Orchester aus Rotterdam ist jetzt ein Klangjuwel
Konzerthaus Dortmund
Es wird kein Abschied für immer sein, aber beim nächsten Mal reist das Rotterdam Philharmonic Orchestra mit seinem neuen Chefdirigenten, dem 29-jährigen Lahav Shani, ins Konzerthaus Dortmund.

•Dirigent Yannick Nézet-Séguin hat am Sonntag zum letzten Mal sein Rotterdam Philharmonic im Konzerthaus.Dortmund dirigiert, Dieses Foto ist in der Heimat des Orchesters, im Konzertsaal De Doelen entstanden. Foto: de Woerd
An Sonntag führte Yannick Nézet-Séguin seine Rotterdamer zum letzten Mal nach Dortmund. Das Konzert hat auch gezeigt, wie er das Orchester in den neun Jahren nach Valery Gergiev verändert hat.
Ein Orchester mit großer Klangkultur
Eine große Klangkultur haben die Niederländer. In Mozarts Klavierkonzert KV 595 zelebrierte der 42-jährige Kanadier am Pult die mit einer kleinen Besetzung von nur 36 Musikern. Äußerst delikat und luftig klang dieser Mozart, in dem die Musik atmete und von allen Stimmen höchst empfindsam ausmusiziert war. Für den amerikanischen Pianisten Nicholas Angelich war die überaus sensible Begleitung ein Geschenk.
Finale weckte Frühlingssehnsucht
Mit den Fingerspitzen ertastete der 47-Jährige die sanften Klangwelten des langsamen Satzes. Langsam, aber sehr sanglich spielte er Mozarts letztes Klavierkonzert, dessen Melodie von „Komm lieber Mai und mache“ im Finale Frühlingssehnsucht weckte. Ebenso weich und kultiviert im Ton dankte Angelich mit Schumanns „Von fremden Menschen und Ländern“ als Zugabe.
Der Dirigent als Motivator und kluger Analytiker
Auch Bruckners vierte Sinfonie, die „Romantische“ dirigierte Yannick Nézet-Séguin ohne Taktstock, und auswendig. Und die feinen Nuancen, die der Kanadier in dem Mozart-Konzert ausarbeiten ließ, hörte das Publikum im ausverkauften Saal auch in dem romantischen, 90 Jahre jüngeren Werk von 90 Musikern.
Wie sich dieser Dirigent vom impulsiven Motivator zum klugen Analytiker, der spannungsvoll musizieren lässt, entwickelt hat, ist fantastisch. Und das Orchester, noch mit Bruckners Achter vor fast zwei Jahren im Konzerthaus Dortmund in bester Erinnerung, übergibt er seinem Nachfolger als Klangjuwel.