Raser-Szene stört auch am Phoenix-See
Anwohnerin beschwert sich
Die Raser-Szene breitet sich weiter aus: Nach unserem Bericht über den bei nächtlichen Rennen auf dem Wall produzierten Lärm informierte eine Anwohnerin der Straßen "An den Mühlenteichen" in Hörde unsere Redaktion über "immensen Lärm" durch Raser und Tuner auch am Phoenix-See.

Die Blütezeit der Raser- und Tuning-Szene auf Phoenix-West ist vorbei. Mehrere hundert Autos waren hier abends und nachts unterwegs. Die Polizei kontrollierte oft. Schilder verbieten inzwischen die Durchfahrt von 20 bis 6 Uhr.
„Der Parkplatz am alten Magazin ist in ein beliebter Ort“, sagte die Anwohnerin Alexandra Krohn-Petersen. „Motorentests“ störten dort bereits im vergangenen Jahr die Nachtruhe – „besonders im Sommer, wenn nachts gerne die Fenster offengelassen werden.“ Die Stadt Dortmund sei bereits um Hilfe gebeten worden, allerdings sehe sie „keinen Handlungsbedarf“. Das sei „verwunderlich“, da der Phoenix-See in Hörde als „bevorzugte Wohnlage“ angepriesen werde.
Auf Anfrage unserer Redaktion kündigte Polizeisprecher Oliver Peiler an, dass die Polizei die Hörder Hafenstraße genauer in den Blick nehmen werden. Damit sich dort keine Raser-Szene etablieren könne. Das versuchten Polizei und Stadt durchaus erfolgreich auf Phoenix-West in Hörde. Tuner und Raser halten sich dort nun weitestgehend fern.
Schuld sind die Anderen
Auf Medienberichte reagieren Mitglieder der Tuner- und Raserszene mit Schuldverschiebungen: Polizei und Stadt würden die Verantwortung für den Lärm in der Innenstadt tragen, weil sie die Szene von Phoenix-West verdrängt hätten. In Internet-Kommentaren ist auch zu lesen, dass die Innenstadt-Anwohner „selber schuld“ seien – weil sie in der Innenstadt wohnen, wo der Lärm grundsätzlich größer sei als draußen im Grünen.
Die Polizei ist regelmäßig auf dem Wall und auch den Zufahrtsstraßen zur Innenstadt unterwegs, um Raser zu stoppen und technisch illegal aufgemotzte Autos aus dem Verkehr zu ziehen. Die meisten Störer stammen nicht aus Dortmund, berichtete Michael Harder vom Verkehrsdienst der Polizei.
Schwere Unfälle verhindern
Das Ziel der Polizei-Kontrollen: Schwere Unfälle wie in Hagen, Köln und Berlin oder in der vergangenen Woche auch auf dem Burgwall in Dortmund zu verhindern und Anwohner vor dem Lärm dröhnender Motoren und röhrender Auspuffanlagen zu schützen. Dafür setzt die Polizei auch Lautstärke-Messgeräte ein. Allerdings stößt sie mit ihren Methoden an ihre Grenzen – viele Raser lächeln über die Kontrollen.
Ein Landgericht in Berlin hatte zwei Raser wegen Mordes verurteilt, nachdem sie auf dem Kurfürstendamm elf rote Ampeln ignoriert, einen Unfall verursacht und einen am Rennen unbeteiligten 69-jährigen Autofahrer getötet hatten. Die Richter verhängten eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Rechtskräftig ist das Urteil noch nicht.
Ein Mordversuch?
„Ist ein Rennen auf dem Wall in Dortmund dann ein Mordversuch?“, fragte ein Ruhr Nachrichten-Leser. Wir haben bei der Staatsanwaltschaft nachgefragt und von Staatsanwalt Henner Kruse diese Antwort erhalten: „Das hängt von den genauen Umständen ab, es kommt auf den Einzelfall an. Einen Tötungsvorsatz nachzuweisen ist immer schwierig.“
Doch er stellt klar: Wer mit deutlich erhöhtem Tempo über den Wall rase und auch an einem Rennen teilnehme, nehme den Tod eines anderen Verkehrsteilnehmers „billigend in Kauf“ – und müsse bei einem Unfall mit tödlichem Ende eines Unfallopfers mit einer Anklage wegen fahrlässiger Tötung rechnen.
Dass die Polizei Raser mit weit über 100 km/h in der Innenstadt anhält, ist keine Seltenheit. Ein Gericht könnte nach einem Unfall mit fahrlässiger Tötung eine fünfjährige Haftstrafe verhängen.