So profitiert ein Verein von einem Kunstrasenplatz
Concordia Wiemelhausen aus Bochum
Seit Januar 2014 trägt Concordia Wiemelhausen, der Club aus dem Bochumer Süden, seine Heimspiele auf Kunstrasen aus. Für den Verein war der Platzumbau ein Glücksfall. Zwischenzeitlich rannten der Concordia die Jugendspieler in Scharen davon – sie wollten nicht mehr auf Asche spielen. Dann kam der Kunstrasen und der Verein stand langsam wieder auf.

Im vergangenen Jahr setzte sich die SG Wattenscheid 09 gegen Concordia Wiemelhausen durch. Diesmal trifft die SG09 im Endspiel auf TuS Heven.
Das Dasein als Verlierer des Kunstrasen-Booms kennt die Concordia aus Wiemelhausen nur zu gut: Dem Verein liefen die Mitglieder, vor allem viele Jugendspieler davon, sagt Concordias erster Vorsitzender Heiner Hanefeld. Altenbochum, Weitmar 45, Stiepel – fast überall in der Umgebung gab es Natur- oder Kunstrasenplätze. Niemand wollte im Hochsommer die staubige Asche einatmen und im Winter auf dem knüppelharten Untergrund kicken.
Viele profitierten, nur die Concordia nicht
Dass die Stadt Bochum zu dem Zeitpunkt schon lange Vorreiter in Sachen Kunstrasenplatzbau war, bekam die Concordia zu spüren – im negativen Sinne. Viele, die auf der Prioritätenliste der Stadt weiter oben standen, profitierten - nur die Concordia nicht.
Dass auch Wiemelhausen eines Tages auch einen Kunstrasenplatz bekommen sollte, war bei der Stadt zwar lange klar. Eine Haushaltssperre ließ den Traum vom Umbau der Anlage an der Glücksburger Straße von Asche zu Kunstrasen jedoch zerplatzen. Dabei zählte für den Club damals sprichwörtlich jede Sekunde im Kampf gegen den Mitgliederschwund.
Dann fiel die Haushaltssperre. Der Umbau begann, die Stadt hatte Wiemelhausen nicht vergessen. „Im Sommer 2013, als feststand, dass wir einen Kunstrasen bekommen, begannen viele ehemalige Jugendspieler zu uns zurückzukommen“, erinnert sich der Vorsitzende Hanefeld. Die Ankündigung des Platzumbaus genügte, um den in der Jugendarbeit kränkelnden Verein einen Aufschwung zu geben. Plötzlich konnte die Concordia wieder eine männliche A- und B-Jugend-Mannschaft melden, weitere Teams entstanden in den jüngeren Jahrgängen. Die Rose Concordia, die zu verwelken drohte, fing wieder an zu blühen.
"Kunstrasen allein reicht nicht"
Trotz der erfreulichen Entwicklung in Wiemelhausen betont der Vereinsvorsitzende: „Ohne unsere ohnehin schon guten Vereinsstrukturen hätte es den Aufschwung nie gegeben.“ Ein Kunstrasen allein reiche nicht aus, um einen Verein wieder auf Vordermann zu bringen.
Doch auch Hanefeld bemerkt, dass sich die Prioritäten vieler Eltern verschieben. Ob der Verein einen Kunstrasenplatz hat, wird immer wichtiger - die sportliche Perspektive unwichtiger. Wie gut die Trainer seien, sagt Hanefeld, sei für viele Eltern inzwischen nicht mehr das Hauptkriterium bei der Wahl eines Vereins. „Knie kaputt, Asche in der Wäsche - das sind die Kriterien, die für die Eltern eine Rolle spielen“, so der Vorsitzende. „Das kann man in Teilen schon nachvollziehen.“ Dass der Verein seit Anfang Januar einen Kunstrasenplatz hat – es ist für Hanefeld und seine Concordia Wiemelhausen ein Glücksfall.