„Orpheus in der Unterwelt“ ist in Dortmund ein Comic-Spaß Habjan inszeniert Offenbach

„Orpheus in der Unterwelt“ ist in Dortmund ein Comic-Spaß
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Jacques Offenbach hat sich einen Spaß daraus gemacht, in seinem „Orpheus in der Unterwelt“ lustvoll aus der Musikgeschichte zu zitieren. Nikolaus Habjan, Regisseur der Inszenierung dieser Opéra-bouffon im Opernhaus Dortmund, überträgt das in Bilder und zitiert aus der Film-, Comic- und Spielzeug-Welt.

Das Premierenpublikum feierte die prallbunte Inszenierung im Comic-Stil am Samstagabend. Zugegeben: Das erste Bild des ersten Akts dieser Operetten-Oper ist etwas zäh; die Hits und Humoreinlagen kommen erst im zweiten Akt.

Orchester sitzt im Pool

Habjan macht mit Bühnenbildnerin Heike Vollmer und Kostümbildnerin Denise Heschl das Beste aus dem Teil vor der Pause: Die Dortmunder Philharmoniker spielen mit viel Schmiss in einem mit Fliesen ausgekleideten Pool, der zu dem Wellness-Hotel gehört, in dem sich Eurydike mit Orpheus langweilt.

Kapellmeister Motonori Kobayashi steigt die Schwimmbad-Leiter herunter in den Graben, Pluto (auch ein toller Komödiant: Fritz Steinbacher) gewinnt als Physiotherapeut Eurydikes Herz und entführt sie in die Unterwelt.

Himmel und Hölle

m Comic-Stil haben Heike Vollmer und Dennise Heschl den Zweiakter ausgestattet: Da beißt eine Papierschlange – illustriert von Comic-Sprechblasen – die schöne Eurydike, die an Wilma Feuerstein erinnert. Ihr Orpheus (Zachary Wilson, der Ehemann von Eurydike-Sängerin Rinnat Moriah) sieht aus wie Barbies Ken. Und die vier Tanzpaare wirbeln wie aus einem „Tim und Struppi“-Comic ausgeschnitten als Hotelpersonal über die Bühne, während die Öffentliche Meinung (Maria Hiefinger) Superwoman ist.

Das alles macht Spaß, anzuschauen, und im zweiten Bild, im Olymp der Götter, wird es noch wilder: Die Götter müssen verrückt sein – so überdreht lässt Habjan die Bande um Jupiter (Morgan Moody) zwischen den Wolken und über den Steg vor dem Orchestergraben hüpfen.

Szene aus "Orpheus in der Unterwelt"
Im Kämmerchen über der Bühne kümmert sich Styx / Dobby (Steffen Schortie Scheumann) um Eurydike (Rinnat Moriah). © Björn Hickmann/ stage picture

Vom Himmel geht’s im zweiten Akt in die Hölle, Pluto ist da Batman und Hans Styx nicht nur der ehemalige Prinz von Arkadien, sondern Dobby, der Hauself von Harry Potter. Ein urkomischer Einfall.

Und Habjan dreht weiter an der Fantasie-Schraube und lässt im Höllengalopp nicht nur Frauen Can-Can tanzen, sondern auch Travestiekünstler, die wie Conchita Wurst aussehen. Auf so was muss man erst mal kommen – das Zuschauen macht höllischen Spaß – auch beim Ballett der Schmeißfliegen (Choreografie von Adriane Naldoni).

Mit Gute-Laune-Garantie

Gesungen wird in Dortmund ja immer hervorragend: Morgan Moody als Jupiter ist eine Bank, Rinnat Moriah imponiert als Eurydike mit silberglänzenden Spitzentönen, Soyoon Lee ist als Cupido herzallerliebst und Ruhrpott-Original Steffen Schortie Scheumann als Styx / Doppy das größte Vergnügen.

Dieser „Orpheus“ macht richtig gute Laune.

Termine: 22. 11., 8. / 21. / 30. 12., 21. / 27. 1., 4. / 9. 2., 15. / 17. 3., 7 / 14. / 28. 4., 30. 5.; Karten: Tel. (0231) 502 72 22 oderwww.theaterdo.de

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