Polnische Kunst im Internet und im Museum
Ausstellung
Bereits seit Mitte der 1960er-Jahre sammelt das Kunstmuseum Werke polnischer Künstler. Nun ist ein Teil der Sammlung erstmals konzentriert in einer Ausstellung zu sehen – in digitaler Form und als Original. Denn die Schau wird nicht nur im Museum, sondern auch im Internet zu sehen sein.

Die Ausstellung "Original/Digital" zeigt Werke polnischer Künstler aus der Sammlung des Kunstmuseums.
Das Viertel um den Kortländer war in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts der kulturelle Mittelpunkt der in Deutschland lebenden Polen. Eine eigene Bank, eine Tageszeitung, zahlreiche Vereine und Institutionen hatten die polnischen Einwanderer dort gegründet.
Kaum ein Standort schien daher perfekter für die Dokumentationsstelle „Porta Polonica“ als Bochum. Doch eigentlich ist der Standort für das Projekt nur bedingt wichtig – denn die Dokumentationsstelle ist ein Internet-Projekt. „Wegen der Geschwindigkeit der Umsetzung“, sagt Jacek Barski, Leiter der Dokumentationsstelle. Zudem hätte das Budget, der Bund stellt jährlich 300.000 Euro zur Verfügung, nicht für ein Museum ausgereicht, wie er sagt.
Deshalb konzentriert die „Porta Polonica“ ihre Arbeit auf das Internet – und zeigt dort nun auf einer Sonderseite Werke polnischer Künstler aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Die können jedoch nicht nur online betrachtet werden, sondern auch in der Realität – verantwortlich dafür ist das Kunstmuseum und dessen erster Leiter Peter Leo.
Europäischer Gedanke
„Er machte sich für den europäischen Gedanken stark“, sagt Sepp Hiekisch-Picard, stellvertretender Leiter des Museums. Aus diesem Gedanken Peter Leos entstand eine von ausländischen Kunstkritikern kuratierte Ausstellungsreihe, innerhalb derer 1964/65 erstmals in der Bundesrepublik eine umfassende Ausstellung polnischer Gegenwartskunst zu sehen war: „Es war der Versuch, die politische Eiszeit mit den Mitteln der Kultur zu unterlaufen“, sagt er. Zugleich war die Schau der 1960er-Jahre von einer hohen künstlerischen Qualität – und legte damit auch den Grundstein für die Bochumer Sammlung. Rund 100 Werke umfasst diese bis heute – 20 von ihnen sind nun in der Ausstellung zu sehen, darunter Werke von bedeutenden Künstlern wie Tadeusz Kantor – und damit äußerst sehenswert. Benjamin Hahn