Der Kreis Unna hat seine Finanzplanung für die Jahre 2025 und 2026 vorgestellt. Darin tauchen verschiedene (Bau)Projekte auf, die mehr als eine Million Euro verschlingen. Besonders teuer: der Neubau einer Förderschule in Lünen, mit rund 38,4 Millionen Euro, und die rund 40,6 Millionen Euro teure Weiterentwicklung der Bergkamener Friedrich-von-Bodelschwingh-Förderschule.
Neues Tierheim und Schulinfrastruktur
Kreisdirektor und Kämmerer Mike-Sebastian Janke muss den zehn kreisangehörigen Kommunen in den kommenden Jahren noch mehr Geld abnehmen als ohnehin schon. Dabei sei der „Einsparwillen“ bei der Kreisverwaltung groß. Es gebe aber schlicht Vorhaben, die umgesetzt werden müssen – beispielsweise in den Bereichen Bildungsinfrastruktur und Bevölkerungsschutz.
Bis Ende 2028 soll für rund sieben Millionen Euro ein neues Tierheim gebaut werden. Das 1979 erbaute Gebäude an der Hammer Straße in Unna ist in einem „desolaten Zustand“. Der moderne Neubau soll am selben Standort entstehen. Aktuell bereitet der Kreis gemeinsam mit einem externen Büro einen Realisierungswettbewerb vor, bei dem der beste Architektenentwurf gefunden werden soll.

Bereits weiter fortgeschritten sind die Planungen an der Karl-Brauckmann-Schule in Holzwickede. Die Förderschule bekommt für rund 25,1 Millionen Euro einen Anbau und wird saniert. Die Umbauarbeiten werden derzeit vorbereitet, meldet der Kreis. Im Jahr 2028 soll die Baustelle abgeschlossen sein.
Es ist nicht das einzige Förderschul-Projekt, in das der Kreis Unna viel Geld investiert. Für 38,4 Millionen Euro soll in Lünen bis 2029 eine neue Förderschule errichtet werden. Kürzlich hat sich der Kreis für einen Entwurf entschieden. Dort sollen dann Schüler unterrichtet werden, die aktuell noch in Bergkamen-Heil zur Schule gehen. Auch die dortige Friedrich-von-Bodelschwingh-Förderschule ist marode. Sie soll für knapp 40 Millionen Euro instandgesetzt werden – auch neue Gebäude sind geplant. „Ein zeitlicher Ablauf ist ohne eine konkrete Planung noch nicht seriös darstellbar“, sagt Kreissprecher Max Rolke.
Schule soll barrierefrei werden
Gegen die Bauvorhaben hatte es Widerstand gegeben. Eine Aufsichtsbeschwerde – der Kreis verstoße mit dem Ausbau und Neubau seiner Förderschulen gegen den Gedanken der Inklusion – bei der Bezirksregierung Arnsberg von der Initiative „Dabei“ und dem Verein „Gemeinsam leben – gemeinsam lernen NRW“ sowie dem NRW-Bündnis „Eine Schule für alle“ wurde allerdings abgelehnt.
Mit 3,1 Millionen soll zudem das Märkische Berufskolleg in Unna barrierefrei gestaltet werden. Unter anderem ist der Einbau eines Aufzuges vorgesehen. Es sei die letzte Schule in Kreis-Besitz, die nicht barrierefrei ist. Bis Mitte 2027 soll sich das ändern. Darüber hinaus ist an der Sonnenschule, eine Förderschule mit dem Schwerpunkt „Sprache“, in Kamen-Heeren-Werve bis 2028 eine neue Turnhalle für 3,5 Millionen Euro sowie ein Gebäude für den offenen Ganztag für 2,5 Millionen Euro geplant.

