
© Martin Borck
Windrad Epe: Kleine Trümmerteile lösen sich noch immer vom Flügelstumpf
Windenergie
Fünf Wochen ist es her, dass einer der Flügel der Windkraftanlage in Epe unter lautem Getöse abbrach. Nach der Ursache wird noch geforscht. Derweil müssen die Betreiber viel aufräumen.
Ein Windrad in der Eper Bauerschaft ist vor knapp fünf Wochen abgebrochen. Die Untersuchungen zur Ursache sind noch nicht abgeschlossen, teilte der Hersteller GE auf Anfrage der Redaktion mit. Die Anlage soll aber – wenn alles gut läuft – Ende Februar/Anfang März wieder in Betrieb gehen.
Ob mit einem oder mit drei neuen Rotorblättern, steht noch nicht fest, sagt Johann Bügener, einer der Geschäftsführer der Bürgerwind Epe, die die Anlage betreibt.
Transportschwierigkeiten: Warten auf neue Rotorblätter
Neue Rotorblätter sind nicht von heute auf morgen erhältlich. Gebaut werden sie unter anderem in Dänemark, Spanien und der Türkei. Derzeit gebe es Transportschwierigkeiten. Wenn der oder die neue(n) Flügel der Eper Anlage montiert werden, wird wieder ein Spezialkran eingesetzt. Mit dessen Hilfe wird erst der übrig gebliebene Stumpf des zerstörten Flügels abgebaut.
Derweil wird im Umkreis der havarierten Anlage aufgeräumt. Immer wieder lösten sich kleine Trümmerteile von dem Flügelstumpf und verschmutzten die umliegenden Areale, darunter auch Flächen des Naturschutzgebiets.
Spezialkletterer wollten Flügel abtrennen
Ein Versuch von Spezialkletterern, mit Hilfe eines Teleskoparms vom Maschinenhaus aus den Flügel abzutrennen, misslang. „Am Boden war es zwar windstill, aber oben wehte es. Wir hatten Angst, dass das Stück beim Herunterfallen den Turm beschädigt“, so Bügener. Und das wäre nicht gut: Immerhin ist der Rest-Flügel 20 Meter lang und wiegt 15 Tonnen.
Kleine Glasfaser-Teile können Gefahr für Tiere darstellen
Zwischenzeitlich sind durch Windeinfluss weitere größere Teile des Flügels abgebrochen. Viele Klein- und Kleinstteile – die unter anderem aus Glasfaser bestehen – lösten sich ebenfalls und rieselten nieder. Für Tiere wäre es gefährlich, wenn sie die scharfkantigen Teile fressen würden.

Mühsam müssen mit Greifer und Eimer Glasfaser-Teile gesammelt werden, die von der beschädigten Windkraftanlage fallen. © Martin Borck
Ein Problem für die Betreiber: Es gibt offenbar in ganz Europa kein Gerät, mit dem die Flächen „abgesaugt“ werden könnten. Es soll zwar eine (bedingt taugliche) Maschine eingesetzt werden; die trennt aber nicht die Flügelteile vom Grün und von der Erde – was die zu entsorgende Gesamtabfallmenge deutlich erhöht.
Die kontaminierten Flächen werden in mühevoller Arbeit per Hand gesäubert. Vorsorglich tragen die Sammler Schutzkleidung und Mund-/Nasenschutz, damit sie keine Kleinstteile einatmen.
Die Mengen sind beträchtlich: „Wir haben bereits einen Zehn-Kubikmeter großen Behälter voll und einen 30-Kubik-Container halb voll“, so Bügener. Material, das nach Absprache mit den Behörden in der Müllverbrennungsanlage entsorgt wird. „Die Betreiber haben ein gutachterlich begleitetes Entsorgungskonzept aufgestellt“, bestätigte Karl-Heinz Gördes, Sprecher des Kreises Borken, auf WN-Anfrage. Nach Ende der Aufräumarbeiten sei eine Begehung des Geländes geplant.
Gesperrte Wege sind wieder frei
Übrigens: Die gesperrten Wege wie „An der Füchte“ sind bis auf den Wirtschaftsweg, der direkt an der Anlage entlangführt, seit Freitag wieder freigegeben.

Jetzt nicht mehr gesperrt ist der Wirtschaftsweg am Windrad in der Eper Füchte. © Martin Borck
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Zwischenfälle an Windkraftanlagen
- Zwischenfälle an Windkraftanlagen sind zwar nicht alltäglich; ganz selten aber auch nicht. Eine offizielle Liste wird nicht geführt. Die windkraftkritische Bundesinitiative „Vernunftkraft“ hat allein in diesem Jahr bereits sechs Zwischenfälle in Deutschland registriert, darunter Rotorabbrüche in Werl und Brunsbüttel, einen Brand in Demmin (Mecklenburg-Vorpommern) und Risse in einem Rotorblatt an einer Anlage in Hohenlochen (Baden-Württemberg). Dazu kam die vorsorgliche Stilllegung einer Anlage in Güstow (Brandenburg).
- 2020 und 2021 registrierte die Initiative jeweils etwa zwei Dutzend Vorfälle – vom Ölaustritt bis Brand.
- Der Bundesverband Wind-Energie bezifferte die Zahl der betriebenen Windenergieanlagen Ende 2021 bundesweit auf rund 30 000. Von 2005 bis 2021 sei es einer internen Auflistung des Verbands zufolge zu 118 Schadensereignissen gekommen. Seit 2005 haben sich laut der Statistik insgesamt 35 Fälle von Rotorbrüchen zugetragen, davon 22 komplette Abbrüche eines Flügels und 13 Teilbrüche.