Immer wieder schwere Verletzungen in TV-Shows: Geht Spektakel vor Sicherheit?

Samuel Koch, Thorsten Legat und Co.

Der wohl schlimmste Unfall im Fernsehen war der von Samuel Koch bei „Wetten, dass..?“. Er ist nur einer von vielen, die sich im TV verletzten. Warum das immer wieder passiert.

10.08.2022, 09:09 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es war eine schwarze Stunde in der Geschichte der Fernsehunterhaltung: Am 4. Dezember 2010 stürzte Samuel Koch schwer, als er in der Show „Wetten, dass..?“ mit speziellen Stiefeln über ein Auto springen wollte. Millionen Zuschauer sahen live und zur besten Sendezeit, wie sich Kochs Leben für immer veränderte. Er ist seitdem querschnittgelähmt.

Es war der schlimmste, aber nicht der einzige Unfall in einer deutschen Show: Immer wieder verletzen sich Kandidaten bei Spielen mit körperlichem Einsatz zum Teil erheblich.

Thorsten Legat: Hodenamputation nach RTL-„Turmspringen“

Zuletzt traf es Thorsten Legat: Beim Training fürs „Turmspringen“ bei RTL verletzte sich der Ex-Fußballspieler so schwer, dass ihm ein Hoden amputiert werden musste. Schauspieler Stephen Dürr hatte sich 2012 ebenfalls beim Turmspringtraining (damals noch bei Pro Sieben) verletzt, er knallte beim Sprung vom Drei-Meter-Brett mit der Stirn auf die Wasseroberfläche. Dürr musste operiert werden, seitdem stützt eine Titanplatte seine Halswirbelsäule. Nach dem Vorfall mit Legat meldete sich Dürr zu Wort: Die Macher müssten die Show viel ernster nehmen, der Unfall zeige, dass „die Vorbereitung und das Training besser optimiert werden müssen“.

Heftig traf es auch Turnstar Fabian Hambüchen, der sich 2021 in der Fangshow „Catch“ einen Bänder- und Meniskusriss im Knie zuzog, operiert werden musste und lange daran laborierte. Schlageraltstar Peter Kraus fiel in der ARD-Show „Spiel für dein Land“ unglücklich und brach sich die Schulter, er hatte in der Folge nächtliche Panikattacken bis hin zur Todesangst. Sein Mitkandidat Marcel Reif ärgerte sich: „Das war ein kindisches Spiel, was in der Show mit uns älteren Herrschaften eigentlich nichts zu suchen hatte.“

Krankenakte des deutschen Fernsehens ist lang

Ob bei „Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt“ (Tim Mälzer erlitt in einem Pyrotechnikparcours Verbrennungen), „Ninja Warrior“ (Personaltrainer Jescher Heidl brach sich das Sprunggelenk dreifach) oder „Let‘s Dance“ (Victoria Swarovski brach sich eine Rippe, Kristina Bach erlitt einen Bandscheibenvorfall, Jimi Blue Ochsenknecht brach sich den Mittelfuß): Die Krankenakte des deutschen Fernsehens ist lang.

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Als Schlagerstar Michael Wendler fürs „Sommer-Dschungelcamp“ 2015 einen Bungeesprung wagte, ging etwas schief – er erlitt multiple Verletzungen, unter anderem eine gebrochene Hand. Ganz zu schweigen von Stefan Raab, der das Genre der Actionshow in Mode gebracht hat und sich als Moderator mal die Nase, mal das Steißbein und bei anderer Gelegenheit das Jochbein brach.

Geht Spektakel vor Sicherheit?

Als Christian Clerici 2013 bei der „Wok-WM“ eine Gehirnerschütterung erlitt, sagte Sendersprecher Christoph Körfer: „Zu jedem Sport gehört ein gewisses Risiko.“ Demnächst feiert das Eiskanalevent, bei dem sich H. P. Baxter 2003 einen Arm brach, sein Comeback. Geht etwa Spektakel vor Sicherheit?

RTL wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern. Vielleicht, weil es dabei um rechtliche und finanzielle Fragen geht. So forderte Stephen Dürr nach seinem Turmspringunfall von der Produktionsfirma Brainpool 10.000 Euro, die Klage wurde aber abgewiesen. Thorsten Legat wurde vom Sender angeblich eine größere Rolle bei künftigen Formaten zugesichert.

Einen weiteren Unfall, der so schwer wie der von Samuel Koch war, gab es seitdem nicht mehr – zumindest nicht im deutschen Fernsehen. In der Show „America‘s Got Talent“ dagegen wurde der Entfesselungskünstler Jonathan Goodwin 2021 in neun Metern Höhe hängend zwischen zwei Autos eingeklemmt, die explodierten. Er sitzt seitdem im Rollstuhl.

RND