Nach gut anderthalb Stunden und fast einem Dutzend Zeugenaussagen stand das Urteil des Kreissportgerichts Unna-Hamm: Eintracht Werne II bekommt nach dem Spielabbruch vom 13. November aus der C-Kreisliga-Partie gegen Gurbet Spor Bergkamen die drei Punkte zugesprochen. Ein Wiederholungsspiel ist damit vom Tisch. Unterdessen gab es ein interessantes Angebot vom Sportrichter an den Trainer der Bergkamener.
Die nach 85 Minuten abgebrochene Fußballpartie, bei der auch die Polizei ins Sportzentrum Dahl verständigt worden ist, geht mit 2:0 Toren an die Evenkämper. Frust gab es über das Urteil des Kreissportgerichts Unna-Hamm, vertreten durch den Vorsitzenden Michael Zahorodnyj (TuS Germania Lohauserholz-Daberg) und dessen Beisitzer Veysel Cerci (TSC Hamm), Ingo Steinweg (TuS Hemmerde) und Patric Quos (BV 09 Hamm) hingegen bei Gurbet Spor. Aber nicht wegen der Spielwertung.
„Lächerlich“, sprudelte es aus Emre Demircan, dem Sportlichen Leiter von Gurbet Spor, nach Bekanntgabe des Strafmaßes für den Eintracht-Spieler vor dem Sportgericht heraus. Der Eintracht-Spieler soll seinem Gegenspieler im besagten Spiel nach einem Zweikampf eine Kopfnuss gegeben haben, was eine Rudelbildung auslöste. Der Gurbet-Spor-Spieler, auf dessen Nase ein Pflaster offenbar den Cut verdeckte, habe sich laut dem Sportlichen Leiter, der als Dolmetscher fungierte, bei der Aktion eine Nasenfraktur sowie eine Schädelprellung zugezogen.
„Für so ein Foul gibt‘s nur acht Spiele Sperre?“, richtete Demircan nach dem Urteil seine Frage direkt ans Sportgericht. Zahorodnyj erklärte ihm, dass die Zeugen es dem Sportgericht nicht leicht gemacht hätten. Aber der Reihe nach.
Schiedsrichter äußert sich schriftlich
Der Schiedsrichter der Begegnung blieb der Verhandlung am Donnerstagabend im Vereinsheim des TuS Germania Lohauserholz-Daberg aus privaten Gründen fern. Dafür verlas Veysel Cerci die schriftliche Stellungnahme des Referees. Er hatte die besagte Partie abgebrochen, nachdem Gurbet Spor beschlossen hatte, nach der Rudelbildung fünf Minuten vor dem regulären Spielende nicht weiter antreten zu wollen.
Das Spiel sei „hitzig“ gewesen, was auch viele Zeugen bestätigten. Später seien die Fouls härter geworden. Dann die 85. Minute. In der Stellungnahme heißt es: „Nach einem Zweikampf gab die Nummer 9 von Werne der Nummer 7 von Gurbet Spor eine Kopfnuss, woraufhin die Nummer 7 Nasenbluten bekam. Der Spieler fiel zu Boden. Als er aufstand packte er die Nummer 9 am Hals. Die Situation verschärfte sich.“
Betreuer und Spieler beider Mannschaften sollen in der Folge das Spielfeld betreten haben. Der Schiedsrichter schreibt weiter: „Danach wollte Gurbet Spor abbrechen, aus Angst weiterzuspielen.“
Es ist das Kernkriterium für das Urteil des Sportgerichts. „Es ist eindeutig. Wir hatten so einen Fall jetzt bestimmt schon zehnmal. Ihr dürft auf keinen Fall einfach so das Spielfeld verlassen. Das ist klar geregelt. Merkt euch das fürs nächste Mal“, führte Zahorodnyj aus. Beisitzer Cerci ergänzte: „Der Schiedsrichter hat keine Bedrohungslage gegen sich gesehen.“
Gurbet Spors Sportchef Emre Demircan entgegnete, er würde in Zukunft in solch einer Situation jederzeit wieder so handeln und seine Mannschaft vom Platz holen. „Ich würde es über die Kapitäne regeln und vorher erstmal ein Gespräch führen“, erwiderte Beisitzer Cerci. „Dann kann man immer noch entscheiden.“

Marco Küster, Sozialwart von Eintracht Werne, betonte, es sei zu keiner Zeit eine Gefahrenlage zu erkennen gewesen. Das sahen die Gurbet-Spor-Verantwortlichen offenbar anders. „Eintracht hatte ungefähr 120 Zuschauer da, wir waren zu zehnt. Der Schiri hatte das nicht mehr unter Kontrolle. Wir haben uns dann dazu entschieden, das Spiel nicht fortzuführen. Wir wollten nichts riskieren. Wir haben uns bedroht gefühlt. Der Abbruch erfolgte auf unseren Wunsch hin.“
Acht beziehungsweise vier Spiele Sperre
Viel mehr Aufregung gab es aufseiten der Bergkamener nach Bekanntgabe des Strafmaßes gegen die beiden Spieler. Eintrachts Spieler erhielt vom Sportgericht acht Spiele Sperre, Gurbet Spors Akteur vier Spiele. „Wir haben die ganze Situation bewertet und sind zu einem minder schweren Fall gekommen, weil wir die Aktion des Gurbet-Spor-Spielers als Provokation gewertet haben. Zum Teil hat Eintracht Werne die Situation auch anders bewertet als Gurbet Spor“, erklärte Veysel Cerci das Vorgehen bei der Urteilsfindung.
Wäre es nach dem Zweikampf und vor der vermeintlichen Kopfnuss des Eintracht-Spielers nicht zu einer „provokativen Aktivität“ seitens des Gurbet-Spor-Spielers gekommen, versicherte Zahorodnyj, „wäre unser Urteil anders ausgefallen.“
Aussagen, die bei Gurbet-Spor-Trainer Ali Uzun Kopfschütteln verursachten. „Ich würde es härter bestrafen“, meinte er. Zahorodnyj unterbreitete ihm daraufhin eine unorthodoxe Einladung: „Sie können ja mal ein Jahr beim Sportgericht mitmachen und sich das hier ansehen.“ Man müsse als Richter der Spruchkammer immer eine gewisse Linie haben. „Gerecht“, so Zahorodnyj abschließend, „ist es für keinen.“
Während Eintracht Werne das Urteil akzeptierte, behielt Gurbet Spor Bergkamen es sich vor, in Berufung zu gehen. Dann würde sich das Bezirkssportgericht mit dem Fall beschäftigen.
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