Robert-Koch-Institut warnt: Tatsächliche Corona-Zahlen noch viel höher als offizielle Werte

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Robert-Koch-Institut warnt: Tatsächliche Corona-Zahlen noch viel höher als offizielle Werte

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Die Zahl von Corona-Neuinfektionen ist in astronomische Höhen geschossen. Jetzt warnt das Robert-Koch-Institut: Die wahren Zahlen dürften noch viel höher sein als offiziell gemeldet.

NRW

, 26.11.2021, 15:11 Uhr / Lesedauer: 3 min

Als wenn die bisher offiziell gemeldeten Zahlen nicht schon schlimm genug wären. Am Freitag (26.11.) meldete das Robert-Koch-Institut 76.414 Neuinfektionen mit dem Coronavirus – so viele wie bisher nie zuvor an einem einzigen Tag, fast 25.000 mehr als eine Woche zuvor.

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist mit 438,2 ebenfalls auf einen neuen Allzeit-Negativrekord gestiegen. 34 der 406 kreisfreien Städte und Landkreise in Deutschland melden inzwischen Inzidenzen von mehr als 1.000. Etliche Kliniken im Süden und Osten Deutschlands sind schon jetzt völlig überlastet. Man bereitet sich auf die Triage vor, also die Auswahl, wer noch behandelt werden kann und wer nicht.

Die wirkliche Lage ist noch gefährlicher

Und doch schreibt das RKI in seinem am späten Donnerstagabend (24.11.) veröffentlichten Wochenbericht als Fazit seiner Analyse der Daten der durchgeführten Corona-Testungen: „Dies spricht dafür, dass die tatsächlichen Fallzahlen erheblich über den gemeldeten Fällen liegen (Dunkelziffer).“ In Wahrheit wäre damit die aktuelle Corona-Lage in Deutschland noch gefährlicher, als es die ohnehin schon miserablen Zahlen verkünden.

Die Daten der Testungen sprechen dabei übrigens eine eindeutige Sprache. Die Zahl der Corona-Tests hat sich in den vergangenen Wochen massiv erhöht. In der ersten Oktoberwoche lag bei 957.725 durchgeführten PCR-Tests der Anteil der positiven Ergebnisse bei 6,49 Prozent. In der Woche vom 15. bis 21. November stieg dieser Anteil an positiven Tests auf 19,9 Prozent – und das bei mehr als 1,8 Millionen, also fast doppelt so viel durchgeführten PCR-Tests. Daher geht das RKI von einer hohen Dunkelziffer nicht festgestellter Infektionen aus.

„Starker Anstieg wird sich fortsetzen“

Für das RKI steht fest: „Es ist damit zu rechnen, dass sich der starke Anstieg der Fallzahlen innerhalb der nächsten Wochen fortsetzen wird.“ Was das konkret bedeutet, umschreiben die Experten des RKI so: „Aufgrund des hohen Infektionsdrucks in der Bevölkerung sind vulnerable Gruppen sowie Menschen in den höheren Altersgruppen immer stärker betroffen.“

Gerade in den älteren Altersgruppen sei das Risiko einer schweren Erkrankung mit Krankenhauseinweisung und tödlichem Ausgang weiterhin am höchsten. Aber auch schon ab 50 Jahren steige das Risiko „deutlich“ an.

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Auch ein Blick in die Krankenhäuser bietet nicht den geringsten Grund für Optimismus. Der RKI-Wochenbericht wertet die Zahl von aktuell mehr als 4.000 Covid-Kranken auf den Intensivstationen in nüchternen Worten, dafür aber umso bedrohlicher so: „Dieser Wert ist höher als im gleichen Zeitraum des letzten Jahres. Gleichzeitig stehen aktuell, insbesondere aufgrund von Personalengpässen, weniger Intensivplätze als im letzten Jahr zur Verfügung.“

Die Zahl der Impfstellen ist wieder gestiegen, aber...

Auch zu Impfungen und Impfdurchbrüchen äußert sich das RKI. So sei die Zahl der Impfungen in den vergangenen Wochen zwar wieder deutlich gestiegen. Dies hänge vor allem mit den Booster-Impfungen zusammen.

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Durchaus kritisch wertet das RKI die Entwicklung der Zahl der Orte, an denen sich Menschen impfen lassen können. Anfang Juni habe es noch rund 45.600 Impfstellen gegeben. Diese Zahl sei bis Ende August auf rund 26.600 geschrumpft. Jetzt steige sie zwar wieder auf aktuell etwa 37.000 Impfstellen, liege aber noch immer klar hinter den Höchstwerten zur Jahresmitte zurück.

Die Zahl der Impfdurchbrüche und wie sie zu bewerten ist

„Je mehr Personen in einer Bevölkerung geimpft sind, umso mehr Impfdurchbrüche beobachtet man. Auch der Anteil der Impfdurchbrüche an allen auftretenden Fällen erhöht sich bei einer hohen Impfquote“, schreibt das RKI. Das sollte man wissen, wenn man die Zahl der Menschen, die trotz einer vollständigen Impfung mit Symptomen an Covid-19 erkranken, richtig einordnen will.

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Bei den Menschen, die 60 Jahre und älter sind und sich in den vergangenen vier Wochen mit dem Coronavirus infizierten, waren 71,4 Prozent vollständig geimpft. Das hängt mit der hohen Impfquote von über 86 Prozent in dieser Altersgruppe zusammen.

Unter den hospitalisierten, an Covid-19 erkrankten über 60-Jährigen lag der Anteil der Geimpften bei 56,0 Prozent und bei den Intensivpatienten bei 46,2 Prozent. Fazit des RKI: „In der vollständig geimpften Bevölkerung lag sowohl die Inzidenz der symptomatischen Fälle als auch die Hospitalisierungsinzidenz in allen dargestellten Altersgruppen und zu jedem Zeitpunkt deutlich unter der jeweiligen Inzidenz der ungeimpften Bevölkerung.“

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