Münchener Kardinal Marx will Aufarbeitung von Missbrauch: „Ich klebe nicht an meinem Amt“

Missbrauchs-Skandal

Ein Gutachten hatte dem Münchner Erzbischof im Umgang mit den Fällen von Kindesmissbrauch Fehlverhalten attestiert. Sein Amt räumen will Kardinal Marx aber dennoch nicht.

München, Hannover

27.01.2022, 11:57 Uhr / Lesedauer: 1 min
Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, hat seinen Rücktritt angeboten - erneut.

Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, hat seinen Rücktritt angeboten - erneut. © picture alliance/dpa/dpa-Pool

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx will als Erzbischof von München und Freising im Amt bleiben, obwohl ihm in einem Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen vor einer Woche Fehlverhalten vorgeworfen worden war.

„Ich klebe nicht an meinem Amt“, sagte Marx am Donnerstag in einer Pressekonferenz in München. Sein Angebot eines Amtsverzichtes im vergangenen Jahr sei sehr ernst gemeint gewesen. Papst Franziskus habe anders entschieden und ihn aufgefordert, seinen Dienst weiterzuführen. „Ich bin bereit, auch weiterhin meinen Dienst zu tun, wenn das hilfreich ist für die weiteren Schritte, die für eine verlässlichere Aufarbeitung, eine noch stärkere Zuwendung zu den Betroffenen und für eine Reform der Kirche zu gehen sind“, sagte Marx.

Die Aufarbeitung der Geschehnisse sei aber von immenser Bedeutung. „Für mich ist die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs Teil einer umfassenden Erneuerung und Reform, wie das der Synodale Weg aufgegriffen hat“, sagte der Kardinal am Donnerstag. „Es gibt keine Zukunft des Christentums in unserem Land ohne eine erneuerte Kirche!“ Marx machte deutlich, dass allerspätestens jetzt Zeit für Veränderungen sei. „Wir wissen jetzt genug, damit wir hinschauen und jetzt anders handeln können.“

Keine personellen Konsequenzen

Personelle Konsequenzen zog Marx dabei zunächst nicht. Jeder Verantwortliche solle selbst prüfen, wo er sich schuldig gemacht und welche Folgen er daraus zu ziehen habe, sagte er. Die Gutachter werfen auch dem Erzbischof selbst zwei Fälle von Fehlverhalten beim Umgang mit Verdachtsfällen vor.

Er werfe sich vor, dass er engagierter hätte handeln können und ein einem Fall nicht aktiv auf Betroffene zugegangen zu sein, sagte Marx. Es sei für ihn persönlich unverzeihlich, die Betroffenen übersehen zu haben. „Ich war und bin nicht gleichgültig.“

Ein vor einer Woche vorgestelltes Gutachten hatte Marx und früheren Münchner Erzbischöfen Fehlverhalten im Umgang mit Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch vorgeworfen.

dpa

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