PS-Profi Jean Pierre Kraemer will legalen Platz für Tuner

Kritik an Verhalten der Polizei

Großkontrollen am Wall, Verbote am Tuner-Treffpunkt auf Phoenix-West - seit Jahren liefern sich Stadt und Polizei einen Kleinkrieg mit der Dortmunder Tuner-Szene. Dabei müsste das Verhältnis gar nicht so angespannt sein, findet der bekannteste Auto-Tuner Dortmunds, Jean Pierre Kraemer. Er fordert einen legalen Tuner-Platz.

DORTMUND

, 16.07.2016, 05:27 Uhr / Lesedauer: 3 min
Jean-Pierre Kraemer in seiner Werkstatt in der Klönnestraße. Der berühmte Auto-Tuner findet, dass es in Dortmund einen legalen Platz für Tuner geben muss, um sich zu treffen.

Jean-Pierre Kraemer in seiner Werkstatt in der Klönnestraße. Der berühmte Auto-Tuner findet, dass es in Dortmund einen legalen Platz für Tuner geben muss, um sich zu treffen.

Kraemer ist eine Berühmtheit in der Szene: Er betreibt auf der Internet-Videoplattform Youtube einen überaus erfolgreichen Kanal. Über 500.000 Menschen haben seine Videos abonniert, in denen er Tuning-Tipps gibt und seine besten Projekte zeigt. Daneben ist er auch im Fernsehen zu sehen, in der TV-Sendung "Die PS-Profis". Seine Werkstatt liegt an der Klönnestraße zwischen der Nordstadt und dem Kaiserstraßenviertel.

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Zu Besuch in Jean Pierre Kraemers Tuningschmiede

Seit 2012 gibt es die Tuningschmiede "JP Performance" an der Klönnestraße. Wir haben einen Rundgang durch das Reich von Jean Pierre Kraemer gemacht.
15.07.2016
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Den schwarzgelben Mercedes hat Kraemer erst seit Kurzem. Aufgerüstet ist er noch nicht, dafür aber foliert und schwarzgelb lackiert.© Foto: Tilman Abegg
Eines von 16 Autos aus Jean Pierre Kraemers privatem Fuhrpark: Ein Lamborghini Aventador in Pirelli-Rot, einer von nur drei weltweit in dieser Farbe.© Foto: Tilman Abegg
An der Klönnestraße liegt Jean Pierre Kraemer Auto- und Tuningwerkstatt, die "JP Performance".© Foto: Tilman Abegg
Jean Pierre Kraemer ist der Star der Tuningszene in Deutschland. Seine Internet-Videos schauen Millionen Menschen an und er hat eine eigene Fernsehserie.© Foto: Tilman Abegg
Nicht nur Luxuswagen stehen in seiner Werkstatt, auch ein alter Käfer.© Foto: Tilman Abegg
Sechs bis acht Autos von Kunden werden in der Werkstatt von JP Performance pro Tag aufgerüstet.© Foto: Tilman Abegg
Insgesamt arbeiten elf Menschen in Kraemers Firma.© Foto: Tilman Abegg
Wem gehören die Reifen? Steht drauf.© Foto: Tilman Abegg
Die Eingangshalle von JP Performance wirkt eher wie die eines Internet-Start-Ups. Sie wird dominiert vom Firmenschriftzug.© Foto: Tilman Abegg
In der Eingangshalle stehen mehrere Luxuswagen herum. Sie werden von einem steten Strom an Schaulustigen bewundert.© Foto: Tilman Abegg
Hinten wird gearbeitet - abseits lästiger Besucherblicke.© Foto: Tilman Abegg
Offenbar sind auf American-Football-Fans in der Werkstatt unterwegs.© Foto: Tilman Abegg
Ein Mitarbeiter hinter einem Reifen.© Foto: Tilman Abegg
Kraemer ist ein Fan außergewöhnlicher Designs. Ein Beweis dafür ist dieser folierte BMW M4.© Foto: Tilman Abegg
Kraemer hat die Werkstatt 2007 gegründet, seit 2012 trägt sie den Namen "JP Performance".© Foto: Tilman Abegg
Impressionen vom Gelände von "JP Performance".© Foto: Tilman Abegg
Impressionen vom Gelände von "JP Performance".© Foto: Tilman Abegg
Impressionen vom Gelände von "JP Performance".© Foto: Tilman Abegg
Kraemer ist ein Fan außergewöhnlicher Designs. Ein Beweis dafür ist dieser folierte BMW M4.© Foto: Tilman Abegg
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Kraemer beklagt den schlechten Ruf des Tunings in Deutschland. "Der Auto-Kult ist eine positive Sache und ein nicht unbedeutender Wirtschaftszweig", sagt Kraemer. In der Szene gebe es kaum Drogen- oder Alkoholprobleme. "Auf dem Bolzplatz passiert mehr."

"Die Aggressivität der Polizei gegenüber bunten Autos ist extrem"

Er kritisiert das Vorgehen der Dortmunder Behörden: "Die Aggressivität der Polizei gegenüber bunten Autos ist extrem." Vielfach würden ohne Grund getunte Wagen kontrolliert. Das müsste nicht so sein: "Es gibt so viele Städte, wo das Verhältnis zwischen Tunern und Polizei gut ist, etwa in Hannover".

