The Clientele: Wundersame Folkpop-Perfektion
Wer Folkpop von purer, perfekter, zeitloser Schönheit schätzt, war bei The Clientele schon immer an der richtigen Adresse. Mit ihrem neuen Album übertreffen sich die Engländer noch einmal selbst.

Männer mitten in der Natur: The Clientele. Foto: Andy Willsher
Wenn ein Album den Titel „Musik fürs Zeitalter der Wunder“ trägt, sind die Erwartungen schon mal hoch in diesen tristen Zeiten. Und sie werden nicht enttäuscht beim Comeback von Alasdair MacLean und seiner tollen Folkpopband The Clientele.
„Music For The Age Of Miracles“ ist die erste Clientele-Veröffentlichung auf dem Hamburger Label Tapete (und definitiv eine der schönsten Platten, die je bei den Hamburger Indiepop-Feinschmeckern erschienen sind). Auch dass eine Band nach rund 25 Jahren ein solches Highlight ihrer Geschichte produziert, ist tatsächlich eines der im Albumtitel beschworenen Wunder.
The Clientele aus London waren immer eine Formation, die im Windschatten von Britpop und Neofolk zeitlose Musik machte. Also mit ganz viel Sixties-Touch (The Beatles, The Zombies, The Byrds, Love), geschmackssicheren 80er-Elementen (Aztec Camera, Prefab Sprout, Lloyd Cole) und dem schottischen Gitarrenpop der 90er (Teenage Fanclub, Belle And Sebastian, Trash Can Sinatras) im Hinterkopf.
Gleichwohl hatten The Clientele nie den verdienten Erfolg. Sie legten es auch wohl nicht darauf an mit den feinst gesponnenen Tagträumer-Sounds des Debüts „Suburban Light“ (2000) oder der nachfolgenden Meisterwerke „Strange Geometry“ (2005), „God Save The Clientele“ (2007) und „Bonfires On The Heath“ (2009). „Minotaur“ (2010) schien dann der Schwanengang zu sein, danach bastelte MacLean an einer neuen Karriere im Duo Amor De Días mit seiner heutigen Ehefrau, der Portugiesin Lupe Núnez-Fernandez.
Nun also die Rückbesinnung auf The Clientele. Und welche Pracht breitet sich hier vor den Ohren der Chamber-Pop-Gourmets aus!
Perlende Gitarren (MacLean und Multi-Instrumentalist Anthony Harmer), euphorisierende Chorgesänge, ein ploppender Bass (James Hornsey), jazzige Drums (Mark Keen), herrliche Streicher-Arrangements, virtuose Einschübe von Piano, Trompete, French Horn, Santur und Saz: Es wurde an nichts gespart, um den Anspruch purer Pop-Perfektion zu erfüllen. Zudem gehört auch MacLeans sehnsüchtige Sahnekaramell-Stimme ins „Zeitalter der Wunder“.
Zwei hauchzarte Instrumentals („Lyra in April“, „Lyra in October“) sowie einer der für The Clientele typischen Spoken-Word-Songs („The Museum Of Fog“) unterbrechen den wunderbaren Flow dieses Albums nicht im mindesten. Und Lieder wie der Opener „The Neighbour“, das ausufernde „Everything You See Tonight...“ oder der Titelsong am Schluss gehören zum Besten, was die Band bisher geschaffen hat.
Viele Lieder von The Clientele rufen im Kopf Natureindrücke auf. „Music For The Age Of Miracles“ - das ist der Soundtrack für einen Spaziergang im Morgengrauen über eine taufeuchte Wiese irgendwo in der englischen Landschaft. Ein Wunderwerk von Folkpop-Album, eine Platte für die Jahresbestenlisten.
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