Gegen Godzilla wirken die Menschen wie Ameisen, warum sich also auf die Ameisen konzentrieren?

© Warner Bros

Die Heimat der Titanen liegt im neuen „Godzilla“ tief unter der Erde

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Ab 1. Juli im Kino: „Godzilla vs. Kong“ paart Fantasterei mit stumpfem Gigantismus.

von Kai-Uwe Brinkmann

28.06.2021, 12:39 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als Roland Emmerich 1998 seinen „Godzilla“ ins Kino brachte, erfanden Werbestrategen den frivol angehauchten Slogan „Size Matters“ – Größe zählt eben doch! Damals war das Monster so titanisch, dass es unmöglich fünf Meter vom Pier per „Köpper“ ins Hafenbecken eintauchen konnte, was es aber tat. Ein lachhafter Logikpatzer.

Auch der neueste Monsterkracher „Godzilla vs. Kong“ setzt auf schiere Übergröße, wenn Riesenaffe und Megadrache quasi im Vorbeigehen ganze Häuserblocks abräumen.

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Und wieder entwickelt man andere Gedanken als Begeisterung über solche Gigantomanie. Okay, das sieht spektakulär aus, wie die Trickabteilung sich austoben darf. Aber wo bitte bleiben die Bewohner von Tokio und die menschliche Perspektive, wenn zwei, drei Riesen ihre Stadt zerlegen?

Vernarrt ins XXL-Format

In den Wolkenkratzern sterben sicher Tausende, doch wenig später herrscht kein Schock, nur Aufatmen und Entspannung bei den Augenzeugen. „Godzilla vs. Kong“ scheint dermaßen vernarrt in seine XXL-Kreaturen, dass die emotionalen Tonalitäten und der menschliche Faktor völlig aus dem Blick und in Schieflage geraten. Kein Wunder, dass die Darsteller sich nicht ins Zentrum der Erzählung spielen.

Rebecca Hall gibt die Wissenschaftlerin, die Kong betreut, dessen Insel ein Labor ist. Der Affe scheint im Bilde, sein Speerwurf entlarvt einen künstlichen Himmel wie in der „Truman Show“. Dann geht Kong auf eine Reise zum Mittelpunkt der Erde, die ihn in seine wahre Heimat führt, einer „Lost World“ tief im Erdinnern, wo Kong einst Herrscher war.

Auch Jules Verne zitiert

Was der Film von Adam Wingard sich nicht alles einverleibt: Jules Verne, Arthur Conan Doyle, sogar noch die Artus-Sage. Romanfantasien, Filmverweise, Legendenstoff. Blumig daherzitiert, dank Rechnerpower aufwändig in Szene gesetzt und mit japanischen Pop-Mythen um Echsen aus dem Meer verquirlt. Augenfutter über Augenfutter, aber nichts für den Kopf.

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Wer an monströsen Keilereien Spaß hat, kommt auf seine Kosten. Zweimal greift Godzilla den Sitz einer Firma an, zur See trifft er auf Kong. Gipfel des Spektakels ist ein Clinch zu dritt, ein Kombattant kommt aus der Fabrik. Blockbuster-Kino – aber mit der Brechstange.

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