TUI-Spitze gewinnt Machtgerangel mit Rebellen

Die TUI-Spitze hat den Machtkampf gegen eine Gruppe rebellischer Aktionäre gewonnen, aber damit möglicherweise nur einen Etappensieg errungen.

Hannover (dpa)

08.05.2008, 13:36 Uhr / Lesedauer: 2 min

Jürgen Krumnow bleibt Aufsichtsratschef der TUI AG. (Archivfoto)

Jürgen Krumnow bleibt Aufsichtsratschef der TUI AG. (Archivfoto)

Nach einer teilweise turbulenten Hauptversammlung kündigte die Gruppe um den norwegischen Reeder und größten Investor John Fredriksen an, ihren Feldzug gegen die Führung des Reise- und Schifffahrtskonzerns fortzusetzen. «Wir kommen wieder», sagte Fredriksens Vertrauter Tor Olav Troim noch in der Nacht zum Donnerstag nach rund zwölf Stunden heftigster Debatten unter den Anteilseignern. Die TUI-Aktie ging am Donnerstag auf Talfahrt. Bis zum Mittag büßte sie mehr als fünf Prozent auf rund 17,70 Euro ein.

Die Gruppe um den norwegischen Tankerkönig war nach einem der spannendsten Aktionärstreffen beim TUI-Konzern mit ihrem Bemühen um Abwahl von Aufsichtsratschef Jürgen Krumnow gescheitert. Der Ausgang der Abstimmung war bis zum Abend ungewiss. Schließlich setzten sich die Unterstützer Krumnows mit einer knappen Mehrheit durch. Für die Ablösung stimmten immerhin 42,76 Prozent der anwesenden Stimmrechte. Sie hätte nach Einschätzung von Beobachtern auch Vorstandschef Michael Frenzel deutlich geschwächt. Fredriksen selbst war laut Troim aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Hannover gekommen.

Die TUI-Spitze und das Lager um den zweitgrößten TUI-Investor, den russischen Stahlmagnaten Alexej Mordaschow, hatten sich schon vor dem Aktionärstreffen hinter Krumnow gestellt. Auch der Antrag eines Aktionärs, der Frenzel das Vertrauen entziehen lassen wollte, scheiterte. 71,6 Prozent waren dagegen.

Bei der Auseinandersetzung geht es um die Strategie von Frenzel, dem seine Kritiker die häufigen Kurswechsel und eine schlechte Leistungsbilanz vorwerfen, die an der schwachen Aktienentwicklung ablesbar sei. Die Gruppe um Fredriksen, auf deren Druck zuletzt die Abspaltung der Reederei-Tochter Hapag-Lloyd beschlossen worden war, wirft Krumnow vor, er habe die wertvernichtende Unternehmensführung toleriert und damit seine Aufsichtspflicht verletzte. Sie will zudem den Verkaufsprozess von Hapag-Lloyd besser überwachen und verlangt daher neben einer eigenen Beteiligung im Aufsichtsrat die Kontrolle durch eine unabhängige anerkannte deutsche Unternehmerpersönlichkeit.

Frenzel will nach dem Beschluss des Aufsichtsrates zur Trennung von Hapag-Lloyd die Tochter zügig verkaufen und im Reisegeschäft expandieren. Dies wird von den Aktionären aus dem touristischen Umfeld begrüßt. Dazu gehört auch Mordaschow, der mit der TUI gemeinsam den russischen Reisemarkt erobern will. Dessen Partner Wladimir Jakuschew sitzt seit kurzem auch im Aufsichtsrat. Die Gegner kritisierten, zu der Personalie hätten die Aktionäre befragt werden sollen.

Der TUI-Chef versicherte den Aktionären, der Vorstand sei überzeugt, dass die Trennung von Hapag-Lloyd mit optimalem Ergebnis umgesetzt werden könne und am Ende des Prozesses eine gestärkte TUI AG stehe. Er sehe sich in der Pflicht, den tatsächlichen Marktwert der Containerschifffahrt zu realisieren und dabei die Interessen aller zu wahren. «Wir werden unsere Aktionäre angemessen am Erlös beteiligen.»

Einige Aktionäre kritisierten aber auch den Trennungsbeschluss. Das sei kurzsichtig. Die Containerschifffahrt biete große Zukunftschancen und Hapag-Lloyd sei eine Ertragsperle. Demonstranten forderten vor dem Congress Centrum, Hapag-Lloyd dürfe nicht an einen ausländischen Investor gehen. Die Arbeitnehmer fürchten um die Jobs.

Schon vor der entscheidenden Abstimmung hatte Troim klar gemacht, dass er auch bei einer Niederlage nicht aufgeben wolle. «Wir sind nicht hier, um Aktien zu verkaufen», sagte er. Eher wolle man zukaufen, um weiteren Einfluss zu gewinnen. Deshalb habe die Gruppe auch schon beim Gegenpart Mordaschow nachfragen lassen, der wolle aber nicht verkaufen. Fredriksen wolle vor allem die Papiere kaufen, die bisher von den Aktionären aus dem touristischen Umfeld gehalten würden. Er hält knapp 12 Prozent der Aktien und kann insgesamt auf Unterstützung von um die 30 Prozent zählen.

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