Urban Arts Ensemble in Oberhausen lädt ein Am Ende geht’s immer um die eigene Macht

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Zum Gottesdienst ins Theater? Bei „Preach“, der ersten großen Produktion des Urban Arts Ensembles am Theater Oberhausen, die am Freitag Premiere hatte, führt kein Weg daran vorbei. Man ist einfach mittendrin, und zwar in einer Feier der Church of Africa – mit schwarzem Gospelchor und Band, einem Pastor, der sich wie ein Showstar feiern lässt (und in seiner glitzernden Silberrobe auch wie einer aussieht), und Gläubigen, die seine Worte euphorisch mit Jubelrufen und Klatschen beantworten.

Das kommt echt eindrucksvoll und authentisch rüber, zumal durch den beteiligten exzellenten New Life Gospel Choir aus Düsseldorf, der auch schon mit Mariah Carey aufgetreten ist. Die zwei Tänzerinnen und drei Tänzer des Urban Arts Ensembles (Nr. 6, Joseph Louis Sitti, ist der smarte Pastor) lassen sich von deren Gesängen inspirieren und mitreißen.

Joseph Louis Sitti (Mitte) gibt in „Preach“ den großen Heilsverkünder.
Joseph Louis Sitti (Mitte) gibt in „Preach“ den großen Heilsverkünder. © Thomas Schmidt

Schluss mit lustig

Bei der Predigt ist es allerdings vorbei mit der Wohlfühloase. Da offenbart Regisseur und Choreograf Kwame Osei das wahre Gesicht der sogenannten „Ein-Mann-Kirchen“. Denn sein Pastor fordert großzügige finanzielle Opfer als Vorleistung für göttlichen Segen. Er übt psychischen Druck auf die wehrlosen Gläubigen aus, wird auch gewalttätig – und streicht am Ende das Geld selbst ein.

Osei belässt es nicht dabei, sondern fragt auch nach den Hintergründen. Immer wieder stört ein Tänzer mit afrikanischer Gesichtsmaske den Gottesdienst, seine Auftritte werden von Lichtflackern und bedrohlich wirkenden Klängen begleitet. Es sind die Ahnen und die verdrängte – vom Prediger als heidnisch verteufelte – ursprüngliche eigene Kultur, die sich da bemerkbar machen.

Der Hammer ist dann der verlesene Brief des belgischen Königs Leopold II. von 1883 an die Missionare in „seiner“ Kolonie Kongo, der drastisch offenbart: Schon den Weißen ging es damals nicht eigentlich um Religion, sondern bloß um Macht und Geld.

Beckley Adeoye, Holzmaske vorm Gesicht, setzt das in Tanz um. Wenn er den herabschwebenden, sich zu Kreuzen formierenden Neonröhren zu nah kommt, verbrennt er sich daran. Ein bewegender Theaterabend.

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