Eines der wohl größten Projekte steht noch am Anfang: der Neubau eines Gefahrenabwehrzentrums. Die Situation an der Florianstraße werde „den gestiegenen Anforderungen an den Fachbereich Bevölkerungsschutz sowie dem damit einhergehenden personellen und sächlichen Aufwuchs nicht mehr gerecht“, teilt der Kreis Unna mit. An der Florianstraße befindet sich nicht nur die Kreisleitstelle, sondern auch die Feuer- und Rettungswache der Stadt Unna.
Das neue Gefahrenabwehrzentrum soll auch der neue Standort für die Kreispolizeibehörde werden, die aktuell noch an der Oberen Husemannstraße in Unna sitzt. Für das Jahr 2025 rechnet der Kreis mit Kosten in Höhe von 1,7 Millionen Euro für die Planung und den Kauf eines passenden Grundstückes.
Bereitsein für den Katastrophenfall
Um im Katastrophenfall wie etwa bei Hochwasser- oder Starkregenereignissen zielführend helfen zu können, erweitert der Kreis seinen Fuhrpark. Bis 2029 sollen zwei Einsatzleitwagen (1,5 Millionen Euro), Löschgruppenfahrzeuge mit Beladung (2,4) sowie eine Drehleiter (1) angeschafft werden.
Hinzu kommen für den Rettungsdienst vier neue Rettungstransportwagen für zwei Millionen Euro. Zwei Fahrzeuge sollen 2026 und die anderen beiden 2027 den Dienst aufnehmen.

Bis 2026 will der Kreis zudem digital für den Alarmfall aufrüsten. Infrastruktur und Hardware sollen ausgetauscht werden. „Der technische Support für die vorhandene Infrastruktur und Hardware im Bereich der digitalen Alarmierung ist nach zwölf Jahren der Nutzung nicht mehr zeitgemäß und wird nicht mehr technisch unterstützt (keine Updates). Daher muss dieser zur krisensicheren Gewährleistung der Alarmierung auch bei längeren Stromausfällen, wenn zum Beispiel ein normales Handynetz nicht mehr funktioniert, an den Stand der Technik angepasst werden“, erklärt Kreissprecher Max Rolke. Kosten: rund 1,5 Millionen Euro.
Straßen und Brücken
Als Straßenverkehrsbehörde ist der Kreis für die verschiedenen Kreisstraßen verantwortlich – und auch dort muss erheblich saniert werden. In Werne werden die Ortsdurchfahrten an der Övelgönne (K8), Selmer Landstraße (K19) und Pennningrode (K8) in drei Bauabschnitten in den Jahren 2025 bis 2027 umgebaut. Insgesamt investiert der Kreis dort rund 7,4 Millionen Euro.
Fast genauso teuer soll die Beseitigung des Bahnübergangs an der Rotherbachstraße (K16) in Bergkamen-Oberaden am früheren Haus Heil werden. Der Kreis rechnet mit rund 7,5 Millionen Euro. Dort soll eine Unterführung unter der Bahntrasse herführen, die für den Güterverkehr vorgesehen ist – erste Planungen liegen bereits Jahrzehnte zurück. „Die Maßnahme ist planfestgestellt. Aufgrund des Alters der Genehmigung muss die Planung an die neuesten technischen Vorschriften angepasst werden“, so der Kreis. Die Verwaltung rechnet mit einer Fertigstellung rund um das Jahr 2030.

Außerdem soll die im Jahr 1900 gebaute und marode Brücke über die Lippe an der Vinnumer Straße (K2) in Selm neu gebaut werden. 6,2 Millionen Euro kostet die Brücke den Kreis Unna – die andere Hälfte der Kosten übernimmt der Kreis Recklinghausen. In dem Zuge wird auch die Straße saniert und erhält einen Radweg. Der Baubeginn ist für Anfang 2025 vorgesehen, die Fertigstellung im 3. Quartal 2026.
Auch die Brücke über die Bahnschienen an der Ostberger Straße (K10) in Schwerte wird bis September 2026 durch einen Neubau ersetzt. „Zurzeit läuft das Abstimmungsverfahren mit der Deutschen Bahn“, sagt Max Rolke. Das Brückenbauwerk kostet rund 2,9 Millionen Euro.
Nach einer Befahrung der Heerener Straße (K37) in Unna-Mühlhausen steht zudem fest, dass diese Straße dringend saniert werden muss. Das soll bis Ende 2026 geschehen und rund eine Million Euro kosten. Für diese und andere Straßenbaumaßnahmen, wie die in Werne und Schwerte gibt es Fördergeld – teilweise bis zu 75 Prozent.
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