Museum Folkwang in Essen zeigt eine Ausstellung zur düsteren Wahrheit über Arbeit

© Jäger

Museum Folkwang in Essen zeigt eine Ausstellung zur düsteren Wahrheit über Arbeit

rnAusstellungen

Vier junge Lichtbildner haben den Doku-Preis der Wüstenrot Stiftung gewonnen. Im Essener Museum Folkwang fragen ihre Bilder nach Gerechtigkeit.

Essen

, 11.03.2022, 13:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Foto sagt alles über unsere angeblich schöne neue Arbeitswelt. Die leicht behinderte Samantha öffnet die Tür zum Büro des Betriebsleiters und bittet um einen Tag Pause, weil ihr Fuß schmerzt. Haltung und Kleidung zeigen: Sie ist eine Bittstellerin. Heiko Schäfer hat hier – größtes Lob in der Welt der Fotografie – einen „Moment der Wahrheit“ erwischt.

Firmen blasen sich auf

Schäfer ist einer von vier jungen Fotografen, die den 13. Förderpreis Dokumentarfotografie der Wüstenrot Stiftung gewonnen haben. Seit 1994 stellte das Museum Folkwang die Siegerbilder aus, die anschließend durch Deutschland und zum Schluss in die Sammlung des Hauses wandern.

Heiko Schäfer vor einem seiner Bilder. Schäfer ist einer von vier jungen Fotografen, die den 13. Förderpreis Dokumentarfotografie der Wüstenrot Stiftung gewonnen haben.

Heiko Schäfer vor einem seiner Bilder. Schäfer ist einer von vier jungen Fotografen, die den 13. Förderpreis Dokumentarfotografie der Wüstenrot Stiftung gewonnen haben. © Jäger

Die Schau sei „fantastisch geworden“, sagte Museumschef Peter Gorschlüter. Denn keinem der Preisträger hat es gereicht, Bilder an die Wand zu hängen. Schäfer zum Beispiel hat zusätzlich ein Interview mit der Hartz-IV-Aktivistin Inge Hannemann geführt, fragt sie nach Gerechtigkeit.

Jetzt lesen

Einen Raum weiter dokumentiert Luise Marchand, mit was für einer aufgeblasenen, unechten Sprache Firmen heute um Mitarbeiter werben. „You matter“ (Du bist wichtig) heißt es da. Oder es wird versprochen, „in einem sozialen Unternehmen zu arbeiten, in dem du jeden Tag mit dem Wissen aufwachst, dass du einen positiven Wandel bewirkst.“ Die Fotografin meinte dazu: „Je ungerechter die Position ist, desto mehr wird von der Liebe zur Firma gesprochen.“ Wer ihre Bilder sehen möchte, begibt sich auf eine Liege.

Textilarbeiterinnen in Bangladesh

Darf es noch eine unschöne Arbeitswelt mehr sein? Sabrina Asche hat in Bangladesh gelebt und acht Textilarbeiterinnen gebeten, ihr Leben selbst zu dokumentieren. Die Fotos werden auf einen Tisch projiziert und sind auf einen Futterstoff gedruckt worden. Der hängt nun dekorativ vor grünen Wänden, es ist die Farbe der dortigen Nationalflagge. Aber im Gegensatz zu unserer täglichen Kleidung zeigt er die Armut, in der die Frauen leben müssen.

Etwas um die Ecke gedacht hat Wenzel Stählin, der Körper und Architekturmodelle in Fotos kombiniert. Doch auch hier beweist etwa ein Hochhaus der Commerzbank, wie sehr die Architektur das menschliche Maß verloren hat.

Jetzt lesen

Museum Folkwang Essen: bis 29.5., Di/Mi/Sa/So 10-18, Do/ Fr 10-20 Uhr. Gut zu kombinieren mit der Impressionisten-Schau (bis 15.3.).
Lesen Sie jetzt