Rekord-Mann Maier zurück auf dem Podest
Den ganz großen Coup von Kitzbühel verfehlte Hermann Maier nur um Sekundenbruchteile, doch im Ski-Mekka seiner Heimat feierte der schon oft abgeschriebene Star die sportliche Wiederauferstehung.
Den ganz großen Coup von Kitzbühel verfehlte Hermann Maier nur um Sekundenbruchteile, doch im Ski-Mekka seiner Heimat feierte der schon oft abgeschriebene Star die sportliche Wiederauferstehung.
Mit einer glänzenden Fahrt erreichte der 35 Jahre alte Österreicher als Zweiter hinter dem Liechtensteiner Marco Büchel knapp geschlagen das Ziel, stand aber erstmals seit 13 Monaten wieder auf dem Siegertreppchen. «Der zweite Platz ist höher einzuschätzen als mein erster Super-G-Sieg hier 2000», sagte Maier. Platz 3 teilten sich zeitgleich der Schweizer Didier Cuche und Mario Scheiber aus Österreich. Johannes Stehle aus Obermaiselstein als 36. und Stephan Keppler (Ebingen) als 43. verpassten Weltcup-Punkte.
Im Ziel haderte Maier nach seiner Fahrt bei leicht schlechterer Sicht als Büchel noch etwas mit sich selbst und zog zerknirscht ob der fehlenden 16/100 Sekunden vor seinen jubelnden Fans die Schultern hoch - wenige Minuten später konnte sich der einst überehrgeizige Ausnahmefahrer auch ohne den ersten Sieg seit zwei Jahren freuen. «Es gibt kein schöneres Gefühl als das, das ich heute erleben durfte. Es war wunderschön», gestand der «Herminator», der im Dezember 2006 in Hinterstoder letztmals auf dem Siegertreppchen gestanden hatte.
Zum sechsten Super-G-Sieg in Kitzbühel und dem siebten insgesamt bei den Hahnenkamm-Rennen fehlte ihm nach «einer wirklich guten Fahrt» nicht viel. «Fünf Siege im Super-G, zwei zweite Plätze. Wir werden nächstes Jahr sehen», sagte er nach dem Rennen und kündigte damit indirekt die Rückkehr an die Kultstätte an. Vor der Saison hatte Maier seinen Ausrüster gewechselt und war bislang im Winter nicht über Rang acht hinausgekommen. «Aber ich glaube, ich war nie richtig weg aus der Weltspitze», erklärte der Doppel-Olympiasieger von 1998.
Mit dem Erfolgsrezept «sinnlose Attacke» raste Büchel zum Sieg, musste aber bei der Fahrt von Bode Miller und noch mehr bei denen von Cuche und Maier tüchtig um den Lohn beim wegen des Wetters verkürzten Super-G bangen. «Ich war im Ziel nervöser als beim Start. Für mich ist der Sieg ein Traum, mit dem ich nicht gerechnet habe», sagte der mit 36 Jahren älteste Starter im Weltcup und durfte sich über allerhand Kitzbü(c)hel-Wortspiele nach dem ersten Erfolg hier freuen.
Büchel bekam mit 50 000 Euro das meiste Preisgeld, die meiste Aufmerksamkeit aber wurde Maier zuteil. Die Beziehung zwischen ihm und Kitzbühel ist einzigartig. Im Jahr 2000 holte sich der viermalige Gesamtweltcup-Sieger hier den ersten Erfolg im Super-G, in seinen goldenen Zeiten gelang ihm ein Jahr später in Abfahrt und Super-G gar der Doppelschlag. 2002 fehlte er verletzt, 2003 feierte er im Super-G sein Sieges-Comeback nach einem schweren Motorradunfall. 2005 und 2006 schlug er jeweils wieder als Sieger im Super-G zu: Rekord. «Viele haben ihn schon abgeschrieben, aber er ist immer noch ein super Skifahrer», sagte Scheiber über den Altstar, über dessen Rücktritt schon mehrfach spekuliert wurde, der aber auch Olympia 2010 noch nicht aus den Augen verloren hat.
Im Trubel um die erfolgreichen Oldies gingen die jungen Deutschen fast unter. Stehle kam mit hoher Nummer nicht mehr in die Punkte-Ränge, Keppler hatte als zweiter Starter Pech mit Nebel und verlor dadurch viel Zeit. Die Weltcup-Gesamtwertung führt weiter der Österreicher Benjamin Raich an, in der Disziplin-Wertung liegt Cuche vorne.