Plötzlich stand sie da, die Baustellenampel, und zeigte Rot. Zu Wochenbeginn überraschte sie die Autofahrer auf der oberen Ostberger Straße, wo es meistens zügig vorangehen kann. Auf der kleinen Brücke über die Eisenbahn in Höhe des Industriegebiets Binnerheide ließ die Signalanlage den Verkehr nur einspurig passieren. Die andere Fahrbahnhälfte war mit Baken abgesperrt.
Diese vorübergehende, einseitige Einschränkung war aber lediglich ein Vorbote für weitaus gravierendere Behinderungen, auf die sich Bürger einstellen müssen.
Vom Baujahr 1911
„Die Brücke muss neu gebaut werden“, erklärt auf Anfrage Volker Meier, der Pressesprecher des Kreises Unna. Der ist zuständig für das Bauwerk, weil die Ostberger Straße auf dem betroffenen Abschnitt als Kreisstraße K10 ausgewiesen ist. Eine Grundsanierung sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu vertreten.
Immerhin hat die Überführung schon mehr als ein Jahrhundert auf dem Buckel. Sie stammt vom Baujahr 1911 – genauso wie die Bahnbrücke hinter dem Grüntaler Teich. Beide liegen im Verlauf der damals in Betrieb genommenen „Schwerter Kurve“. Das ist eine Verbindungsbahn für Züge, die aus Dortmund direkt in Richtung Winterberg rollen, ohne im Bahnhof Schwerte wenden zu müssen.
Kompletterneuerung ist nötig
In dieser Woche waren Fachleute damit beschäftigt, den Baugrund zu untersuchen: „In Vorbereitung für die Brückensanierung“, sagt Volker Meier weiter. Dazu wurden Probebohrungen auf dem angrenzenden Feld vorgenommen, die Auskunft über die Beschaffenheit des Bodens geben sollen. Denn eines ist schon sicher: Mit einem bloßen Ersatz des Überbaus, über den die Straße verläuft, ist die Sanierung nicht getan.
„Es geht vom Fundament bis zu den Lagern“, beschreibt der Kreissprecher den Umfang der Maßnahmen. Das heißt, dass auch die Stützmauern an den Seiten erneuert werden müssen. Nach Abschluss der Untersuchungen können die Vorplanungen für das Großprojekt weiter vorangetrieben werden.

Die eigentliche Baumaßnahme sei dann für das Jahr 2025 vorgesehen, berichtet Volker Meier weiter. Sie werde „ein paar Monate“ dauern. So lange fällt die wichtige Nord-Süd-Verbindung innerhalb der Stadt weg. Anwohner der Schwerterheide müssen dann in Richtung City weite Umwege in Kauf nehmen.
Entweder sie fahren über die Römerstraße und Lichtendorfer Straße um den Gehrenbachsee herum oder sie stellen sich auf der K20/Am Eckey in die Warteschlange vor der McDonald’s-Ampel, um auf die B236 abzubiegen.
Auch Lücke im Kirschbaumsweg
Ein Ausweichmöglichkeit wäre noch die Route über den Alten Dortmunder- und Kirschbaumsweg – doch da klafft derzeit in Höhe der Bergischen Straße auch eine Lücke über die dort vier Bahngleise. Diese Straßenbrücke hat die Stadt vor knapp einem Jahr abreißen lassen. Die Fertigstellung des Neubaus hat das Rathaus für den 4. Dezember 2023 versprochen.
Sperrung an der „Schwerter Kurve“: Nach 112 Jahren hat die Bahnbrücke eine Sanierung nötig
Wie ein fliegender Teppich: Alte Bahnbrücke schwebt zur Messingstraße
Brücke fast fertig: Bald rollen wieder alle Züge nach Hagen und Iserlohn