NRW-Banken sollen Geldautomaten besser schützen

Nach Serie von Sprengungen

Die Serie reißt nicht ab: Banden sprengen in Nordrhein-Westfalen Geldautomaten und verschwinden mit der Beute. Die Schäden sind immens. Jetzt schlägt das Landeskriminalamt den Banken vor, ein Einfärbesystem zu benutzen, das die Beute unbrauchbar machen und Diebe abschrecken soll. Es gibt aber auch einen anderen Schutz.

DÜSSELDORF

, 02.11.2015, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min
NRW-Banken sollen Geldautomaten besser schützen

Nach einer Serie von mittlerweile 37 Sprengungen seit März will Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen den Banken unter anderem den Einsatz von Farbkartuschen empfehlen, sagte eine LKA-Sprecherin am vergangenen Mittwoch. „In den Niederlanden wird das so gemacht. Seitdem sind solche Vorfälle extrem zurückgegangen“, stellte sie fest.

Bei der Sprengung von Geldautomaten durch Diebesbanden werde das Geld eingefärbt und die Beute unbrauchbar gemacht. Das LKA werde den Banken diese und andere Sicherungsmöglichkeiten zeitnah empfehlen. Auch in anderen Ländern gebe es vermehrt den Einsatz von Farbe.

Nach Angaben des Geldautomatenherstellers Wincor Nixdorf ist diese sogenannte Tinten-Technologie in Schweden, Belgien und Frankreich Pflicht. In Deutschland steige die Nachfrage nach solchen Systemen, die nachträglich in die Bargeld-Kassetten integriert werden könnten. Bei Angriffen oder gewaltsamen Öffnungsversuchen würden die Banknoten eingefärbt.

Spreng- und Explosionsschutz

Eine Alternative zum vom LKA empfohlenen Einfärbesystem kann ein Spreng- und Explosionsschutz sein. Die Explosionen werden durch ein brennbares Gasgemisch hervorgerufen, welches mit Schläuchen durch Öffnungen am Geldautomaten eingefüllt wird. Dann geht alles schnell: Erst folgt die Zündung, dann der Knall. 

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Gesprengte Geldautomaten bleiben ein Problem

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Über eine nachträglich installierte Technik im Safe-Raum des Automaten kann eine solche Explosion verhindert werden. "Das ist alles furchtbar klein und kann in jeden Automaten eingebaut werden", sagt Dr. Klaus Messelhäußer von der TMA Technology Managment AG, die soclh einen Sprengschutz für Geldautomaten anbietet. "Natürlich steigt jetzt gerade die konkrete Nachfrage", so Messelhäußer.

Im Gerät werden an fünf Punkten Zündmechanismen installiert. Alle drei Sekunden sorgt dann ein Zündfunke dafür, dass eintretendes Gas verpufft und die Explosion so verhindert werden kann. Zusätzlich meldet ein Druckdetektor bei sich veränderndem Druck Alarm. Dieser wird dann an die Polizei und gegebenenfalls an eine Sicherheitsfirma weitergeleitet.

"Einfärbesystem verhindert den Schaden nicht"

Doch man müsse ehrlich sein, meint Messelhäußer. "Nicht alle Automaten brauchen das. Entscheidend ist die Verkehrssituation. Vor allem an großen Straßen lauert die Gefahr, nicht unbedingt in geschlossenen Filialen." Doch für ihn steht fest: "Das Einfärbesystem verhindert den Schaden nicht." Wenn die Scheine eingefärbt werden, bedeutet das ja, dass es schon zur Explosion gekommen ist.

Der Sprengschutz könnte mit rund 2200 Euro also eine gute Investition sein, denn die Kosten, die durch die Sprengschäden an den Gebäuden entstehen sind oft höher als die Schäden an den Geldautomaten und der Verlust des Bargeldes.

Wie zum Beispiel in der Filiale in Gelsenkirchen Resse. Am 23. Oktober hatten Täter hier einen Geldautomaten gesprengt und einen Schaden von 80.000 Euro verursacht. Glücklicherweise wurde die Hausstatik nicht beeinträchtigt, der Geldautomat allein koste allerdings schon 15.000 Euro, teilte ein Sprecher der Filiale mit. Der Rest seien Handwerkerkosten. 

Sicherheit erhöhen

Die Stimmung in der Filiale ist gedrückt, man denkt jetzt über Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit nach. Denn auch die Kunden reagierten schockiert auf die Sprengung. Eine Möglichkeit, die es in der nächsten Zeit zu diskutieren gelte, sei der Einsatz von Wachpersonal in der Gelsenkirchener Filiale, sagte der Sprecher. Auch das Automatenfoyer nachts zu schließen sei eine Option, über die man derzeit nachdenke. Andere Filialen in NRW haben sich bereits für diese Lösung entschieden. 

Auch Katja Schütte, Sprecherin der Sparkasse Dortmund, bestätigt: "Ja, die Sicherheit der Geldautomaten ist bei uns derzeit ein Thema. Wir nehmen die Situation der nicht abreißenden Serie an Sprengungen sehr ernst." Man habe bereits vor einigen Jahren Schutzmaßnahmen ergriffen. "Wir prüfen derzeit, ob es Sinn macht, diese Maßnahmen zu verstärken." Welchen Schutz es konkret bereits gebe, wollte Schütte nicht sagen.  

Täter weiter auf freiem Fuß

Für den Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband (RWGV), Dachverband der Genossenschaftsbanken in NRW, sei das Problem "verbandspolitisch noch kein Thema", sagt Pressesprecher Asmus Schütt. Die RWGV berate die einzelnen Genossenschaftsbanken nicht zu Sicherheitsthemen, das gehöre nicht zu ihren Aufgaben. 

Erst am vergangenen Dienstag hatte eine Bande in Krefeld zugeschlagen. Die Täter wurden trotz Fahndung mit Hubschrauber und Streifenwagen nicht gefasst.

In der Nacht zu Freitag versuchten es die Täter dann in Kleve. Hier hielten die Geldbehälter der Automaten dem Sprengversuch zwar stand, es entstand aber erheblicher Sachschaden. Der jüngste Vorfall ereignete sich in der Nacht zu Montag im Bonner Stadtteil Heiderhof. Auch hier verwendeten die Täter ein Gasgemisch, bei der Detonation des Geldautomatens wurde der Vorraum komplett verwüstet, die Verglasung zersprang.

Bei der Suche nach den Tätern tauschen sich die deutschen Ermittler mit den Niederländern aus, teilte das LKA mit. In NRW seien mehrere offensichtlich sehr professionelle Banden aktiv, die aus den Niederlanden heraus operierten.

Hier wurden in NRW 2015 Geldautomaten gesprengt (Stand: 2.11.2015):

 

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