RKI-Chef Wieler: „Diese Welle wird schlimmer als die ersten beiden“
Coronavirus
Die Corona-Infektionszahlen steigen weiter, gleichzeitig ist ein verschärfter Lockdown über Ostern vom Tisch. RKI-Chef Wieler geht davon aus, dass die dritte Welle schlimmer als die ersten wird.

Lothar H. Wieler, Präsident des Robert-Koch-Institut (RKI) gibt eine Pressekonferenz zur Corona-Lage. © picture alliance/dpa
Während die Corona-Infektionszahlen steigen, ist ein verschärfter Lockdown über Ostern - die sogenannte Osterruhe - vom Tisch. Aber wie ist die aktuelle Lage? Gesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler haben heute in einer Pressekonferenz über die jüngsten Entwicklungen informiert. „Es gibt deutliche Signale, dass diese Welle schlimmer wird als die ersten beiden Wellen“, sagte Lothar Wieler.
Gesundheitsminister Jens Spahn kündigte zudem an, dass die neue Einreiseverordnung erst Montagnacht in Kraft treten werde. „Wir haben das noch einmal verschoben, um Fluggesellschaften etwas mehr Zeit zu geben“, sagte Spahn. Für Flugreisende ist es dann ab Montagnacht verpflichtend, einen negativen Corona-Test vorzuzeigen.
Des Weiteren unterstrich der Gesundheitsminister den Ernst der Lage: „Wenn das ungebremst so weitergeht, laufen wir in Gefahr, dass unser Gesundheitssystem im April an seine Grenzen kommt.“ Er betonte, dass die Ärzte und Pfleger auf den Intensivstationen seit nunmehr sechs Monaten stark unter Druck stehen. Er appellierte daher an die Länder, die Notbremse konsequent anzuwenden.
„Treffen Sie sich drinnen, tragen Sie eine Maske“
Mit Blick auf Ostern bat er die Deutschen gleichzeitig, Treffen nur im kleinsten Kreis und draußen stattfinden lassen. „Treffen Sie sich drinnen, tragen Sie eine Maske,“ sagte Spahn. „Es gibt deutliche Signale, dass diese Welle schlimmer wird als die ersten beiden Wellen“, sagte Lothar Wieler. Wenn jetzt nicht gegengesteuert werde, seien die Folgen schwerwiegend.
Besonders stark betroffen seien Berufstätige sowie Kinder und Jugendliche - Ansteckungen fänden in Kitas, Schulen und am Arbeitsplatz statt. „Das Virus verbreitet sich überall dort, wo Menschen zusammenkommen“, erklärte der RKI-Chef. Auch er appellierte: „Je weniger Sie sich treffen, desto geringer wird das Ansteckungsrisiko. Wenn Sie sich treffen, tragen Sie eine Maske und denken Sie an die Hygieneregeln.“
„Kein Impfstoff darf unverimpft bleiben“, betonte Spahn weiter. Die bisherigen Impfungen der über 80-Jährigen hätten bereits Auswirkungen auf das Pandemie-Geschehen. Es gäbe weniger Ausbrüche in Pflegeheimen. „Und wenn es doch einen Ausbruch gibt, dann mit weniger schweren Verläufen“, erklärte der Gesundheitsminister.
Zudem betonte er ein weiteres Mal die Bedeutung der Schnelltests. Die jetzt geschaffene Test-Infrastruktur sei Voraussetzung, diese in Zukunft strategischer zu nutzen. „Wir sind wahrscheinlich im letzten Teil dieses Pandemie-Marathons angekommen“, sagte Spahn. Dies sei aber der härteste Teil. Wie in einem Marathon sei auch jetzt jeder letzte Schritt eine wahre Tortur. Dies unterstrich auch RKI-Chef Wieler. Die Variante B117 sei schwerer einzudämmen. Es seien aber nur noch einige wenigen Monate, in denen die Wachsamkeit hoch gehalten werden müsse.
Lauterbach fordert Lockdown
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte zuvor einen strengen, zweiwöchigen Lockdown gefordert und Teststrategien eine Absage erteilt. „Wir brauchen hier nicht wie bei Jugend forscht auszuprobieren, was ich mit ein paar Tests hinbekomme, bevor mir das alles kollabiert“, sagte Lauterbach am Donnerstagabend im Talk von Maybrit Illner im ZDF. Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hofft hingegen, mithilfe von Test wieder Normalität herstellen zu können und hat die vielfach kritisierten Öffnungspläne für sein Bundesland nach Ostern verteidigt.
Hans sagte zu den Öffnungsplänen im Saarland, Ziel sei es, einen Anreiz für einen Corona-Test zu bieten, „nämlich vielleicht einmal ein Eis essen zu gehen auf einem Marktplatz oder Sport zu machen im Verein mit wenigen Personen“. Für Flugrückkehrer gilt derweil ab Sonntag eine Corona-Testpflicht. So soll Epidemie-Geschehen weiter eingedämmt werden.
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 21.573 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 183 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Freitag hervor. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 17.482 Neuinfektionen und 226 neue Todesfälle verzeichnet.
RND
Der Artikel "RKI-Chef Wieler: „Diese Welle wird schlimmer als die ersten beiden“" stammt von unserem Partner, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.