„Höllenmenschen“ Mutmaßlicher Garagenmörder aus der Nordstadt führte eine Feindesliste

„Höllenmenschen“. Mutmaßlicher Garagenmörder führte eine Feindesliste
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Diese Enthüllung hat es in sich: Im sogenannten „Garagenmord-Prozess“ gegen einen Pizzakurier (27) aus der Nordstadt ist bekanntgeworden, dass der 27-Jährige auch schon Wochen vor der Erschießung eines Telekom-Mitarbeiters offenbar eine perfide geplante Hass-Tat verübt hat. Auf dem Handy des Angeklagten befand sich sogar eine regelrechte Feindesliste. Der Titel: „Höllenmenschen“.

Bei der Festnahme des Pizzakuriers in seiner Nordstadt-Wohnung am 24. Mai war in einem zusammengerollten Teppich unter dem Bett die Tatwaffe im „Garagenmord-Komplex“ entdeckt und außerdem sein Smartphone (iPhone 13 Pro) beschlagnahmt worden.

Im Prozess am Bochumer Landgericht wurde nun bekannt, dass auf dem Mobilgerät im Notizbuch-Bereich eine Textdatei „mit zahlreichen Namen“ von Personen angelegt war, mit denen der 27-Jährige offenbar im Vorfeld Konflikte hatte.

Darunter auch der Name des Dortmunder Unternehmers, den der mutmaßliche Garagenmörder im Dezember im Dortmunder Süden auf offener Straße zielgerichtet in eine Falle gelockt und ausgeraubt haben soll.

Es verdichtet sich demnach der Verdacht, dass neben dem am 7. März in seinem Auto in einer Bochumer Garage erschossenen Telekom-Mitarbeiter (58) auch das Dortmunder Raubopfer des Angeklagten keinesfalls ein Zufallsopfer gewesen ist.

Der Telekom-Mitarbeiter wurde laut Staatsanwaltschaft wegen eines vorherigen Verkehrsstreits und aus „Deutschen-Hass“ von dem Angeklagten durch sieben Pistolenschüsse (davon zwei Kopfschüsse und ein Herzdurchschuss) getötet. Mit dem Dortmunder Unternehmer soll der Pizzakurier im Sommer 2018 ein Autogeschäft abgeschlossen, sich im Nachhinein aber übers Ohr gehauen gefühlt haben.

Schüsse auf Smartphone

12.09.2023, Nordrhein-Westfalen, Bochum: Der Mitangeklagte im Prozess um einen Tiefgaragen-Mord wartet auf den Prozessbeginn. Der Hauptangeklagte ist ein 27 Jahre alter Mann aus Dortmund, der am 07.03.2023 nach einem Streit im Straßenverkehr einen Mann aus Bochum in dessen Auto in einer Tiefgarage erschossen haben soll. Foto: Roland Weihrauch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
12.09.2023, Nordrhein-Westfalen, Bochum: Der Mitangeklagte im Prozess um einen Tiefgaragen-Mord wartet auf den Prozessbeginn. Der Hauptangeklagte ist ein 27 Jahre alter Mann aus Dortmund, der am 07.03.2023 nach einem Streit im Straßenverkehr einen Mann aus Bochum in dessen Auto in einer Tiefgarage erschossen haben soll. Foto: Roland Weihrauch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ © dpa

Am 21. Dezember 2022 soll der Pizzakurier morgens verkleidet als vermeintlicher Baumfäller mit Warnweste auf dem täglichen Weg des Unternehmers zur Firma an der Hellerstraße gewartet, den Wagen gestoppt, dann plötzlich mit einer Schusswaffe auf den Kopf des Mannes gezielt und dessen Porsche geraubt haben.

Vor der Flucht soll der Pizzakurier zwei Pistolenschüsse auf das Smartphone des Raubopfers abgefeuert haben, um Notrufe zu verhindern. Die Ermittlungen ergaben, dass die verwendete Tatwaffe später auch beim „Garagenmord“ eingesetzt worden ist.

Ein Arbeitskollege des ermordeten Telekom-Mitarbeiters erinnerte sich im Prozess an einen Konflikt am 2. März auf dem Telekom-Parkplatz an der Schützenstraße.

Der später Getötete sei zum Dienst erschienen und dabei von einem Mann auf das Gelände verfolgt worden.

Der andere Mann, offensichtlich der angeklagte Pizzakurier, telefonierte demnach parallel mit der Polizei. Worum es genau gegangen sei, habe das spätere Opfer ihm nie verraten. Es habe wohl zuvor eine Art „Blockade“ im Bereich der Mallinckrodtstraße gegeben.

„Wer bist du?“

Der Notruf des Angeklagten erreichte die Polizei um 8.56 Uhr (Dauer 2:22 Minuten) und wurde vor Gericht öffentlich abgespielt.

Zu Beginn ruft eine Stimme (offenbar der Pizzakurier): „Das klären wir, ne?“ Dann beklagt er sich bei der Polizei: „Ich wurde von einem Autofahrer fotografiert. Der denkt sich irgendetwas, was ich falsch gemacht hab. Jetzt steht der vor mir...“

Der Polizist erklärt: „Ein Foto von Ihnen kann er ja machen. Er darf es halt nur nicht veröffentlichen.“ Der Angeklagte verlangt von dem Telekom-Mitarbeiter: „Ja dann lösch das.“ Der antwortet: „Wer bist du?“ und murmelt dann vor sich hin: „...geistesgestört...“ Wenig später endet der Notruf.

Der Kollege des Telekom-Mitarbeiters beschrieb die Atmosphäre auf dem Parkplatz als „spannungsgeladen“, beide Männer hätten jeder für sich aufreizend gelassen gewirkt.

„Das Lächeln des anderen Mannes hat mir dann aber irgendwie doch ein ungutes Gefühl gegeben. Es wirkte wie die Ruhe vor dem Sturm“, so der Kollege des Mordopfers.

Der Pizzakurier schweigt zu den Mord- und Raubvorwürfen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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