Radfahrer vor der Zeche Waltrop

Radurlaub vor der eigenen Haustür - hier an der Zeche Waltrop auf der Römer-Lippe-Route - schont da Klima. © Römer-Lippe-Route

Sechs Ideen für klimafreundlichen Urlaub - auch vor der Haustür

rnSerie: Unser Klima

Freizeit und Natur: Der Tourismus hat eine schlechte CO2-Bilanz, doch das muss nicht sein. Mit Wandern und Radfahren in NRW lassen sich Freizeit und Urlaub klimafreundlich gestalten.

von Julia Marie Braun und Peter Geburek

26.10.2022, 04:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Der erste Schritt zu klimafreundlicherem Reisen ist Urlaub vor der eigenen Haustür, sodass man nicht weit fahren muss. Denn acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen entstehen nach Angaben des Umweltbundesamtes allein durch Tourismus. Weltweit gesehen werden 23 Prozent der Treibhausgase durch Verkehr ausgestoßen – also im Vergleich nur etwa das Dreifache – während es sich beim Tourismus und Urlaub ja eigentlich um eine spaßige, erholsame Angelegenheit handelt.

Wanderwege durch ganz NRW

Besonders klimafreundlich ist das Wandern. Ruhrgebiet, Sauerland, Münsterland und das Rheinland bieten unzählige Routen. Einen Überblick gibt es bei www.nrw-tourismus.de/wandern: Das wei­ße An­dre­as­kreuz weist Wan­de­rern auf dem Ruhr­hö­hen­weg den Weg von Win­ter­berg südlich vorbei an Dortmund nach Du­is­burg – von der Quel­le der Ruhr bis zu ih­rer Mün­dung in den Rhein. Auf einer Länge von 240 Kilometern schlängelt sich der Ruhrhöhenweg sozusagen vom Kleinen ins Große: Von den kleinen Orten des Sauerlandes geht es dem Lauf des Flusses folgend in die Metropolen des Ruhrgebiets. Auf zehn Etappen mit je 20 bis 27 Kilometern können Wanderer die Schönheiten der Natur des Ruhrtals genießen und am Wegesrand vieles über die Kultur- und Industriegeschichte des Landes erfahren.

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Der Emscher-Park-Weg verläuft auf 128 Kilometern einmal quer durchs Herz des Ruhrgebietes, von Kamen nach Duisburg. Die vierte Etappe des Fernwegs führt auf 20 Kilometern von Herne nach Essen. Startpunkt ist Herne Mitte, von hier geht’s zunächst Richtung Schloss Strünkede – Selfie-Time! Danach wanderst du unter der A 43 durch und an der Zeche Unser Fritz vorbei. Nach einem weiteren Stückchen überquert die Etappe den Rhein-Herne-Kanal und folgt diesem bis zum Gelsenkirchener Nordsternpark, der zu einer kleinen oder auch größeren Pause einlädt. Das letzte Teilstück der Etappe ist der Weg zwischen dem Nordsternpark und dem Emscherpark, der sich in Essen-Karnap befindet.

Halden-Hügel-Hopping steht für Themen- und Bergwandern im nördlichen Ruhrgebiet, dem Vest Recklinghausen. Hier konzentrieren sich aus der vergangenen Ära des Bergbaus die Bergehalden. Gut 20 dieser Halden stehen zwischen Stadt und Landschaft im Raum. Davon sind 17 in das Halden-Hügel-Hopping eingebunden. Auf ihnen findet der Naturfan spezifische Fauna und Flora. Der Kunstfan gelangt zu Gipfel-Kunst wie Bramme, Obelisk und Tetraeder. Der Technikfreund sucht die Anschauungstechnik wie Himmelsobservatorium oder Sonnenuhr auf.

Entdecken Sie auch die Natur und Kultur des Kreises Unna auf wunderschönen Wanderrouten. Die malerischen Landschaften zwischen Münsterland, Hellweg und Sauerland bieten abwechslungsreiche Eindrücke direkt vor der Haustür, etwa auf der 18 Kilometer langen Panoramaroute Unna.

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Auch im Kreis Borken rund um Ahaus, Stadtlohn, Gescher und Borken gibt es kurz vor der niederländischen Grenze zahlreiche Wanderrouten für jeden Geschmack.

Und auch das Rheinland hat Vielfältiges zu bieten: von Duisburg mit dem größten Innenhafen Europas bis hin zu der Geburtsstadt Beethovens in Bonn. Auf dem Rheinsteig beispielsweise kann man auf bis zu 21 Etappen mehr als 310 Kilometer zu Fuß zurücklegen. Die ersten zwei Etappen liegen vollständig in NRW. Eine ähnliche Länge weist der Eifelsteig auf, der in 15 Etappen die gesamte Eifel in Nord-südlicher Richtung von Aachen nach Trier durchquert.

Unterwegs mit dem Rad

Fahrradtouren durch das bevölkerungsreichste Bundesland führen an den schönsten Orten vorbei – verlassene Natur, romantische Städte, Industriekultur und Promenaden unterschiedlicher Gewässer. Das Tourennetz ist ähnlich groß wie für die Wanderer. Der Rheinradweg, die Römer-Lippe-Route, der Niersradweg und der Ruhrtalweg sind nur einige der bekanntesten.

