Sebastian Koch las bei "Egmont/Prometheus" zur Musik

Ruhrfestspiele

Sebastian Koch ist ein Rezitator, der gedrechselter Sprache viel Leben einhaucht. Ob Goethe, Byron, Shelley, Aischylos - bei ihm klingen sie nach Saft und Kraft, nicht nach Pathos.

von Kai-Uwe Brinkmann

RECKLINGHAUSEN

, 19.05.2017, 17:43 Uhr / Lesedauer: 1 min
Sebastian Koch liest aus griechischer Mythologie, Prometheus-Nachdichtungen und Goethes "Egmont".

Sebastian Koch liest aus griechischer Mythologie, Prometheus-Nachdichtungen und Goethes "Egmont".

"Egmont/Prometheus" hat der Brite Christopher Hampton seine Multimedia-Collage betitelt, die am 18.5. bei den Ruhrfestspielen über die Bühne ging, mit Koch als Zeremonienmeister des Wortes.

Er liest Goethe, sie spielen Beethoven

Er liest Passagen griechischer Mythologie, aus Prometheus-Nachdichtungen und Goethes "Egmont". Das 30-köpfige Orchester Wiener Akademie unter Martin Haselböck spielt Beethoven, mal zu Kochs Vortrag, mal zwischendurch: Ausschnitte aus "Die Geschöpfe des Prometheus" und "Leonore Prohaska".

Sopranistin Marie Arnet singt drei, vier Mal und verkörpert schweigend die Geliebte Egmonts, die seine Hinrichtung durch die Spanier nicht verhindern kann.

Allerlei Komisches gibt es in Großaufnahme

Videos werden auf Gaze projiziert. Frühmenschen in einer Ursuppe, Felsmalerei, allerlei Kosmisches, Mauern, Fackeln, Kochs Gesicht in Großaufnahme. Als Egmont stirbt, rinnt Blut hinter Kochs Kopf hervor. Banale Illustration.

Das Wort tönt schön, Musik und Gesang sind ein Genuss. Dass der Zitatenmix Größeres ergibt als die Summe seiner Teile (die Ahnenlinie der Menschheitsbefreier?) bleibt aber Behauptung.

Stück betet die Klassiker an und nach

Bei Zeus oder den Spaniern Analogien zu Despoten von heute sehen zu wollen, ist weit hergeholt. Das Stück betet die Klassiker an (und nach), eine Botschaft verflüchtigt sich in ätherischem Raunen. Viel Applaus.