deutsches Bildungsbürgertum, hingegen kaum türkische Muslime - von den Offiziellen und Helferinnen der Gemeinde einmal abgesehen.

Stückautor Björn Bicker hat zuletzt in München ein "Welcome Theatre" und einen "Open Border Congress" veranstaltet. Auch die "Urban Prayers" hatte er dort schon einmal umgesetzt. Im Kern bestehen sie aus einer Textmontage von Aussagen, die Bicker in Gesprächen mit Mitgliedern verschiedener Religionsgemeinschaften gesammelt hat.

Schlichte Erzählungen

Zu sehen gibt´s dabei nicht allzu viel. Drei Schauspielerinnen und zwei Schauspieler tragen die Texte in verteilten Rollen im Stehen vor. Festivalintendant Johan Simons, der selber die Regie führte, rhythmisiert den Text zuweilen oder lässt ihn in schärfer werdenden Dissonanzen sprechen. Die meiste Zeit aber wird schlicht erzählt. Das ist mitunter unterhaltsam, auch interessant.

Was in zwei Stunden Aufführungsdauer gleichermaßen nervt wie langweilt, ist die Eindimensionalität der dargestellten Konflikte. Letztlich sind darin meist die engstirnigen Deutschen die Wurzel des Übels. Bickers ständiges Plädoyer für "grenzenloses Teilen", Solidarität und die "bunte Republik" wirkt hingegen reichlich dick aufgetragen.

Chor spannt interreligiösen Bogen

Zwischen den Texten spannt ein glänzend abgestimmtes "Chorwerk Ruhr" einen weiten interreligiösen Bogen mit sakralen Liedern vom Spiritual bis zum hinduistischen Tempelgesang.

Der Kammerchor unter Leitung von Florian Helgath bestreitet damit den oft spannenderen, leider auch kürzeren Teil des Programms.