Spielabbruch in der Kreisliga C1 Unna-Hamm. Die Partie zwischen Gurbet Spor Bergkamen und der Reserve des TuS Hamm ist am Sonntag (4. Dezember) beim Stand von 1:2 und nach zwei Roten Karten für die Bergkamener Gastgeber in der Schlussphase (85. Minute) abgebrochen worden. Im Anschluss rückte die Polizei mit zwei Streifenwagen an und stellte eine Strafanzeige gegen Unbekannt. Der Vorwurf: Bedrohung.
Wie der Staffelleiter der C1, Günther Wulf, auf Nachfrage bestätigte, sei es beim Spielabbruch am Sonntag zu Ausschreitungen gekommen. „Da ist wohl sehr viel Theater gewesen. Der Schiedsrichter hat in seinen Bericht geschrieben, dass er sich nicht mehr sicher gefühlt habe. Er hat von sich aus die Polizei gerufen. Die hat ihn dann von der Platzanlage zu seinem Auto gebracht. Das Ganze ist jetzt Sache des Sportgerichts“, so Wulf.
Auch die Polizei bestätigte den Einsatz am Bergkamener Häupenweg am Sonntag gegen 17 Uhr. Vera Howanietz aus der Pressestelle in Unna teilte mit, der Schiedsrichter sei bedroht worden. „Wenn er die Rote Karte zeigen würde, wird er schon sehen, was er davon hat“, soll der Referee laut Howanietz zu hören bekommen haben.
Laut der Sprecherin habe der Schiedsrichter keine Strafanzeige gestellt, diese sei „von Amts wegen“ von der Polizei erstellt worden. „Das ist Routine, damit der Fall an die Staatsanwaltschaft abgegeben werden kann. Die kann solch einen Fall auch einstellen, die Polizei nicht“, erklärte Howanietz und sagte zudem, dass es gerade im Zusammenhang mit dem Sport immer wieder zu solchen Vorgängen komme.
Schiedsrichter wollte keine Anzeige stellen
Der Schiedsrichter der Partie, Caner Mavis (19), hatte gegenüber dieser Redaktion erklärt, er habe keine Anzeige stellen wollen, habe nur den Schutz der Beamten gesucht: „Die Polizei wollte mich unbedingt überreden, dass ich eine Strafanzeige stelle. Aber den Stress wollte ich mir sparen. Die haben mich 15 Mal gefragt, ob ich eine Anzeige machen will. Ich habe das immer verneint und nichts unterschrieben.“
Onur Öncü, stellvertretender Vorsitzender von Gurbet Spor Bergkamen, äußerte sich am Montag zu den Vorkommnissen am Sportplatz in Bergkamen-Weddinghofen. Er selbst sei bei besagter Partie gesperrt gewesen und habe am Vereinsheim am Grill gestanden, bis auch er den Spielabbruch vernommen habe.
Ab der zweiten Halbzeit sei das Spiel hitzig geworden, berichtete Öncü. Das sagte auch der Schiedsrichter. Die erste Rote Karte gegen Gurbet Spor sei laut Öncü erst eine Gelb-Rote Karte gewesen. „Unser Spieler hat den Schiedsrichter dann auf Türkisch als ‚ehrenlos’ beleidigt. Das hat der Schiedsrichter als schlimmes Wort betrachtet und Rot gezeigt.“ Auch hier widersprach der junge Referee: „Der Spieler wollte sich nach einer Gelben Karte nicht umdrehen. Daraufhin hab ich ihm Gelb-Rot gezeigt. Ich wurde dann beleidigt und habe die Gelb-Rote Karte in eine Rote Karte korrigiert.“
Nachdem der TuS Hamm II das Spiel in der Folge gedreht hatte, sei der Schiedsrichter bedroht worden. So sagt es auch Onur Öncü. „Da ist von außen etwas passiert und der Schiedsrichter wollte einem weiteren unserer Spieler Rot zeigen.“ Dann seien laut Öncü Worte gefallen wie: „Wir wissen, wo du wohnst.“ Wer diesen Ausruf getätigt hat, wisse Öncü aber nicht: „Ob das von uns kam, oder von jemand anderem, weiß ich nicht. Der Spieler meinte auf jeden Fall, es kam nicht von ihm.“
Öncü habe in der Folge „alles beruhigen“ wollen: „Der Schiedsrichter ging Richtung Kabine. Ich bin hinterher und wollte ihm unter anderem sein Spesengeld geben. Er hat die Kabinentür aber nicht mehr aufgemacht und gesagt, er warte jetzt auf die Polizei.“ Auch hier gibt es starke Abweichungen in der Schilderung des Schiedsrichters: „Die meinten zu mir auf Türkisch, mein Schiedsrichter-Geld könne ich mir in den Arsch stecken.“
TuS Hamm sieht bedrohliche Lage
Andre Büscher, Trainer des TuS Hamm II, schilderte die Situation so: „Wir haben das 2:1 gemacht. Dann ist ein Spieler von Gurbet Spor ausgetickt und meinte, er würde den Schiri finden, er wisse, wo er wohnt.“ So habe es ihm zumindest der Schiedsrichter gesagt. Alle Äußerungen seien auf Türkisch gewesen.
Der Referee, der jedes Wort verstanden hat, habe daraufhin gefragt, ob man ihm drohen wolle. „Das ging immer weiter. Es war ein wildes Wortgefecht“, so Büscher. Auf die Frage, ob auch er die Lage als bedrohlich einschätzen würde, meinte er: „Definitiv. Ich habe meine Leute sofort rausgezogen − nicht, dass es noch eskaliert.“
Der Ball liegt nun beim Kreissportgericht. Ob es zu einem schriftlichen oder Präsenzverfahren kommt, steht noch nicht fest. Allerdings geht Staffelleiter Wulf davon aus, dass es ein mündliches Verfahren wird. Diese Saison, so Wulf, sei zudem extremer als die vorangegangene: „Es ist wirklich schlimm geworden, was wir Staffelleiter alles verarbeiten müssen. Letzte Saison war es deutlich angenehmer.“
Hinweis: Wir haben diesen Artikel mehrfach aktualisiert, zunächst um die Stellungnahmen des Schiedsrichters erweitert, der den Aussagen der Polizei widersprochen hatte. Die Polizei teilte am Dienstagmorgen mit, dass die Anzeige gegen Unbekannt „von Amtswegen“ erstellt worden ist und nicht vom Unparteiischen selbst.
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