Es war ein holpriger Start in die Spielzeit am Theater Hagen: Die erste Opernpremiere musste wegen Krankheit im Ensemble um eine Woche verschoben werden. Doch nun ist am vergangenen Samstag endlich der Premierenabend mit Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ geglückt.
Regisseurin Annette Wolf hat in Hagen bereits die Rossini-Opern „La Cenerentola“ und „Der Barbier von Sevilla inszeniert sowie „Otello“ von Verdi. 2022/23 führte sie beim Weihnachtsmärchen „Morgen, Findus, wird’s was geben“ Regie.
Starke Ensembleleistung
Wolf inszeniert die Lehár-Operette mit Slapstick-Elementen passgenau auf die Musik. Vor allem Richard von Gemert als Baron Mirko Zeta und Thomas Weber-Schallauer als Kanzlist Njegus sind ein verlässlich witziges Comedy-Duo.
Da ist die Badewannenszene zwischen den Akten zwei und drei eine gelungene Anspielung auf Chaplins Hitler-Parodie aus seinem Film „Der große Diktator“, bei der er mit einer aufgeblasenen Weltkugel spielt, die ihm in den Händen zerplatzt. Bekanntermaßen war „Die lustige Witwe“ schließlich Hitlers Lieblingsoperette.
Sehnsucht nach der Liebe
Angela Davis als die wunderbare lustige Witwe Hanna Glawari mit Kenneth Mattice als agilem Graf Danilo Danilowitsch zeigen ein aufrichtiges Sehnen nach ihrer verlorenen Jugendliebe mit allem Trotz, Schmollen und aller feinen Sinnlichkeit, die dazugehört.
Da fährt im berühmten Vilja-Lied eine transparente Zwischenwand herunter, die Davis am Bühnenrand von der heiteren Gesellschaft trennt und ihr Raum für private Nostalgie geben.
Wohlklingende Musik
Anna Sophia Theil stellt Zetas Frau Valencienne hinreißend dar, und auch der von Intendant Francis Hüsers als stimmlich noch etwas angeknackst angekündigte Anton Kuzenok als ihr Liebhaber Camille de Rosillon schafft eine einnehmende Präsenz auf der Bühne.
Gerade die Kulisse im zweiten und dritten Akt erinnert an einen lauen Sommerabend (Bühne: Jan Bammes), den das Philharmonische Orchester Hagen unter der Leitung von Steffen Müller-Gabriel aus dem Graben harmonisch unterlegt. Hagen ist eine unterhaltende Tanzoperette gelungen, die warm nachklingt und mit Ovationen im Stehen gefeiert wurde.
Termine: 18. 10., 2. / 12. 11., 22. / 31. 12, 31. 3., 27. 4., 11. 5., 15. 6. Karten: Tel. (023 31) 207 32 18 oder Hier geht es zum Theater Hagen
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