Tierrechtler erstatten Anzeige gegen Schliefenanlagen im Kreis Borken

© Christiane Nitsche

Tierrechtler erstatten Anzeige gegen Schliefenanlagen im Kreis Borken

rnPeta-Klagen

Die Tierrechtsorganisation Peta hat gegen Dutzende von Betreibern sogenannter Schliefenanlagen in Deutschland, darunter auch die in Legden-Asbeck und jene in Rhede-Vardingholt, Anzeige erstattet. Das hat Peta am Donnerstag mitgeteilt.

von Josef Barnaekamp

Kreis Borken

, 10.02.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Vorwurf: In diesen Anlagen, in denen Hunde in eigens dafür angelegten Röhrensystem nach Vorbild des Fuchsbaus für die sogenannte „Baujagd“ ausgebildet werden, gibt es laut Peta „mutmaßliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz.“ In den Anlagen würden die Hunde, meist Dackel oder kleine Terrier, „immer wieder aufs Neue in unterirdische Tunnel getrieben“ und versetzten die Füchse, die eigens zu diesem Zweck gehalten werden, in Todesangst.

Hunde sollen sich an Geruch des Fuchses gewöhnen

In den Schliefenanlagen werden die jungen Hunde aus Sicht der Betreiber darauf trainiert, sich an den unterirdischen Bau zu gewöhnen. Auch sollen sie den Geruch des Fuchses kennenlernen, damit sie diesen später in freier Wildbahn wiedererkennen, den Fuchs aus seinem Bau scheuchen und die Jäger so den Fuchs erlegen können.

Ein Bild aus dem Jahr 2015: die Schliefenanlage in Oeding mit Fuchs

Ein Bild aus dem Jahr 2015: die Schliefenanlage in Oeding mit Fuchs © Christiane Nitsche

Damit der Fuchs und der Hund in der Schliefenanlage körperlich nicht direkt aufeinandertreffen, gibt es ein System aus Gittern und Absperrungen. Kreisweit wurden im vergangene Jagdjahr nach Angaben der Kreisjägerschaft 118 Füchse bei sogenannten Baujagden erlegt, 1742 wurden geschossen, 284 per Falle gefangen. Mindestens 54 Tiere kamen im Straßenverkehr um.

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Laut Peta habe man Betreiber im ganzen Bundesgebiet angezeigt, „um auf die massiven Qualen der Füchse in Schliefenanlagen aufmerksam zu machen.“ Wie die weltweit größte Tierrechtsorganisation weiter mitteilt, fordere man die Schließung der Anlagen sowie die Beschlagnahmung der dort möglicherweise noch eingesperrten Füchse.

Neben den Anlagen in Rhede-Vardingholt und Legden-Asbeck gibt es nach Informationen des NABU-Kreisverbandes mindestens eine weitere im Kreis, in Südlohn-Oeding. Verboten sind solche Anlagen in Deutschland derzeit nicht.

Teckelklub Westmünsterland betreibt Anlage in Rhede

Für Roland Habers aus Bocholt, Vorsitzender des Teckelkubs Westmünsterland, dem Betreiber der Anlage in Rhede, ist das Landesjagdgesetz Grundlage für den Betrieb. Man sei darauf bedacht, dass bei der Ausbildung in den Schliefenanlagen weder Hund noch der von Menschenhand aufgezogene Fuchs Schaden nähmen.

„Die Füchse in den Schliefenanlagen werden bis zu 15 Jahre alt. Viel älter als in der freien Wildbahn“, sagt auch Dr. Peter Wingerath, Rechtsbeistand von Habers und als Vorsitzender des Jagdgebrauchshundverbandes NRW (JGHV) Sprecher von 28.000 Hundeführern. Er sagt, man sehe der Anzeige „gelassen“ entgegen. Solche Anzeigen würden von Peta mit meist gleichlautendem Text verfasst und würden oft eingestellt.

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Bereits vor einigen Tagen hatte der Kreisverband Borken des Naturschutzbundes NABU ein generelles Verbot der Fuchsjagd gefordert und dabei auch massive Kritik an den Schliefenanlagen geübt. In diesen Anlagen erlebe der Fuchs „ein Leben in Gefangenschaft als Trainingsobjekt unter Todesangst“, so Dr. Martin Steverding, freiberuflich tätiger Biologe aus Rhede. Er hält die Fuchsjagd für „komplett überflüssig“, wie er im Gespräch mit der Redaktion betont.

NABU-Kreisverband vertritt restriktivere Haltung als Bundesverband

Damit vertritt der NABU-Kreisverband eine restriktivere Haltung als der NABU-Bundesverband, der sich lediglich gegen die Bau- und Fallenjagd auf Füchse ausgesprochen hatte. Beim Bundesverband gibt es durchaus Befürworter einer Jagd auf Füchse, wenn man dadurch beispielsweise bedrohten Vogelarten helfen könne, deren Gelege und Junge von „Meister Reineke„ gefressen werden. Steverding sagte, er und der Kreis-NABU hielten die Fuchsjagd für „ökologisch sinnlos“.

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