Wer möchte nicht von einem so smarten Tod abgeholt werden, wie er seit Mittwoch im Musical „Elisabeth“ im Metronom Theater Oberhausen zu erleben ist? Lukas Mayer, blondgelockt und ganz in Weiß, hat nämlich so gar nichts von einem finsteren Sensenmann, sondern wirkt wie ein ätherischer Engel. Und wenn er dann noch mit seiner sanften, warmen, wohltuenden Stimme schmeichelt, gibt es keinen Zweifel: Er ist der wahre Star des Abends.
Aber der Tod begleitet in dem Erfolgsmusical von Michael Kunze und Sylvester Levay ja auch das gesamte, in revuehaften Szenen vorgeführte Leben der österreichischen Kaiserin Elisabeth. Das beginnt, als sie als kleine Sissi von der Schaukel fällt und findet für den Todesengel zuletzt ein glückliches Ende, nachdem sie zum Opfer des italienischen Anarchisten Luigi Lucheni geworden ist. Robin Reitsma macht diesen Attentäter dabei – wiederum trotz der eigentlich fiesen Rolle – mit kerniger Rockstimme zu einem zweiten Sympathieträger des Abends.
Vollwertige Inszenierung
„Elisabeth“ gastiert in Oberhausen in der Schönbrunn-Version der Vereinigten Bühnen Wien. Diese wird zwar als halbszenisch angekündigt, bietet aber aufgrund der atmosphärischen, magisch in die Handlung hineinziehenden Videoprojektionen auf der Bühnenrückwand und der stilvollen, farbenprächtigen Kostüme eine vollwertige Produktion, die keine Wünsche offenlässt. Dass das 19-köpfige Orchester unter der kompetenten Leitung von Bernd Steixner mit auf der Bühne sitzt, belebt nur zusätzlich das Geschehen.
Ohne Dialektfärbung
Bei der Premiere am Mittwoch überzeugte das ganze Ensemble. Interessanterweise war allerdings, obwohl das Musical von der Habsburger-Monarchie handelt, keinerlei österreichischer Dialekt zu vernehmen. Bettina Mönch gefiel als ebenso liebreizende wie stimmkräftig-selbstbewusste Elisabeth. Ihr „Ich gehör‘ nur mir“ hallte noch lange nach. Masha Karell trumpfte als herrische Erzherzogin Sophie auf, welche sowohl ihren Sohn, Kaiser Franz Joseph (Lander Van Nuffelen) als auch ihren Enkel Rudolf (Dennis Hupka) in Schach hielt.
Übrigens könnte man die Oberhausener „Elisabeth“ fast für eine Musical-Produktion der Oper Dortmund halten. Das liegt nicht nur an Regisseur Gil Mehmert, sondern auch an den Hauptdarstellern: Lukas Mayer trat dort zuletzt in „Rent“ auf, Bettina Mönch ist in Dortmund aktuell auch wieder als Mrs. Lovett in „Sweeney Todd“ zu sehen.