Schrill und wild durchs alte Ägypten
"Joseph" in Tecklenburg
Schon für die ersten Töne aus dem Off erntete Titelheld Alexander Klaws Jubel. Bei der Premiere des Musicals „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ am Samstag sang sich der „Let’s dance“-Gewinner auf der Freilichtbühne Tecklenburg in alle Herzen.
Auf Umwegen gelangt Joseph an den Hof des ägyptischen Pharaos und führt das Volk weise durch eine Hungersnot. Auch seine Brüder kann er retten, am Ende sind alle zwölf nebst Vater in Frieden vereint.
Entstanden ist ein buntes Potpourri aus musikalischen und textlichen Parodien. Allzu ernst nehmen sollte man diese Musical-Variante des Alten Testaments daher nicht. Das hat sich wohl auch Regisseur Werner Bauer gedacht. Bunt und schrill lassen seine Figuren kaum eine Möglichkeit aus, mit gekonnten Slapstick-Einlagen auch noch die letzte Pointe auszureizen. Besondere Anerkennung verdient dabei Choreografin Kati Heidebrecht, deren Schrittfolgen mit viel Tempo die Massenszenen bereichern.
Auch Kostümbildnerin Karin Alberti hat tief in die Kalauer-Trickkiste gegriffen. Kaum ertönen karibische Klänge, treten plötzlich Männer mit Dreadlocks und Hawaii-Hemden auf. Mit einem Kniff verwandelt sich das an klassische Vorbilder angelehnte Pharao-Kostüm in einen Elvis-Presley-Verschnitt. Und der ohnehin atemberaubend schmucke Mantel von Joseph bekommt eine riesige Schleppe, die das Schlussbild in allen Regenbogenfarben leuchten lässt. All das provoziert viele Lacher, überschreitet im Finale des ersten Teils aber auch ein wenig die Geschmacksgrenze, als das gut aufgelegte Ensemble mit Cheerleader-Pompoms um den inhaftierten, spärlich bekleideten Klaws herumtanzt.
Musikalisch hat der Abend hohes Niveau. Dirigent Klaus Hillebrecht, selber kostümiert als Ausgrabungsforscher, hat sein Orchester fest im Griff. Und auch wenn Alexander Klaws in der Gefängnisszene noch ein bisschen mit den A-Cappella-Tönen zu kämpfen hat, wird er den Vorschusslorbeeren ansonsten mit seiner warmen und kraftvollen Stimme vollends gerecht. Erzählerin Sandy Mölling führt facettenreich durch den Plot. Julian Looman verleiht dem Pharao sowohl stimmlich als auch darstellerisch den nötigen Glamour. Auch Reinhard Brussmann kann als Jakob überzeugen.
Die elf Brüder schießen als wuselige Bande den Vogel ab, zum Beispiel, als sie zwischen Freude über Josephs Verschwinden und vorgespielter Trauer hin- und herspringen. Als Alexander Klaws dann im Anlauf auf das Finale „Let’s dance!“ ruft und mit seinem Bruder Benjamin eine heiße Sohle aufs Parkett legt, ist die Menge vollends aus dem Häuschen.
Karten für "Jesus Christ, Superstar" im Opernhaus Dortmund mit Alexander Klaws: Tel. (0231) 5027222.