Für den Vorstandsvorsitzenden der RAG war der Auftritt im Bergkamener Stadtmuseum ein Heimspiel. Bei einer nichtöffentlichen Versammlung der IG BCE Oberaden informierten Peter Schrimpf und sein RAG-Kollege Werner Grigo über das Grubenwasserkonzept ihres Unternehmens. Und sie konnten sich darauf verlassen, dass aus der Bergbau-Gewerkschaft keine allzu laute Kritik an den umstrittenen Plänen kommt, für die der Standort Haus Aden in Oberaden eine zentrale Rolle spielt.
Die RAG spräche aber auch mit Menschen, „die uns nicht so wohlgesonnen sind“, betonte Schrimpf nach der Veranstaltung. RAG-Direktor Grigo hatte das eigenen Angaben zufolge erst ein paar Tagen zuvor getan, als er sich mit Vertretern einer der Bürgerinitiativen traf, die gegen die Grubenwasser-Pläne mobil machen.
„Das war ein konstruktives Gespräch“, sagte Grigo nun. Vielleicht auch deshalb, weil die RAG ihren Kritikern ein Stück weit entgegenkommt. So plant das Unternehmen nun doch eine Aufbereitungsanlage, die Schadstoffe wie das hochgiftige PCB im Grubenwasser reduzieren soll, bevor es in die Lippe fließt. Bisher hatte die RAG eine solche Anlage stets als nicht notwendig bezeichnet und deshalb abgelehnt.

Der Kurswechsel kommt womöglich nicht ganz freiwillig. Dabei dürfte weniger eine einstimmige Forderung des Bergkamener Stadtrates eine Rolle spielen als die wasserrechtliche Genehmigung, die die RAG im Laufe des Jahres beantragen will. Offenbar rechnet sie damit, dass das Umweltministerium eine Grubenwasserreinigung zur Bedingung macht. Jedenfalls sagte Schrimpf, man wolle die fertigen Pläne in der Schublade haben, wenn eine Aufbereitungsanlage notwendig sei. Ob sie tatsächlich gebaut werde, hänge aber von der Entscheidung der Genehmigungsbehörde ab.
Ab 2026 muss die RAG wieder pumpen
Allzu viel Zeit bleibt der RAG nicht. Spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2026 müsse sie beginnen, das Grubenwasser in Oberaden an die Oberfläche und in Richtung Lippe zu pumpen, sagte Grigo. Die Einleitung in den Fluss ist seit 2019 unterbrochen. Zugleich will die RAG den Grundwasserpegel unter Tage deutlich ansteigen lassen. Zunächst auf 600 Meter später sogar auf 380 Meter unter dem Erdboden. Kritiker der Grubenwasserpläne fürchten angesichts der Schadstoffe um die Umwelt und das Grundwasser.

Schrimpf und Grigo versuchen diese Sorgen mit dem Hinweis zu zerstreuen, gerade wenn das Grubenwasser höhere Schichten erreiche, werde es deutlich weniger Schadstoffe enthalten. Zudem plane die RAG einen langsamen Anstieg: Das Niveau von 380 Meter unter Tage werde frühestens Ende 2029 erreicht.
Die Gewerkschafter sind überzeugt
Die rund 80 Teilnehmer der Gewerkschaftsveranstaltung im Wolfgang-Fräger-Saal des Museums habe die RAG-Spitze mit ihrer Argumentation wohl überzeugt, meinte IG-BCE-Chef Volker Wagner. Ob das bei den RAG-Kritikern und Grubenwasser-Skeptikern auch gelingt, ist eine andere Frage.
Er könne sich durchaus vorstellen, das Grubenwasser-Konzept bei einer öffentlichen Veranstaltung in Bergkamen zu erläutern, meinte Schrimpf auf Nachfrage. Allerdings wisse er gar nicht, ob das in Oberaden wirklich auf Resonanz stoßen würde. Im Saarland, wo das Thema ebenfalls heftige Kontroversen ausgelöst hatte, habe die RAG eigens ein großes Zelt für eine Bürgerversammlung gemietet: „Da saßen dann etwa 20 Leute.“