Potenzielle Vermieter hätten vor allem den Schufa-Score im Blick, beschreibt Florian Wielens seine Erfahrungen bei der Wohnungssuche. Seiner Familie wurde der Mietvertrag gekündigt. Die Bonität – also die Kreditwürdigkeit – der Familie schätzt die Schufa als gering ein. Bei der Wohnungssuche offenbar ein Problem.

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Gronauer Familie hat Sorge, wegen Schufa-Score obdachlos zu werden

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Die Kündigung ist ausgesprochen, der Auszugstermin rückt näher. Doch die Familie von Florian Wielens hat noch keine neue Wohnung gefunden. Müssen die Vier demnächst unter der Brücke nächtigen?

von Frank Zimmermann

Gronau

, 09.02.2022, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Gronauer Florian Wielens steht in verschiedenen Zusammenhängen in der Öffentlichkeit. Einige kennen ihn, weil er sich eine Zeit lang bei den Grünen engagiert hat und nach der Kommunalwahl 2019 sogar kurz für sie in den Stadtrat einzog. Andere haben ihn vielleicht als Referent bei der VHS oder als Naturführer kennengelernt, der auch für den Gronauer Touristikservice gearbeitet hat.

Auch mit seiner psychischen Erkrankung ist Wielens sehr offen umgegangen. Bei Facebook hat er mitgeteilt, dass er an einer bipolaren Störung leidet, was auch ein Grund war, sein Ratsmandat niederzulegen. Da wundert es nicht, dass er auch jetzt wieder mit einem persönlichen Problem an die Öffentlichkeit tritt, nicht zuletzt, um anderen, die in einer ähnlichen Situation sind, vielleicht helfen zu können. Denn dieses private Problem ist auch ein gesellschaftliches.

Diskriminierung durch Schufa

„Wir werden wohl doch obdachlos. Die Diskriminierung durch die Schufa sorgt dafür. Es wird nicht gefragt, ob man Mietschulden hat, nein, nur der bekloppte Score ist relevant. Dann können wir jetzt schöne Brücken suchen“, postete er am 18. Januar bei Facebook. Mit dieser Sorge hat er sich auch an die WN gewandt. Am 20. Dezember 2021 wurde der Familie zum 31. März 2022 der Mietvertrag gekündigt. Als Begründung für die Kündigung wurde Eigenbedarf angegeben.

„In der Zwischenzeit haben wir alles abgegrast, was es so gibt“, schreibt Wielens. Aber: Bislang war die Suche nach einer neuen Wohnung erfolglos. Die Auswahl auf dem – bekanntermaßen angespannten – Wohnungsmarkt sei ohnehin nicht sehr groß. Tierhaltung war oft ein Ausschlusskriterium für eine Vermietung, aber „Hund und Katze haben wir“, so Wielens.

Finanzielle Probleme

Ein weiteres Problem: Unter anderem aufgrund seiner psychischen Erkrankung (in manischen Phasen gab Florian Wielens unnütz Geld aus) ist die Familie finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet. „Vermieter wollten ihre Drei-Zimmer-Wohnung nicht an vierköpfige Familien vermieten“, so Wielens, aber eine größere Wohnung sei für sie nicht finanzierbar.

Als K.O.-Kriterium habe er schließlich immer wieder die Fokussierung von Vermietern auf den Schufa-Score der Wohnungssuchenden erlebt. „Wir hatten eigentlich zu 99 Prozent eine Wohnung der LEG, aber als der Verwalter dann unsere Schufa-Scores abgefragt hatte, war alles zunichte“, nennt Florian Wielens ein Beispiel. Die Familie könne zwar Bescheinigungen darüber vorlegen, dass sie keine Mietschulden habe, die würden aber angesichts des schlechten Schufa-Scores nicht interessieren.

Geringes Wohnungsangebot

Diesen Eindruck bestätigt auch Lena Stippel vom Projekt „Wohn-Mobil“. Da das Wohnungsangebot zurzeit sehr gering ist, können sich Vermieter ihre potenziellen Mieter aussuchen, sagt sie. Da könnte dann auch ein schlechter Schufa-Score, auch wenn der nur aufgrund alter Handyverträge zustande gekommen sei und gar nichts mit Mietschulden zu tun habe, zum Ausschlusskriterium werden.

Auf Nachfrage versichert Florian Wielens auch, dass er fast alle Schritte unternommen hat, die unter anderem von der Stadt Gronau empfohlen werden. Wohnberechtigungsschein beantragt, sich beim Wohnungs- und Rentenservice als wohnungssuchend registrieren lassen, die Beratung von „Wohn-Mobil“ in Anspruch genommen und sich auch juristisch beraten lassen. Bislang hätten all diese Schritte keinen nachhaltigen Erfolg gebracht. Florian Wielens‘ trauriges Zwischenfazit: „So wird es immer wahrscheinlicher, dass wir am 1. April mit zwei Kindern von fünf und sechs Jahren auf der Straße leben müssen.“

Beratungsangebote für Schuldner

  • Das Beratungsangebot für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen „Wohn-Mobil“ bietet freitags im Raum eins des Rathauses von 9 bis 11 Uhr Sprechzeiten in Ahaus an, Tel. (0151) 56329963, oder per E-Mail unter wohn-mobil@vfka-westfalen.de.
  • Eine allgemeine Sozialberatung bietet in Ahaus Johannes Lügering vom SkF (Dekanate Ahaus und Vreden) an, Tel. (02561) 42909335 oder per E-Mail: luegering@skf-ahaus-vreden.de. Die Schuldnerberatung des Caritasverbandes ist unter Tel. (02561) 429120 oder per E-Mail unter schuldnerberatung@caritas-ahaus-vreden.de erreichbar.
  • Mietrechtsberatung bieten außerdem die Gronauer Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW an (Konrad-Adenauer-Straße 47-49, 02562 6086901) sowie der Mieterverein für Münster und Umgebung in der Bezirksstelle Gronau, Fabrikstraße 3, Tel. (0251) 414500 oder per E-Mail: info@mieterverein-muenster.de.
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