Kurator Alexander Braun vor einer Wandgestaltung mit Bernie Wrightsons Frankenstein aus dem Jahr 1983.

© Strauss

„Horror im Comic“ - Neue Ausstellung im Schauraum Dortmund lädt zum Gruseln ein

rnSchauraum Dortmund

Die neue Ausstellung im Dortmunder Schauraum befasst sich mit „Horror im Comic“. In einigen Geschichten finden sich überraschende Wendungen.

Dortmund

, 25.02.2022, 11:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zombies, Vampire, Geister und Frankensteins Monster sind Protagonisten der neuen Ausstellung im Comic-Schauraum Dortmund. Wer sich einmal richtig gruseln möchte, ist hier genau richtig. „Horror im Comic“ heißt die Schau mit 72 Originalwerken aus 70 Jahren gezeichnetem Entsetzen.

Mit Blick auf die Ukraine-Krise komme es ihm seltsam vor, eine Comic-Ausstellung vorzustellen, erklärt Kurator Alexander Braun am Donnerstag. „Eigentlich ist es aber das Thema von Horror. Er ist immer ein Bereich der Kultur gewesen, der diesen dunklen, bösen Bereich erkundet, wo etwas stattfindet, was wir uns nicht vorstellen können oder wollen“, so Braun. Und: „Wenn wir uns die Situation heute in der Weltpolitik anschauen, dann haben wir da verblüffende Parallelen zu der Zeit, als die Horror-Comics begannen.“

Selbstzensur nach 1954

Es war die erste Phase des Kalten Krieges, als 1950 der EC-Verlag begann, Horror-Comics im großen Stil zu publizieren. Er trat damit eine Welle los, die allerdings nicht lange währte. 1954 verabschiedete die Comic-Industrie in den USA einen Selbstzensur-Code. Ziel sei es gewesen, die anderen Titel zu schützen, weil die gesellschaftlichen Widerstände so stark gewesen seien, erklärt Braun. Verboten waren praktisch alle „erwachsenen“ Themen wie eben Horror und Verbrechen, aber auch politische, religiöse und gesellschaftskritische Themen.

Es setzte, wie Braun es nennt, ein „Kulturkampf der Generationen“ ein. Kinder und Jugendliche kauften Comic-Hefte von ihrem Taschengeld. Den Erwachsenen war es ein Dorn im Auge, dass die junge Generation eine eigene Jugendkultur ausbildete. So kam es auch zu Comic-Verbrennungen.

Comic-Verbrennung in Chicago im Dezember 1947. Schulen, Kirchen und Pfadfinderverbände organisierten Verbrennungen von Horror-Comic und Comic-Heften als "Schundliteratur". Daraus resultierte die Selbstzensur der Comic-Industrie im Jahr 1954.

Comic-Verbrennung in Chicago im Dezember 1947. Schulen, Kirchen und Pfadfinderverbände organisierten Verbrennungen von Horror-Comic und Comic-Heften als "Schundliteratur". Daraus resultierte die Selbstzensur der Comic-Industrie im Jahr 1954. © Pressefoto, Privatbesitz

Dabei habe der EC-Verlag in den frühen 50er-Jahren immer fest mit beiden Beinen auf der amerikanischen Verfassung gestanden, so Braun. „Die Geschichten hatten immer einen ganz harten moralischen Kern.“ Sie sprachen sich gegen Rassismus und gegen das Lynchen aus und prangerten die Gier an.

Ein Comic, der in der Ausstellung zu sehen ist, handelt zum Beispiel von drei Geschäftsfreunden, die im Polarkreis nach neuen Uranvorkommen suchen. Doch ihr Scout warnt vor einem im Eis eingefrorenen Vampir und plädiert dafür, die Finger davon zu lassen.

Es kommt, wie es kommen muss: Einer der drei Freunde beschließt ein Feuer zu machen und den Vampir aufzutauen, um seine beiden Mitstreiter auszuschalten, damit er das Rohstoffvorkommen ganz für sich alleine hat.

Überraschende Pointe

Doch die EC-Comics haben immer eine überraschende Pointe, erklärt Braun. So auch in diesem Fall: Der Geschäftsmann rettet sich in eine Hütte und will einfach warten, bis die Sonne aufgeht und der Vampir zu Staub zerfällt. Doch am Polarkreis wird es zum Teil monatelang nicht hell. Der Vampir kann also warten, bis sein Opfer sich ergibt oder verhungert.

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Neben den EC-Comics finden sich auch Horror-Comics aus Japan und Italien in der Ausstellung. Auch Micky Maus auf Geisterjagd ist vertreten. Die unbekannte Tiefsee wird von den Comics genauso erforscht wie der Weltraum. Und die Zombies der Walking Dead dürfen nicht fehlen.

Empfohlen wird die Ausstellung ab 16 Jahren. Ein Katalog mit ausführlichen Erläuterungen von Alexander Braun wartet noch auf den Andruck.

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Schauraum comic+cartoon in Dortmund: „Horror im Comic“, bis 14.8.22, Max-von-der-Grün-Platz 7, Nähe Hauptbahnhof, Di/Mi/Sa/So 11-18 Uhr, Do/Fr bis 20 Uhr, Eintritt frei.
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