Und tatsächlich bezeichnen sowohl Autoschrauber als auch Polizisten in der niedersächsischen Hauptstadt ihre Beziehung als entspannt. Dort trifft sich der innere Kern der Szene - laut Polizei etwa 500 Tuner - jeden Freitagabend von 20 Uhr bis kurz nach Mitternacht auf dem Parkplatz in einem Gewerbegebiet, und zwar mit Erlaubnis des Platzeigentümers, einem Multimedia-Markt.

"Die Polizei ist auch immer dabei und guckt sich das an", sagt der Hannoveraner Tuner Christian Müller, der dort regelmäßig ist und auf Facebook die Gruppe "Tuning Szene Hannover" mitverwaltet. "Die Polizisten kontrollieren aber normalerweise nicht und machen sogar Späße mit." 

Das passt auch zu dem, was der Hannoveraner Polizeisprecher Sören Zimbal sagt: "Wir pflegen einen offenen Umgang mit den Tunern, haben feste Ansprechpartner für die Szene, formulieren aber auch deutliche Erwartungshaltungen." Wer wiederholt gegen Regeln verstoße, riskiert, dass sein Auto sichergestellt wird. Dieser Mix funktioniert offenbar, jedenfalls sagt Zimbal: "Mit der festen Szene haben wir kein Problem." Es gebe zwar auch Raser, doch die seien nicht Teil der Tuner-Szene. Tuner Müller hat zu Rasern auch eine klare Meinung: "Wer Scheiße baut, wird halt angehalten."

"Wir müssen eine Fläche finden, wo sich die Tuner legal treffen können"

Solche Treffen seien eine Win-Win-Situation, sagt Müller: "Den Tunern geht es ums Sehen und Gesehen werden und darum, sich mit Freunden zu unterhalten. Und die Polizei hat hunderte Tuner von der Straße." Hannoveraner Verhältnisse in Dortmund wären auch ganz im Sinne des Tuning-Profis Kraemer: "Wir müssen eine Fläche finden, wo sich die Tuner legal treffen können." Ihm schwebt ein großer Parkplatz vor, der nachts beleuchtet wird – "so wie in den USA".

Natürlich sei es schwer in Dortmund einen geeigneten Platz zu finden, wo keine Anwohner gestört werden, so Kraemer. Aber man könne eine Leidenschaft, die so viele Menschen teilten, nicht einfach ignorieren. "Die Tuning-Szene wird nicht verschwinden – auch wenn das offenbar das Ziel der Polizei ist."

Polizei: Sind nicht gegen Tuner, sondern gegen Raser

Dem widerspricht die Polizei Dortmund vehement: "Die Vorwürfe sind komplett haltlos!", schreibt der Dortmunder Polizeisprecher Oliver Peiler in einer Stellungnahme zu Kraemers Kritik. Die Polizei habe nichts gegen Tuner, die ihre Autos nach geltenden Vorschriften aufrüsten.

"Wir wollen vorwiegend Gefahren im Straßenverkehr vermeiden. Damit richten wir unsere Maßnahmen gegen die sehr unleidlichen Begleiterscheinungen, die Treffen der Tuning-Szene häufig mitbringen: Wettrennen, schwere Verkehrsunfälle, die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer, aber auch die Vermüllung von Treffpunkten und hohe Emissionswerte und Lärm in den Abend- und Nachtstunden."

Der Kampf gelte den Rasern, nicht den Tunern. "Wer sein Fahrzeug verändern möchte, und dieses mit Segen der Straßenverkehrszulassungsordnung und des TÜV tut: Bitte gerne!", so Peiler. "Wer sich jedoch nicht an die Verkehrsregeln hält, muss mit der Polizei rechnen." Außerdem würden Kontrollaktionen gegen Wallraser und potentielle Raser auf Phoenix-West meistens auf große Zustimmung in der Dortmunder Bevölkerung treffen.

Kraemer hat Polizei Hilfe angeboten

Auch Jean Pierre Kraemer sagt, es sei ihm wichtig, dass es bei Tuner-Treffen nicht zu illegalen Autorennen und Ähnlichem kommt. Dabei müsse es jemanden geben, der dafür sorgt, dass sich die Tuner an gewisse Spielregeln halten. Kraemer hat der Dortmunder Polizei bereits vor einiger Zeit seine Hilfe angeboten. "Ich würde da gerne was machen", sagt er, "ich könnte das regeln." Eine Antwort habe er jedoch bis heute nicht bekommen. 

Oliver Peiler bestätigt, dass Kraemer über ein Fernsehteam der Verkehrspolizei angeboten habe, an einer der nächsten Sitzungen von Stadt und Polizei zum Thema Tuning teilzunehmen und zu beraten. "Dieses Angebot haben wir entgegen genommen", so Peiler. "Seitdem hat es jedoch eine solche Sitzung nicht gegeben." Außerdem sei aber noch nicht entschieden, ob man dazu dann tatsächlich Kraemer einladen wird.

Ein ausführliches Porträt von Jean Pierre Kraemer erscheint am 17. Juli in der digitalen Sonntagszeitung der Ruhr Nachrichten. Hier können Sie die eZeitung einen Monat unverbindlich testen:

 

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