Am Ende eines langen Kirmesabends soll ein Nachtschwärmer vor einem Jahr in Herne mit einem Messer auf einen verhassten Kontrahenten eingestochen haben. Seit Donnerstag (28.9.) beschäftigt die Bluttat vor einer Kneipe das Bochumer Landgericht. Es geht um zwei rivalisierende Männergruppen, obszöne Wortgefechte und Stiche in den Rücken. Die Anklage: gefährliche Körperverletzung.
Es passierte in der Nacht auf den 7. August 2022. Das spätere Opfer, ein 29-Jähriger, wollte laut Staatsanwaltschaft gegen 3.40 Uhr im Beisein mehrerer Freunde eine Gaststätte unweit von der Cranger Kirmes verlassen, als die Gruppe im Eingangsbereich auf den Angeklagten und dessen zehn Begleiter traf.
Im Vorbeigehen sollen sich die Männergruppen sofort gegenseitig beleidigt und provoziert haben. Unter anderem sollen dabei auch die Worte „H...söhne“ gefallen sein.
„Lass uns jetzt einfach gehen!“
„Der Angeklagte geriet daraufhin außer sich und beschloss spontan, sich an dem später Geschädigten zu rächen“, heißt es in der Anklageschrift. Mit den Worten „Ich f... den jetzt!“ soll der 22-Jährige einen seiner Begleiter aufgefordert haben, ihm ein Messer zu übergeben.
Weil der Begleiter sich aber offenbar weigerte und vielmehr versuchte, beschwichtigend auf den Angeklagten einzureden, soll der 22-Jährige seinem Freund das Messer wütend aus dessen Hosentasche gerissen haben. Der Freund soll daraufhin nochmals eingriffen, am Arm des 22-Jährigen gezerrt und gerufen haben: „Lass das sein. Lass uns jetzt einfach gehen!“ Doch der Angeklagte soll sich nicht aufhalten lassen haben.
Tumultartige Szenen
Er soll das aufgeklappte Messer mit der rechten Hand leicht verdeckt an seiner Hüfte gehalten und auf den 29-jährigen Kontrahenten zugestürmt sein. Einen ersten Angriff konnte der Wanne-Eickeler laut Anklage noch abwehren, indem er den Angeklagten mit dem Kopf nach hinten in den Schwitzkasten nahm. Daraufhin eskalierte der Streit.
Mehrere Männer aus den jeweiligen Gruppen sollen begonnen haben, aufeinander einzuprügeln. Der 22-Jährige soll die tumultartigen Szenen ausgenutzt und dem Wanne-Eickeler das Messer „mehrfach in den Bereich der rechten Niere in den Rücken“ gestochen haben. Danach, so die Anklage, flüchteten der Angeklagte und seine Begleiter in Richtung Hauptbahnhof.
Fleischwunde im Nierenbereich
Das Opfer erlitt eine sechs Zentimeter lange und zwei Zentimeter tiefe, stark blutende Fleischwunde im Nierenbereich. Der 29-Jährige war in einer Herner Klinik notfallmäßig versorgt worden.
Elf Tage nach der Bluttat hatte sich nach den Ermittlungen ein dringender Tatverdacht gegen den jetzt Angeklagten ergeben: Es war ein Haftbefehl gegen den 22-Jährigen erlassen worden. Festgenommen wurde der Herner am 18. April 2023. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
Anwalt hatte keine Zulassung
Zum Prozessauftakt hat sich der mutmaßliche Messerstecher noch nicht geäußert. Ein ursprünglich für den 15. August vorgesehener Prozessauftakt war geplatzt, weil der vorherige Verteidiger des Angeklagten kurzfristig mitgeteilt hatte, dass er keine Anwaltszulassung mehr besitzt.
Im Falle einer Verurteilung nach Anklage droht dem 22-Jährigen eine empfindliche Haftstrafe. Für den Prozess sind noch Verhandlungstage bis zum 10. November anberaumt.
Gericht urteilt: Herner Schwimmlehrer ist ein Vergewaltiger: „Lass das! Ich möchte das nicht!“
„Höllenmenschen“: Mutmaßlicher Garagenmörder aus der Nordstadt führte eine Feindesliste
Kinder-Clique verwüstet zwei Schulen: 15-Jähriger verurteilt - er war der einzige Strafmündige