RAG baut Grubenwasser-Aufbereitung Lünen und Bergkamen tun sich mit Kooperation schwer

RAG baut Aufbereitungsanlage für Grubenwasser: Offiziell Lünener Gebiet
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Die Anwohner der Königslandwehr an der Grenze von Oberaden und Heil können sich nicht so recht mit den Plänen der RAG anfreunden, dass unmittelbar hinter ihren Gärten in Bergkamen eine Aufbereitungsanlage für das Grubenwasser gebaut werden soll.

Die große Anlage mit Erweiterungsoption ist nötig, damit das Grubenwasser von Haus Aden in wenigen Monaten wasserschutzgerecht in die Lippe geleitet werden kann. Noch ist offen, welche Auflagen die RAG konkret erfüllen muss, dass aber in jedem Fall der Eisenanteil des Grubenwassers gesenkt werden muss, steht für die RAG fest. Und genau für diese Enteisung ist der Neubau der Aufbereitungsanlage mit ihren großen Becken notwendig.

Die Anwohner stört dabei nicht nur die Nähe zu ihren Grundstücken, sondern auch der Bau im Landschaftsschutzgebiet. Sie stellen daher die Frage, was die Stadt Bergkamen über diese Pläne gewusst habe und ob sie noch mehr wisse - doch das konnte der Technische Beigeordnete Jens Toschläger in der jüngsten Ratssitzung verneinen. Die Stadt Bergkamen sei lediglich im September zur Vorstellung der ersten Pläne eingeladen gewesen. Zu der Anwohnerversammlung vor wenigen Wochen im Grubenwehrheim war man nicht geladen.

Die Einleitungsstelle für Grubenwasser in die Lippe.
Die Einleitungsstelle von Grubenwasser in die Lippe liegt ebenfalls auf Lünener Stadtgebiet. © RN-Archiv

Tatsächlich hat die Stadt Bergkamen genau wie ihre politischen Gremien mit dem Bau der Anlage auch nichts zu tun. Denn: Das Grundstück, das der RAG gehört und das genutzt werden soll, liegt offiziell auf Lünener Stadtgebiet. Was wusste die denn?

„Die Bauordnung der Stadt Lünen ist von der RAG kontaktiert und über die Pläne informiert worden“, teilte Daniel Claessen, Sprecher der Stadt Lünen, auf Anfrage mit. Und bei den politischen Beratungen sei das Thema „im Zusammenhang mit dem neuen Konzept für die Grubenwasserhaltung am 27. August 2024 im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität (MI-13/2024) zur Sprache“ gekommen. Doch spezielle Auflagen oder Anforderungen habe die Stadt Lünen noch nicht an die RAG gestellt, erklärte Claessen, „da die Stadt auch nicht die genehmigende Behörde ist. Federführend ist die Bergbehörde des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Beteiligung im bergrechtlichen Verfahren ist noch nicht erfolgt.“ In diesem kann die Stadt Lünen sich zu den Plänen äußern.

Jens Toschläger in einer Bildmontage neben dem Rathaus von Bergkamen.
Jens Toschläger würde einen Austausch mit der Stadt Lünen ebenso begrüßen wie die Nachbarkommune. Gemeinsame politische Ausschusssitzungen hält er aber für aussichtslos. © Stefan Milk/Jennifer Heß

Tauschen sich denn die beiden Städte Bergkamen und Lünen über die Pläne der RAG aus, die quasi auf der Stadtgrenze umgesetzt werden sollen? „Es hat bisher keinen Austausch mit der Stadt Bergkamen gegeben“, sagt Claessen. „Aus Sicht der Stadt Lünen wäre dies aber anzustreben, weil der Auslöser für den Bau der Aufbereitungsanlage die zentrale Wasserhaltung auf der Fläche des ehemaligen Bergwerks Haus Aden ist, der Ort der Anlage aber hinter der Stadtgrenze Bergkamen auf Lüner Stadtgebiet liegt.“

Einen solchen Austausch würde auch Jens Toschläger für die Stadt Bergkamen begrüßen. Er trat jüngst auch einer Regionalen Arbeitsgemeinschaft zum Thema Grubenwasser bei, „doch seit ich Mitglied bin, hat der noch nicht getagt“, sagt Toschläger. Letztlich setze die RAG auf ihrem Gelände um, was Stadt und Politiker in Bergkamen immer gefordert hatten: eine Aufbereitung des Grubenwassers vor der Einleitung in die Lippe, erklärte Toschläger.

Natürlich betreffe das Bergkamen wie Lünen, aber gemeinsame Ausschusssitzungen zum Beispiel könne es nicht geben. „Lünener Ausschüsse dürfen nicht auf Bergkamener Stadtgebiet tagen und anders herum.“ Dabei hat die Stadtverwaltung Bergkamen an die Bezirksregierung bereits eine Einladung ausgesprochen, in einer der nächsten politischen Sitzungen einmal sachlich über alles zu informieren.