Pianist Blechacz überrascht sein großes Publikum
Klavier-Festival Ruhr
Gleich mit den ersten Stücken gelingt es dem polnischen Pianisten Rafal Blechacz, sein großes Publikum in der Philharmonie Essen zu überraschen: Bach klingt bei ihm wie Beethoven und Beethoven wie Mozart. Ovationen bringen ihm im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr dann allerdings erst wunderbare Chopin-Interpretationen ein.

Pianist Rafal Blechacz überraschte sein Publikum beim Klavier-Festival Ruhr.
Seit dem Sieg beim Klavierwettbewerb Warschau 2005 gehört der 31-jährige Rafal Blechacz zu den Großen seiner Zunft. Zuletzt hat seine schlicht mit "BACH" betitelte Album-Einspielung für Furore gesorgt.
Blechacz spielt mit hartem Anschlag und minimalem Pedaleinsatz
Auf dieser fördert er auch vier rätselhafte Duette aus dem dritten Teil von Bachs Clavier-Übungen hervor, die teilweise den schlichten Charakter der Inventionen haben und teilweise an die Komplexität der großen Fugen erinnern.
Blechacz spielt zum Auftakt seines Konzerts vor allem die Fugen mit hartem Anschlag und minimalem Pedaleinsatz, so dass sie wuchtig wie eine späte Beethoven-Sonate geraten.
Beethoven-Charakter kommt erst in der Sonate zum Tragen
Das selten gespielte Beethoven-Rondo in G-Dur op. 51/2 klingt in der Folge ob seiner Lieblichkeit und weichen Verspieltheit dann eher nach dem jungen Mozart.
Erst in der Sonate in C-Dur Nr. 3 op. 2/3 kommt der typische Beethoven-Charakter zum Tragen: Nach einem kurzen Vorspiel scheint der Kopfsatz, ein Allegro con brio, förmlich zu explodieren: Atemberaubende Läufe und immer wieder heftige Akzentuierungen durch Triller geben der Musik eine tiefe Emotionalität.
Spannende Aspekte aus abgedroschenem Trauermarsch
Die zweite Hälfte des Konzerts widmet Rafal Blechacz ganz Frédéric Chopin. Er erweist sich hier als ein brillanter Interpret des romantischen Nebels und der freien Form der Fantasie.
Selbst dem berühmten zweiten Satz der Sonate Nr. 2 in b-Moll, dem durch viele Einsätze auf Beerdigungen oder in Beerdigungs-Szenen in Filmen eigentlich abgedroschenen Trauermarsch, vermag er neue und spannende Aspekte zu entlocken.
Rechte Hand der Nocturne ist zu mechanisch
Die eigentlich gesangliche rechte Hand der Nocturne in fis-Moll op. 48/2 gerät bei Blechacz hingegen manchmal etwas zu mechanisch.
Mit den energisch geforderten Zugaben, einem Chopin-Walzer und einem Scherzo Beethovens beweist er allerdings auch seine Könnerschaft im Tänzerisch-Gesanglichen.