Ein Jäger steht mit seinem Gewehr in einem Jagdrevier. (Symbolbild)

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Roland Schulte: Kreis Borken „schon ein bisschen vom Wolf umzingelt“

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Angesichts von Wolfssichtungen bei Raesfeld, Schöppingen und Vreden sei man „schon ein bisschen vom Wolf umzingelt“, meinte Roland Schulte, Vorsitzender der Kreisjägerschaft. Was tun?

von Josef Barnekamp

Kreis Borken

, 23.03.2022, 17:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wie geht man mit dem immer häufiger in der Region auftauchenden Wolf um? Und wie mit jungen Rehen, denen der Tod durch Mähmaschinen droht? Wie viele Tiere haben die Jäger im Kreis erlegt, und wie sieht‘s aus mit der Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest?

Antworten auf diese und andere Fragen bekam die Kreisjägerschaft am Montagabend bei ihrer Jahresversammlung im Haus Terhörne in Südlohn. Rund 100 der 3265 Mitglieder waren dazu gekommen.

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„Wenn der Wolf Probleme macht, dann muss es die Möglichkeit des Abschusses geben. Das unterstütze ich“, sagte in ihrem Grußwort die CDU-Landtagsabgeordnete Heike Wermer (Heek). Auch Südlohns stellvertretender Bürgermeister Jörg Schlechter (FDP) fand, dass „Zäune keine Lösung sind.“

Roland Schulte, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, sagte angesichts von Wolfssichtungen bei Raesfeld, bei Schöppingen und jüngst bei Vreden, dass man im Kreis Borken mittlerweile „schon ein bisschen vom Wolf umzingelt“ sei. Ob die Wölfe dauerhaft im Westmünsterland bleiben, wisse man noch nicht. „Überall Zäune ziehen ist nicht schön“, sagte Schulte. Welche Strategie die Kreisjägerschaft in punkto Wolf verfolge, werde man „zu gegebener Zeit kundtun“. Wie berichtet, soll es in Kürze in NRW eine neue Wolfsverordnung geben.

„Überall Zäune ist nicht schön“

Als „unwahrscheinlich effektiv“ bezeichnete Schulte die Möglichkeit, Rehkitze mit einer Drohne samt Wärmebildkamera zu orten und sie so vor den scharfen Messern der Mähmaschinen zu bewahren. Wie Andreas Dehling vom Hegering Reken in einem Vortrag erläuterte, habe man durch diese Art der „Luftrettung“ 2020 vor Ort schon 49 Kitze gerettet, im Vorjahr sogar 79. „Wir finden mehr als 90 Prozent der Kitze“, betonte Dehling, wenngleich die Suche nach den jungen Rehen, die sich im Gras verstecken, zeitintensiv und auch teuer sei.

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Rund 10.000 Euro hat der Hegering Reken für diese Pionierarbeit aufgewendet, bei der mit einer Drohne bis zu 160 Hektar Fläche am Tag abgesucht werden. Bis zu sechs Helfer sind dabei im Einsatz – und das meist morgens ab halb vier Uhr.

Vorsitzender Roland Schulte (4.v.l.) und Schatzmeister Rolf Weinbrenner (r.) gratulierten einigen Jägern zur Ehrung mit der Verbandsnadel in unterschiedlicher Ausführung (von links): Ludger Benning, Robert Freimuth, Ralf Schulze Hessing. Michaela Räckers, Heinz-Werner Adämmer und Josef Hoge.

Vorsitzender Roland Schulte (4.v.l.) und Schatzmeister Rolf Weinbrenner (r.) gratulierten einigen Jägern zur Ehrung mit der Verbandsnadel in unterschiedlicher Ausführung (von links): Ludger Benning, Robert Freimuth, Ralf Schulze Hessing. Michaela Räckers, Heinz-Werner Adämmer und Josef Hoge. © Josef Barnekamp

Obschon die Afrikanische Schweinepest im Westmünsterland noch nicht angekommen ist, appellierte Schulte an die Jäger in der Region, „akribisch auf Hygiene zu achten“, wenn sie zur Jagd nach Osteuropa fahren, wo die ASP verbreitet ist. Schulte sagte, dass die Seuche meist durch an Rastplätzen weggeworfene Nahrungsmittel aus Osteuropa übertragen werde, die dann von Wildschweinen gefressen würden. Auch um die Wildschweinpopulation mit Blick auf die ASP-Übertragung einzudämmen, haben die Jäger im Kreis Borken 131 Wildschweine geschossen. Neben den 131 erlegten Wildschweinen tauchen in der Jagdstrecke 2020/2021 der Kreisjägerschaft 3537 erlegte Rehe, 68 Stück Rotwild, 1985 Hasen, 1988 Kaninchen, 1431 Füchse sowie etliche andere Tierarten auf. Hinzu kommen rund 1380 Rehe, 900 Hasen und 42 Füchse, die auf der Straße überfahren wurden.

„Wegen ASP auf Hygiene achten“

Schulte wies in seinem Bericht darauf hin, dass nicht nur der Wolf neu sei im Kreis Borken. Auch Waschbären und Marderhunde tauchen in der Statistik der erlegten Tiere auf und zunehmend auch Flugwild wie Kanada- und Nilgänse.

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Auch weil der von der Kreisjägerschaft mitbenutzte Schießstand in Coesfeld-Flamschen „heillos überlaufen“ sei, wollen die Jäger aus dem Kreis Borken den Schießstand in Ahaus auf Vordermann bringen. Dieser wird auch von den Ahauser Schützenvereinen benutzt. Jetzt müsse man schauen, wie teuer das Ganze werde, so Schulte. Dass das „Interesse an der Jagd ungebrochen“ sei, wie Landrat Dr. Kai Zwicker sagte, unterstreiche auch die Zahl von 59 Anmeldungen zur jetzt anstehenden Jägerprüfung.