
Schiedsrichter - wie hier Andreas Lehmkuhl (M.) - müssen sich oftmals scharfe Kritik von Spielern, Trainern und Fans anhören. Zu tätlichen Angriffen im Kreis Unna-Hamm sei es laut dem Chef des Kreis-Schiedsrichterausschusses, Torsten Perschke, aber seit gut einem Jahrzehnt nicht mehr gekommen. Einen Streik hält er darum für nicht angebracht. © Schürmann
Schiri-Chef im Kreis Unna-Hamm wiegelt Streik ab: „Wäre der völlig falsche Ansatz“
Fußball
Die IG Schiedsrichter hat bundesweit zum Streik aufgerufen. Der Fußballkreis Unna-Hamm werde sich daran aber nicht beteiligen, sagt Torsten Perschke. In seinem Beritt sei das auch gar nicht notwendig.
Wenn es nach der Interessengemeinschaft Schiedsrichter geht, soll im Amateurbereich am kommenden Wochenende auf allen Plätzen der Ball ruhen. Sie hat zum Streik aufgerufen. Die Schiedsrichter sollen ein Zeichen setzen, sich gegen verbale und körperliche Gewalt zur Wehr setzen. In Unna-Hamm wird es dazu aber nicht kommen. Das stellte Torsten Perschke, Vorsitzender des Kreis-Schiedsrichterausschusses, auf Nachfrage klar.
„Ich habe für diesen Aufruf der IG Schiedsrichter überhaupt kein Verständnis. Wir werden uns an diesem Streik nicht beteiligen - so wie es auch die Empfehlung des DFB vorsieht, die geschlossen an alle Landesverbände und damit auch an den FLVW herangetragen wurde“, teilt Perschke mit.
„Von 100 Spielen laufen 98 oder 99 sportlich fair und reibungslos ab“
Erste Anzeichen des Streikaufrufs hatte er bereits in der vergangenen Woche aufgeschnappt. Schon da vertrat er folgende Meinung: „So etwas trifft die Falschen. Von 100 Spielen laufen 98 oder 99 sportlich fair und reibungslos ab.“ Bei den wenigen Ausnahmen, in denen es ausartet, alle anderen durch einen Streik zu benachteiligen, sei laut Perschke „der völlig falsche Ansatz“. Denn an dem Verhalten der mutmaßlichen Gewalttäter gegen Schiedsrichter würde dies ohnehin nichts ändern.
Diese Auffassung vertreten offensichtlich die meisten seiner Kollegen im Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen. „Alle Schiri-Obleute sind in einer Whatsapp-Gruppe. Ich kenne dort keinen, der eine andere Meinung hat“, so Perschke, der glaubt, dass in ganz Deutschland - wenn überhaupt - nur vereinzelt Spiele wegen eines Schiri-Streiks ausfallen werden.
Tätliche Angriffe habe es seit gut einem Jahrzehnt nicht mehr gegeben
Die Thesen, die in einem Forderungskatalog der IG Schiedsrichter aufgeführt werden, seien laut Perschke schon wichtig. Einige sind jedoch bereits umgesetzt oder in Arbeit. Auch der Weg an die Öffentlichkeit sei richtig, doch dies sei Sache der einzelnen Kreise beziehungsweise Verbände, meint Perschke: „Ich glaube, wir können nur reagieren, statt zu agieren. Wir müssen natürlich auf dieses Thema sensibel machen, müssen aber auch darauf hoffen, dass Leute am Sportplatz sind, die etwaige Täter in die Schranken weisen.“
Im Fußballkreis Unna-Hamm sei es zudem ziemlich ruhig, was tätliche Angriffe auf Schiedsrichter angeht - seit vielen Jahren, wie Perschke betont: „Die wenigen Ausnahmen, die es deutschlandweit gibt, schaffen es natürlich in die Öffentlichkeit. Aber hier hat es so etwas schon seit gut einem Jahrzehnt nicht mehr gegeben.“
Kritik an „Selbstabbrüchen“ vieler Mannschaften: „Bringt eh nichts“
Den Spielabbruch vom vergangenen Wochenende, wo ein Spieler des TSC Hamm den Schiedsrichter mit einem Ballwurf am Kopf getroffen haben soll, betrachtet er lediglich als Unsitte: „Das ist verwerflich, klar. Aber es ist nicht zu vergleichen mit Aktionen, wo Schiedsrichter geschlagen oder angespuckt werden.“

Wenn Mannschaften wegen einer angeblichen Benachteiligung durch den Schiedsrichter einfach so den Platz verlassen, ist Torsten Perschke ein Dorn im Auge. © Marcel Schürmann
Die Zahl der Spruchkammersitzungen sei zwar hoch, aber schon seit Jahren auf einem konstanten Niveau, führt er weiter aus. Das einzige, das Perschke bemängelt, sind die - wie er sie nennt - „Selbstabbrüche“ einiger Mannschaften. „Es kommt inzwischen häufiger vor, dass Mannschaften, die sich vom Schiedsrichter benachteiligt fühlen, einfach vom Platz gehen. So etwas hat es früher gar nicht gegeben. Heute passiert das bestimmt fünfmal pro Saison.“ Er appelliert an die Vereine: „Es bringt eh nichts. Bisher hat noch keine Mannschaft jemals vor der Spruchkammer recht bekommen.“
Jahrgang 1992. Geboren und aufgewachsen in Unna. Kennt den Kreis Unna wie seine Westentasche, hat in seinem Leben aber noch nie eine Weste getragen. Wollte schon als Kind Sportreporter werden und schreibt seit 2019 für Lensing Media über lokale Themen - auch über die Kreisgrenzen hinaus.
