Otto, Otto, schallt es über den roten Teppich im Bochumer UCI-Kino. Bei den Fotografen ist Otto Waalkes nach wie vor ein A-Promi. Eine Menge Leute stehen Schlange, um ihn und seinen neuen Film „Catweazle“ zu sehen.
Zufalls-Gaffer mögen auch dabei sein, aber die meisten Gäste sind wegen des blonden Ostfriesen da. Sieben Säle waren am Sonntag für die Premiere in Bochum reserviert, „ausverkauft unter Corona-Abstand“, heißt es bei UCI.
Populär bei Jüngeren
Wer glaubt, dass der 72-jährige Waalkes zum Alteisen zählt und für Schnee von gestern steht, dürfte erstaunt sein, wie populär Otto auch bei Jüngeren und ganz Jungen ist. Dabei ist es beinahe stolze 50 Jahre her, dass der Zappelphilipp aus Emden sich anschickte, die deutsche Humorlandschaft zu revolutionieren.
Otto ist immer noch eine Marke, Ruhestand scheint kein Thema. Vor Corona war er als Musiker auf Tournee, solo mit Gitarre. Teils während der Pandemie hat er seinen neuen Film abgedreht, der nach diversen Verschiebungen am 1. Juli ins Kino kommt: Waalkes spielt „Catweazle“, und damit eine Kultfigur, die 1974 ins deutsche Fernsehen kam und die Kinder von damals mit einer unvergesslichen Prise britischen Anarcho-Humors versorgte.

Julius Weckauf und der gewiefte Blitzlicht-Profi Otto posieren im UCI-Kino für die Fotografen. © Brinkmann
So schlicht die Produktion auch war, was in Erinnerung blieb, ist ein spilleriges Männlein mit Ziegenbart, ein Magier des Mittelalters (damals: Geoffrey Bayldon), der ins Getriebe der Moderne gerät und hinter aller Technik Zauberei wittert.
Catweazle war eine Art Merlin-Parodie, ein Dummbeutel mit magischem Weltbild, der Telefone „Zauberknochen“ nannte und in Glühbirnen „Sonnen hinter Glas“ sah.
Überall „Elektrik-Trick“ am Werk. Der naive Schamanismus immerhin ist geblieben in der deutschen „Catweazle“-Version von Regisseur Sven Unterwaldt, der mit Waalkes schon „Sieben Zwerge“ drehte. Und Kröte Kühlwalda ist auch wieder dabei.
Landlust-Romantik von vorgestern
Vom schrägen Charme des Originals hat aber nur ein Rest überlebt, weil der Film nach der Ritterzeit-Eröffnung bald in bieder geglättete Wohlfühlunterhaltung ohne Widerhaken umschlägt. Waalkes zeitgereister Magier landet in einem heimeligen deutschen Fachwerkstädtchen, dessen „Landlust“-Romantikflair schwer nach vorgestern aussieht. Auch die Filmmusik konserviert die gute alte Zeit.
Im zwölfjährigen Benny (Julius Weckauf) findet Catweazle einen Freund. Gemeinsam wollen sie Catweazles magischen Druidenstab zurückholen, der einer durchtriebenen Kunstexpertin (Katja Riemann) in die Hände fiel.
Mit Ausnahme der obligatorischen Schul-Rowdys und von Riemanns Figur, die trickreich Bennys Papa (Henning Baum) bezirzt, gibt es keinen in dieser heilen Welt, der ein Wässerchen trüben könnte. Ohne Schurken, ohne Gefahr und Krawall geht die Spannung nicht gerade durch die Decke. Soweit ein gemütlicher deutscher Kinderfilm von der Stange – wäre da nicht dieser Tunichtgut von untalentiertem Magier.
Otto-Gala bleibt aus
Wieviel Otto steckt in Catweazle? Nun, seine Ticks verkneift er sich. Kein „Holleri-hi-tii“, kein keckerndes Lachen, kein vorgerecktes Kinn. Man erkennt Stimme und Mann, die große Otto-Gala bleibt aus.
Wir sehen kindliches Entzücken über Wasserhahn und Taschenlampe, Schabernack und mittelprächtige Gags, auch einen peinlich miesen mit Lichtschalter und Frauenbrust. – Die Briten waren witziger und tiefgründiger.