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Wildcampen – in der Natur übernachten, aber achtsam mit ihr umgehen

Wer das große Abenteuer in der Natur sucht, hat sicherlich schon einmal über das Wildcampen nachgedacht – schlafen in der Natur und unterm Himmelszelt. Das ist verboten, aber es gibt ein paar Ausnahmen: Auf privaten Wiesen oder in privaten Waldstücken, wenn man beim Eigentümer nachfragt und der es ausdrücklich erlaubt. In der Eifel im Naturpark Hohes Venn-Eifel kann man Naturlagerplätze buchen unter www.trekking-eifel.de/de.

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Eine begeisterte Frei-Camperin ist die Dorstenerin Jessie Fröde. Sie sagt: Urlauber, die klimafreundlich verreisen wollen, müssen sich bewusst sein, dass das oberste Ziel der Schutz unserer Erde – also unseres Lebensraumes – ist. Deshalb sollten Reisende auch Rücksicht auf Pflanzen und Tiere nehmen, Abstand von ihnen halten sowie nicht laute Musik hören oder Müll hinterlassen.

Rabatt-Karten nutzen

NRW ist ein reichhaltiges Kulturland – zahlreichen Museen, Bäder, Sportstätten und Freizeitparks locken Besucher zwischen Rhein und Ruhr an. Wer mal über einen Zeitraum von einem Jahr das Bundesland entdecken will, sollte sich die Anschaffung einer Rabattkarte wie die „Ruhr.Topcard“ überlegen. Die Karte kostet 58 Euro für Erwachsene und 38 Euro für Kinder und verschafft dem Nutzer kostenloses Eintritt zu mehr als 90 Attraktionen im Ruhrgebiet. Vergleichbare Karten sind etwa die „RheinlandCard“ und die „Sauerland-Sommercard“.

NRW ist Grenzland – den Blick nach drüben wagen

Deutschland „Land’s End“ – im Westen der Gemeinde Selfkant (Kreis Heinsberg) liegt der westlichste Punkt Deutschlands, direkt auf der Grenze zu den Niederlanden. Hier kann man sogar auf einem Rad- und Wanderweg in nur acht Kilometern das belgische Städtchen Maaseik erreichen. Die Region Flandern ist an der schmalsten Stelle der Niederlande („Het smalste Stukje Nederland“), deren Staatsgebiet hier keine fünf Kilometer breit ist, nur einen Steinwurf entfernt.

Naturerlebnis, Stressabbau und umweltfreundlich: Für Wanderferien in NRW steht ein riesiges Wegenetz zur Verfügung.

Naturerlebnis, Stressabbau und umweltfreundlich: Für Wanderferien in NRW steht ein riesiges Wegenetz zur Verfügung. © picture alliance / dpa

Bei einer Wanderung oder Radtour drei Länder abklappern, das kann nicht an vielen Orten in Deutschland. In NRW gleich zwei Mal. Nur wenige Kilometer vom Aachener Stadtzentrum entfernt erreicht man das Dreiländereck. Hier, auf dem höchsten Berg der Niederlande, der rund 323 Meter hoch ist, treffen Deutschland, die Niederlande und Belgien aufeinander. Im Rahmen einer Wanderung oder Radtour kann man das waldreiche Gebiet um den Vaalserberg erkunden.

Aachen ist auch Startpunkt des Vennbahnwegs. Auf einer umgebauten Bahntrasse kann man auf 125 Kilometern mit dem Rad über Ostbelgien ins nördliche Luxemburg fahren. Der Weg ist fast durchgehend asphaltiert und weist eine überwiegend sehr geringe Steigung auf. Man durchquert große Teile der teils sehr naturbelassenen Nordeifel, durchquert die Hochmoore des Venns, sieht alte Burgruinen und kann malerische Orte wie Kornelimünster oder Monschau besuchen.

CO2-Kompensation beim Reisen

Menschen, die nicht auf die Flugreise verzichten wollen, haben immerhin die Möglichkeit die dadurch entstandenen Treibhausgase zu kompensieren. Das ist zwar umweltschädlicher, als gar nicht erst zu fliegen, ermöglicht aber auch Projekte zu unterstützen, die künftig Treibhausgase vermeiden oder Waldaufforstungen unterstützen können. Bei der Kompensation gibt es unterschiedliche Anbieter. Die Stiftung Warentest hat in einem Vergleich den Anbieter Atmosfair mit der Note „sehr gut“ zum Testsieger gekürt. Im Testbericht heißt es: „Im afrikanischen Ruanda zum Beispiel versorgt Atmosfair Haushalte mit effizienten Öfen. Das spart Brenn­stoff“.

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Über die Klima-Kollekte – ein Anbieter der christlichen Kirchen – können Reisende aber auch kompensieren. Auch sie haben die Note „sehr gut“ erhalten. Die Klima-Kollekte unterstützt mit Kochstellen, Biogasanlagen und dem Ersatz von mit Kerosin betriebenen Lampen durch Solarlichter. Der dritte Kandidat mit der Note „sehr gut“ ist das Projekt „Primaklima“ – sie unterstützen die Waldaufforstung. Zwar speichere die kein CO2 mehr, sobald der Wald ausgewachsen ist, wie Kritiker bemängeln, allerdings gilt der Wald dann als Lebensraum für Tiere und Pflanzen und kann Wasser speichern.

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