Neubau der maroden Lippebrücke bei Vinnum Startschuss in diesem Jahr nicht mehr

Neubau der Lippebrücke bei Vinnum: Startschuss in diesem Jahr nicht mehr
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Die Brücke über die Lippe bei Vinnum ist marode und muss ersetzt werden. Das Planverfahren läuft schon eine ganze Weile. Der Neubau des Brückenbauwerks gehört zu den wichtigsten Maßnahmen, wenn es um Verkehr in der Region geht. Und das aus zwei wesentlichen Gründen:

Zustand und Ausmaß der Lippebrücke: Die Brücke ist marode, kann nur noch mit punktuellen Maßnahmen so erhalten werden, dass der Verkehr weiter laufen kann. Bisher ist die Überquerung der Lippe bei Vinnum nur einspurig möglich und wird per Ampel geregelt. Auch Radfahrer werden über die Fahrbahn geführt. Das soll sich ändern: Die Brücke wird zwei Fahrspuren bekommen sowie eine separate Wegeführung für Fußgänger und Radfahrer.

Bedeutung der Lippebrücke: Die Brücke ermöglicht Menschen, die aus Richtung Vinnum kommen, den schnellen Weg Richtung Waltrop und Datteln mit den Autobahnen. Auch für Radfahrer bietet die Brücke die kürzeste Überquerungsmöglichkeit der Lippe.

Dem Neubau der Brücke geht der Abriss des vorhandenen Bauwerks voran. Eine Interimslösung, die den Verkehr aufrechterhält, wird es nicht geben, teilen die drei beteiligten Kreise Recklinghausen, Coesfeld und Unna mit. Grund: Die Vinnumer Brücke befinde sich in den Lippeauen, einem besonders schützenswerten Gebiet. Eine Interimslösung könnte es nur durch ein zusätzliches Bauwerk und eine zusätzliche Straße geben. Dafür wären allerdings wegen der hohen naturschutz- und wasserrechtlichen Anforderungen umfangreiche Genehmigungsverfahren notwendig, heißt es aus den Kreishäusern. Das würde einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen. Den dürfte die Lippebrücke laut Experten aber nicht überstehen.

Die Konsequenz aus dieser Vorgehensweise: Während der Bauzeit muss der Verkehr weiträumig umgeleitet werden. Weiträumig bedeutet: Vorgesehen sind eine westliche und eine östliche Umleitung. Die westliche Umleitung soll über Olfen führen, die östliche über Bork.

Wir haben im Januar 2022 anlässlich einer Eintagessperrung der Lippebrücke wegen einer Überprüfung die Umleitungsstrecke über Bork abgefahren. 14 Kilometer sind es von der einen Seite der Brücke bis zur anderen Seite. 17 Minuten haben wir gebraucht. Bei freier Strecke. Das dürfte im Berufsverkehr deutlich länger dauern. Berufspendler sollten während der Bauzeit mehr Zeit mitbringen. Und Geduld.

Immerhin: Durch eine geänderte Herangehensweise konnte die ursprünglich angesetzte Bauzeit von eineinhalb Jahren auf ein Jahr nach unten korrigiert werden. Denn die neue Brücke muss nicht Stück für Stück mithilfe eines Mittelstützpfeilers über die Lippe gebaut werden. Sondern sie wird auf einer Wiese neben der alten Trasse vorbereitet und muss dann nur noch auf die dann neu errichteten Widerlager aufgesetzt werden.

Wann der Abriss beginnen und damit den Startschuss für die Gesamtbaumaßnahmen markieren wird, das haben wir beim Kreis Recklinghausen nachgefragt.

Es wird noch dauern. Svenja Küchmeister aus der Pressestelle des Kreises Recklinghausen erklärt jedenfalls auf unsere Fragen: „Derzeit erstellt das beauftragte Ingenieurbüro die Ausführungszeichnungen für Straße und Brücke, die Statik für die Brücke und die Ausschreibungstexte für die Bauausschreibung. Danach, voraussichtlich im Herbst, bekommen die drei Kreisverwaltungen, die an dem Verfahren beteiligt sind, die Unterlagen, um sie prüfen, korrigieren, ergänzen zu können. Erst danach können die Leistungen ausgeschrieben werden. Bei einem Projekt in dieser Größenordnung ist eine europaweite Ausschreibung zwingend erforderlich. Darum gehen wir zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Vergabe der Bauleistungen 2025 erfolgen wird.“

Die Lippebrücke bei Vinnum ermöglicht eine schnelle Verbindung zwischen Vinnum und Datteln beziehungsweise Waltrop.
Die Lippebrücke bei Vinnum ermöglicht eine schnelle Verbindung zwischen Vinnum und Datteln beziehungsweise Waltrop. © Günther Goldstein (Archiv)

Der Neubau der Lippebrücke ist aber nicht die einzige Baumaßnahme in der unmittelbaren Umgebung der Brücke:

  • Im Zuge des Brückenneubaus werden in allen drei Kreisen die angrenzenden Straßen mit einem einheitlichen Straßenquerschnitt ausgebaut. Das dürfte vor allem die Radfahrer freuen, denn zusätzlich zu einheitlichen Fahrbahnen wird auch ein neuer Radweg entstehen, der die Radweglücke zwischen Vinnum und der Markfelder Straße schließen wird. Insgesamt werden neben dem Abriss der alten und dem Bau der neuen Brücke auch zwei Kilometer Straße erneuert – 500 Meter im Kreis Recklinghausen, 700 Meter im Kreis Coesfeld und 800 Meter im Kreis Unna.
  • In Vinnum wird es an der jetzigen Kreuzung Waltroper Straße/Hauptstraße/Borker Straße/Im Berg einen neuen Kreisverkehr als Anschluss geben.
  • Auf Dattelner Gebiet soll künftig eine Ampelanlage an der Kreuzung der Vinnumer Straße mit der Markfelder Straße dafür sorgen, dass die Verkehrsteilnehmer von der Vinnumer Straße kommend sicher in Richtung Datteln und Waltrop abbiegen können.

Wie sind da die Zeitabläufe? Werden die Fahrbahnarbeiten, der Radweg, der Kreisverkehr und die Ampel zeitgleich mit dem Neubau der Lippebrücke realisiert? Fragen, auf die der Kreis Recklinghausen aktuell nicht antworten könne, wie Svenja Küchmeister sagt.

An dieser Kreuzung in Vinnum soll es bald einen Kreisverkehr geben.
An dieser Kreuzung in Vinnum soll es bald einen Kreisverkehr geben. © Arndt Brede (Archiv)